Die Architektur, die auch Minarett und eine Kuppel aus Glas vorsieht, präsentiert sich hell und offen. Bauherr ist die Türkisch-Islamische Ditib-Gemeinde zu Aachen. Auf 3.230 Quadratmetern sollen neben dem eigentlichen Gebetsraum auch Mehrzweckräume, Gewerbebetriebe, eine Cafeteria, Schulräume und ein Frauenzentrum unterkommen. Im Untergeschoss finden eine Küche und eine Tiefgarage Platz. Vorgesehen sind soziale Angebote etwa in der Jugend- und Seniorenarbeit, Veranstaltungen zum interreligiösen und -kulturellen Dialog, Bildungskurse für Männer, Frauen und Kinder. Der Bau sei "mit großer Aufmerksamkeit und viel wohlwollender Aufnahme begleitet" worden, heißt es aus der Gemeinde. Für sie geht bald ein jahrzehntelang gehegter Traum in Erfüllung.
Der große Teil der Aachener Bevölkerung befürwortet die Moschee in dem durch einen sehr hohen Ausländeranteil geprägten Ostviertel. Es kam sogar zu großangelegten Solidaritätsaktionen, als Rechtsradikale zu Anti-Moschee-Demos aufriefen. Politik, Religionen und Gewerkschaften organisierten den Gegenprotest. "Aachener aller Nationalitäten, Kulturen und Religionen" sollten sich der braunen Aktion widersetzen, so ihr Appell.
Es sei Konsens aller Parteien und Religionsgemeinschaften in der Stadt, dass die Moschee wünschenswert sei, erläuterte Bürgermeisterin Margrethe Schmeer (CDU). Gerade hier sei der Dialog der Religionen so gut, dass man sich einen Angriff auf ihn nicht bieten lassen wolle. Und Aachens Bischof Heinrich Mussinghoff betonte ausdrücklich die Religionsfreiheit, zu der auch gehöre, in eigenen und würdigen Gotteshäuser zu beten. "Die Aachener Bürgerschaft ist vernünftig und lehnt Demonstrationen ab, die ein friedvolles Zusammenleben stören", so der Bischof.
Kein Muezzin im Einsatz
Einigkeit allerorten. Das Bündnis "Wir sind Aachen - Nazis sind es nicht" triumphierte. Nicht zuletzt auch, weil die Polizei die Demo verbieten musste, da sie mit Sprengsätzen von Seiten der Rechten rechnete. Auch die Normenkontrollklage einer Anwohnerin gegen den Neubau hatte keinen Erfolg. Das Oberverwaltungsgericht Münster wies im Wesentlichen die Ansicht zurück, dass der Neubau zu hoch sei und zu nah am Grundstück der Klägerin liege.
Aachen Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) vernahm es mit Freude. 20 Jahre lang habe der zur Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) gehörende Moschee-Verein seinen Gebetsraum in einer ehemaligen Tankstelle gehabt. Damit müsse nun Schluss sein, erläuterte er.
Nun also ist bald Schluss mit dem Provisorium der Muslime in Aachen. Der dreigeschossige Rohbau steht. Der Gebetssaal misst 400 Quadratmetern. Es ist der größte Raum. Das Minarett - schlank und einfach - ist im Bau. Es wird symbolisch bleiben. Der Einsatz eines Muezzins sei nicht geplant, erläutert der Gemeindevorsitzende Abdurrahman Kol. Die Einweihung ist für nächstes Jahr vorgesehen.
Die Gemeinde finanziere den Bau vollständig aus eigenen Einnahmen und Spenden, heißt es. "Wir erhalten keine öffentlichen Mittel - weder aus Deutschland, noch aus der Türkei."
Moschee-Neubau in Aachen trifft auf viel Sympathie in der Bevölkerung
Richtfest zum Ramadan-Ende
Am Sonntag wird in Aachen Richtfest an der neuen Yunus-Emre-Moschee gefeiert, das Datum fällt mit dem Fest zum Ende des Ramadan zusammen. Ein Jahr und drei Monate wird bereits an dem Gotteshaus gebaut. Soviel ist schon klar: Der Bau ist eine Bereicherung für die Stadt, meinen nicht nur Muslime.
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