Zehntausende Syrer hoffen auf Asyl

Flucht vor Gewalt und Krieg

UN-Flüchtingshochkommissar António Guterres hat die europäischen Staaten aufgefordert, unbegrenzt syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Deutschland steht im Vergleich gut da.

Syrische Flüchtlinge in einem Aufnahmelager (dpa)
Syrische Flüchtlinge in einem Aufnahmelager / ( dpa )

Gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ sagte Guterres, dass Europa die Last der Flüchtlinge gemeinsam mit den Nachbarn Syriens schultern solle. Alle, die kommen wollen, sollten willkommen sein, so der UN-Flüchtlingshochkommissar.

Lob für deutsches Engagement

Gleichzeitig lobte er das deutsche Engagement. Mit seinem Aufnahmeprogramm für 5.000 Syrer liefere Deutschland ein wichtiges Beispiel. Er hoffe, dass mehr Staaten mit ähnlichen Entscheidungen den Menschen helfen, vor der Gewalt zu fliehen, sagte der UN-Flüchtlingskommissar. Deutschland hat seit Beginn des Krieges im März 2011 etwa 15.500 syrische Asylbewerber aufgenommen und wird weitere 5.000 Flüchtlinge im Rahmen eines UN-Kontingentprogramms aufnehmen. Das erste Charterflugzeug mit 110 dieser Flüchtlinge soll an diesem Mittwoch in Hannover landen.

Die Bundesländer sind sich einig, über das Kontingent von 5.000 Flüchtlingen hinaus, syrische Flüchtlinge die Verwandte in Deutschland haben, aufzunehmen. Baden-Württemberg will 500, Nordrhein-Westfalen 1.000 zusätzliche Syrer aufnehmen, die anderen Länder haben bisher keine Zahlen genannt. Angesichts des Leids im Bürgerkriegsland Syrien wächst in Deutschland der Druck, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Unionsfraktionschef Volker Kauder machte sich ebenso wie der niedersächsische SPD-Innenminister Boris Pistorius dafür stark, die bisher zugesagte Aufnahme von 5000 Menschen auszuweiten. Hans-Peter Friedrich wies die Forderungen jedoch zurück. Er setzt auf eine europäische Flüchtlingskonferenz.

Schweden als Vorbild

UN-Flüchtlingshochkommissar Guterres wies darauf hin, dass die Nachbarn Syriens wegen der Flüchtlingsströme gesellschaftlich und wirtschaftlich unter extremem Druck stünden. In Europa haben seit Beginn des Krieges im März 2011 etwa 45.000 syrische Staatsbürger Asylanträge in Europa gestellt. Davon entfallen ein Drittel alleine auf Deutschland, ein weiteres Drittel auf Schweden und auf alle restlichen EU-Staaten die übrigen 15.000 Asylbewerber. Schweden hat als bisher einziges europäisches Land verkündet, auf unbestimmte Zeit allen Asylanträgen von syrischen Flüchtlingen stattzugeben. Bisher haben in Europa neben Deutschland und Schweden nur Österreich und die Schweiz angekündigt, Flüchtlingskontingente aufzunehmen. Frankreich und Großbritannien haben jeweils etwa 2.000 Syrer aufgenommen. Die beiden Staaten wollen jeweils 500 Syrer ins Land lassen, sagte Uwe Telöken vom UNHCR, dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen, der Zeitung "Die Welt".

Katholische Kirche fordert Großzügigkeit

Auch die Katholische Kirche mahnte weitere Hilfen an. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sagte dem "Focus": "Wir können und müssen noch mehr tun!" Er plädierte für eine abgestimmte Politik zur Aufnahme der Flüchtlinge: "Gefordert sind hier Großzügigkeit und ein fairer Lastenausgleich." An die Vertreibung der syrischen Bevölkerung erinnerte auch Kardinal Robert Sarah, Präsident des päpstlichen Caritas-Rates "Cor Unum“. "Wenn man an mögliche bewaffnete Einsätze denkt, lässt sich eine Eskalation der Lage vorhersehen, die fürchterliche Folgen hätte“, so der Kardinal im Gespräch mit der Vatikanzeitung "L´Osservatore Romano“. Der Rat "Cor Unum“ und Caritas Internationalis arbeiteten weiterhin an der Koordinierung der Hilfsmaßnahmen, sowohl für Vertriebene innerhalb Syriens als auch für Flüchtlinge, die das Land bereits verlassen haben.


Syrer auf der Flucht (dpa)
Syrer auf der Flucht / ( dpa )
Quelle:
KNA , epd , dpa