Bischofskonferenz: Neue Abmahnung gegen Pfeiffer

Noch nicht ausgestanden

Die Deutsche Bischofskonferenz wehrt sich weiter mit juristischen Schritten gegen den Kriminologen Christian Pfeiffer und dessen Vorwürfe, die Bischöfe hätten die Erstveröffentlichung von Forschungsergebnissen verhindern oder zensieren wollen.

 (DR)

Anwälte des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) haben am Freitag an Pfeiffer und sein Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) "eine konkretisierte Abmahnung gerichtet", bestätigte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Samstag in Bonn auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Dies sei aus rechtlichen Gründen erforderlich. Zudem hätten die Anwälte den Bischöfen empfohlen, "die erforderlichen gerichtlichen Schritte einzuleiten", wenn diese «konkretisierte Unterlassungsverpflichtungserklärung nicht abgegeben werden sollte».

Die Frist dafür laufe am Montagabend ab. Pfeiffer habe sich ebenfalls am Freitag in einem Brief an Erzbischof Robert Zollitsch, den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, gewandt und um die Rücknahme der Unterlassungsverpflichtungserklärung gebeten. Kopp nannte den Vorschlag und das Vorgehen des Kriminologen "inakzeptabel", auch weil dieser zunächst die Medien über den Schritt informiert und den Brief erst dann dem Adressaten zugesandt habe.

In der Erklärung soll sich der Kriminologe unter anderem dazu verpflichten, nicht weiter den Eindruck zu erwecken, es gebe keine neueren Vertragsentwürfe als den auf der KFN-Homepage veröffentlichten vom Mai 2012. Die späteren Entwürfe, die Pfeiffer nicht veröffentliche, zeigten aber sehr deutlich, dass der Bischofskonferenz nicht der Vorwurf gemacht werden könne, sie habe "in den Verhandlungen seit Juni 2012 irgendwelche Wünsche geäußert, nach denen es möglich gewesen wäre, die Erstveröffentlichung von Forschungsergebnissen zu verhindern beziehungsweise zu zensieren".

Vorgehen gegen Falschdarstellungen

Sollten Pfeiffer oder das KFN eine solche Behauptung aufstellen, was bisher nicht ausdrücklich erfolgt sei, werde den Bischöfen empfohlen werden, "auch gegen solche Falschdarstellungen rechtlich vorzugehen".

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte im Sommer 2011 zwei Projekte zur Erforschung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche gestartet. Für eine der beiden Studien war das KFN unter der Leitung Pfeiffers zuständig. In der vergangenen Woche wurde das Ende der Zusammenarbeit verkündet und zugleich angekündigt, die Studie mit anderen Partnern fortzusetzen. Die Bischöfe erklärten zur Begründung, sie hätten kein Vertrauen mehr in Pfeiffer. Zugleich unternahmen sie rechtliche Schritte, um ihm den Vorwurf der Zensur zu untersagen.

Pfeiffer sprach aber weiterhin in Interviews und Talkshows von versuchter «präventiver Zensur» durch die Kirche. Die Bischöfe hätten nach Beginn des Forschungsprojekts im Jahr 2011 neue Regeln zur wissenschaftlichen Auswertung und Publikation der Ergebnisse aufstellen wollen. In einem Vertragsentwurf habe es sinngemäß geheißen, dass man über die Texte im Beirat diskutiere, dass aber nichts veröffentlicht werden dürfe, wenn man sich nicht einige. Auch dies, so die Bischofskonferenz, sei zwar in dem Vertragsentwurf vom Mai 2012 enthalten gewesen, aber in späteren Entwürfen nicht mehr. Dies aber erwähne Pfeiffer in seinen öffentlichen Äußerungen nicht.

Bischof mahnt Selbstkritik an

Nach dem Ausstieg der katholischen Kirche aus dem Forschungsprojekt mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer hat der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke zur Selbstkritik aufgerufen. Die Bischöfe müssten sich der Frage stellen, warum die Probleme, an denen die Zusammenarbeit letztlich gescheitert sei, nicht schon am Anfang im Blick gewesen seien, sagte Hanke am Wochenende beim Neujahrsempfang des Eichstätter Diözesanrats. Zu fragen sei auch, warum überhaupt die Wahl auf Pfeiffer gefallen sei. Am Montag tagt der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz in Würzburg.

Die Kirche arbeite mit anderen renommierten Wissenschaftlern bereits zusammen, erklärte der Bischof. Pfeiffer werde außerdem "von manchen seiner Fachkollegen skeptisch und kritisch beurteilt". Hanke bedauerte den durch den Bruch entstandenen öffentlichen Eindruck. Es sei das falsche Bild entstanden, dass es der katholischen Kirche an Aufklärungswillen fehle. Davon könne keine Rede sein. Aufklärung und fachliche Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Kirche seien nicht abgesagt worden, es müsse nur der Projektleiter ausgewechselt werden. "Wir verlassen nicht das Spielfeld, brauchen aber einen neuen Trainer."


Quelle:
KNA