Schimon Peres ist 90 Jahre alt

Der älteste Staatschef der Welt

Der älteste Staatschef der Welt, Israels Präsident Schimon Peres, ist 90 Jahre alt. Seinen Geburtstag feierte der unermüdliche Streiter für Frieden im Nahen Osten in kleinem Kreis.

Schimon Peres (dpa)
Schimon Peres / ( dpa )

Der runde Geburtstag mitten in der Sommerpause wurde schon im Juni mit einer vorgezogenen Riesen-Gala entsprechend gefeiert. 3000 Gäste, unter ihnen viel Prominenz, waren gekommen. Ex-US-Präsident Bill Clinton, die jüdisch-amerikanische Sängerin Barbra Streisand und der amerikanische Schauspieler Robert de Niro gaben sich die Ehre. Der frühere britische Premier Tony Blair bezeichnete Peres als "den jüngsten 90-Jährigen, den ich kenne".

Eigentlicher Star der Gala aber war der unerschütterliche Optimist Peres, der kaum eine Gelegenheit auslässt, trotz aller Zweifel zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern aufzurufen. Im Ausland ist er vielleicht gerade deshalb einer der wenigen israelischen Politiker mit hohen Sympathiewerten. In seiner Heimat aber gibt es nicht Wenige, die seinen Optimismus für etwas weltfremd halten. Dennoch genießt er generell hohes Ansehen beim israelischen Volk.

Vom umstrittenen, linksorientierten Politiker hat er sich zur nationalen Vaterfigur gewandelt, die sich um den Zusammenhalt der vielen Segmente der tief gespaltenen israelischen Gesellschaft bemüht. Der letzte Repräsentant der politischen Gründergeneration wird auch für seine - trotz seines hohen Alters - schier endlos wirkende Energie bewundert.

Behutsame Sprache

Seit seinem Amtsantritt 2007 hat der zweimalige frühere Ministerpräsident auch eine aktive Rolle in der internationalen Diplomatie übernommen, obwohl das Präsidentenamt eigentlich auf Repräsentation ausgerichtet ist. Zwar arbeitet er eng mit dem konservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu zusammen, bedient sich dabei nach außen hin aber einer weniger robusten und dafür eher behutsamen Sprache. Immer wieder wirft Peres sein Prestige in die Waagschale, das er im Westen als Architekt der früheren Friedensabkommen mit den Palästinensern und Repräsentant des aufgeklärten Israels genießt, um sein Land vor wachsender internationaler Isolation zu schützen.

In der arabischen Welt gilt Peres, der 1994 gemeinsam mit dem damaligen PLO-Chef Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, jedoch eher als Opportunist, dessen Wort nur wenig Gewicht hat. Als Peres im Mai ein Bekenntnis zur Zwei-Staaten-Lösung ablegte, antwortete der palästinensische Chef-Unterhändler Saeb Erekat: "Das würden wir doch lieber aus Netanjahus Mund hören."

Immerhin ist der israelische Friedensvisionär, der 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ost-Polen geboren wurde, auch als Vater des israelischen Atomprogramms bekannt. Peres, ein Vetter der früheren Hollywood-Schauspielerin Lauren Bacall, wanderte 1934 ins damalige Palästina ein. Erst Hirte und Kassenwart einer Kollektivsiedlung, wurde er als junger Mann Mitglied der jüdischen Untergrundarmee Hagana. 1946 begann er seine politische Karriere in der Arbeitspartei und übernahm im Laufe der Jahrzehnte mehrere Ministerämter.

Optimist trotz Niederlagen

Nach der Ermordung Izchak Rabins, Peres' Partner bei den Friedensvereinbarungen mit den Palästinensern, am 4. November 1995 übernahm er dessen Amt und wurde zum zweiten Mal Ministerpräsident. Nur sechs Monate später verlor er jedoch die Wahl, aus der Netanjahu als Sieger hervorging.

Ungeachtet aller Rückschläge bei den Bemühungen um einen friedlichen "neuen Nahen Osten" erscheint Peres als ewiger Optimist. "Erlauben Sie mir, ein Träumer inmitten meines Volks zu bleiben und die Sonnenseite unseres Staates zu repräsentieren", sagte er bei seiner Antrittsrede. Vielleicht hat sein langes Werben für einen friedlichen Nahen Osten auch die neuen Gespräche zwischen Israelis und Palästinenser mit möglich gemacht. Zumindest sind die neuen Friedensbemühungen ein perfektes Geburtstagsgeschenk.


Quelle:
dpa