Grenzdurchgangslager Friedland bereitet sich auf syrische Flüchtlinge vor

"Umgänglich und problemfrei"

Die ersten hundert von insgesamt mehr als 5.000 syrischen Flüchtlingen werden im Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen erwartet. Die Menschen haben bereits eine Odyssee von Auffanglagern hinter sich.

Flüchtlinge im Grenzdurchgangslager Friedland (dpa)
Flüchtlinge im Grenzdurchgangslager Friedland / ( dpa )

Der Boden in Baracke Nummer 42 ist frisch gewischt, die Betten sind bezogen, vor der Tür steht noch ein blauer Müllsack. Hier und in ein Nachbargebäude sollen an diesem Mittwoch 109 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien einziehen. Das Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen wird ihre erste Station in Deutschland sein. "Wir erwarten viele komplette Familien, Mütter mit Kindern und einige Einzelpersonen", berichtet der Leiter der Einrichtung, Heinrich Hörnschemeyer.

Sie sind die ersten von insgesamt 5.000 syrischen Flüchtlingen, die in Deutschland ohne Asylverfahren ein Aufenthaltsrecht erhalten. Alle haben ihr Heimatland bereits vor Monaten verlassen und zuletzt in Auffanglagern im Libanon, in Jordanien oder der Türkei gelebt.

Dort wurden sie vom UN-Flüchtlingskommissariat und Vertretern der Bundesregierung für die Reise in die Bundesrepublik ausgewählt.

Manche werden glücklich sein, andere depressiv

Der für das Lager zuständige Pastor Martin Steinberg vermutet, dass die syrischen Flüchtlinge in ganz unterschiedlicher Verfassung in Friedland ankommen. "Einige werden sich unglaublich glücklich und in Freiheit fühlen", sagt der Pfarrer. Viele verfielen aber auch in Depressionen, weil sie alles hinter sich gelassen hätten.

Nach der Begrüßung, einer ersten Mahlzeit und der Verteilung auf die Zimmer am Mittwochabend bekommen die Syrer in den folgenden Tagen ein Taschengeld in Höhe von jeweils 20 Euro sowie Informationen über künftige Sozialleistungen und die in Friedland tätigen Hilfswerke.

Mehrere Dolmetscher für Arabisch stehen für die Neuankömmlinge bereit. Unterstützung, davon ist Hörnschemeyer überzeugt, leisteten sicher auch die schon länger im Lager lebenden rund 160 Asylsuchenden aus Syrien.

Landeskunde und Alltagstipps für die Erwachsenen

Große logistische Herausforderungen erwartet Hörnschemeyer in den nächsten beiden Wochen ebenso wenig wie Spannungen zwischen Syrern und anderen Bewohnern. Mit rund 460 Personen - die meisten sind Asylsuchende, eine Minderheit kam als Spätaussiedler - ist Friedland derzeit nicht voll ausgelastet. "Und die Syrer, die gelten hier als sehr umgänglich und problemfrei", ist seine Erfahrung.

Ab Montag können die Erwachsenen an sogenannten Wegweiser-Kursen teilnehmen. "Sie dauern eine Woche und bestehen aus ein bisschen Sprachunterricht, ein bisschen Landeskunde und Alltagstipps", erläutert Hörnschemeyer. "Zum Beispiel, wie das hier mit den öffentlichen Verkehrsmitteln läuft und dass man bei Rot möglichst nicht über die Straße geht."

Schule ohne Klassenarbeiten für die Kinder

Die Kinder werden währenddessen von Erzieherinnen und Erziehern auf ihren Schulalltag in Deutschland vorbereitet. Da gehe es dann auch schon um "so etwas wie Pünktlichkeit und gewisse Regeln".

"Klassenarbeiten werden aber in Friedland noch nicht geschrieben", sagt Hörnschemeyer und lacht.

In den letzten Tagen ihres Aufenthaltes sollen sich die Flüchtlinge auf ihre Weiterreise vorbereiten. Sie werden nach einem Schlüssel auf die einzelnen Bundesländer verteilt - knapp zehn Prozent von ihnen bleiben in Niedersachsen. Bis zum 25. September hätten alle das Lager wieder verlassen.


Syrische Flüchtlinge im Libanon  (dpa)
Syrische Flüchtlinge im Libanon / ( dpa )
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epd