Treffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio in Sarajevo

Religionsführer im Balkan rufen zu Frieden auf

Sant'Egidio veranstaltet seine jährlichen Friedenstreffen immer in unterschiedlichen Städten. In diesem Jahr folgten hochrangige Vertreter aus Politik und Kirche dem Ruf der Gemeinschaft nach Sarajevo - 20 Jahre nach Beginn des Bosnien-Krieges.

 (DR)

Zur Eröffnung eines Interreligiösen Friedenstreffens am Wochenende in Sarajevo äußerten sich der dortige Kardinal Vinko Puljic, der Belgrader serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej und Großmufti Mustafa Ceric aus Sarajevo in entsprechenden Botschaften und Predigten. Die höchsten religiösen Würdenträger Bosniens und Serbiens riefen dabei zu einem Ende gegenseitiger Schuldzuweisungen, von Bitterkeit und Hass auf.



Das Treffen der katholischen Gemeinschaft Sant"Egidio endet am Dienstag mit einem "9/11-Gedenktag", einer großen Friedensprozession, einem Gebet und einem Aufruf aller Religionen. Papst Benedikt XVI. rief in einem Grußwort zu einer "Allianz der Religionen" zum gemeinsamen Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit auf. Dieser Allianz sollten sich auch nichtreligiöse Menschen anschließen.



Patriarch Irinej sagte in Sarajevo, er hoffe, dass eine neue Generation aufwachse, die nicht vom Gefühl des Hasses geprägt sei und verschont bleibe "von den schrecklichen Erfahrungen des Konflikts". Es handelt sich um den ersten Besuch des serbischen Kirchenoberhaupts in Sarajevo.



Kardinal Puljic sagte, das Friedenstreffen in Sarajevo solle "der Welt zeigen, dass Koexistenz nicht nur möglich ist, sondern dass sie der einzige Weg ist". Wenn die Grundregeln dafür im Alltag beherzigt würden, könnten die Menschen im Balkan "Bauleute des Friedens und Hoffnungsträger für morgen" werden.



Großmufti Ceric erinnerte an die 11.000 Opfer der Belagerung Sarajevos von 1992 bis 1996. Sie seien eine Mahnung, "Gott zu geloben, dass wir alles uns Mögliche tun werden, damit sich so etwa nie mehr ereignet".



Sant"Egidio veranstaltet seine jährlichen Friedenstreffen nach dem Vorbild der historischen Weltgebetstage für den Frieden in Assisi (1986 und 2010) in verschiedenen Städten, um die Friedensbotschaft von Assisi zu verbreiten. Im Vorjahr war München Schauplatz. Seit 2002 finden die Treffen immer im September statt, um auch der Opfer der Terroranschläge auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001 zu gedenken.



Das Thema des Treffens in Sarajevo lautet "Zusammenleben ist die Zukunft - Religionen und Kulturen im Dialog". Aus Westeuropa und den USA hatten sich EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, Italiens Ministerpräsident Mario Monti, vier französische Kardinäle, Rabbiner Israel Singer und Maram Stern vom Jüdischen Weltkongress sowie der Generalsekretär des Weltkirchenrates Olav Fykse Tveit angesagt.