Papst trifft Ministranten aus ganz Europa

Petersplatz voller Messdiener

Die 53.000 Messdiener auf dem Petersplatz hatten auf Papst Benedikt XVI. offenbar einen verjüngenden Effekt: Die Begegnung mit ihnen erinnere ihn an die Zeit, "als ich selber Ministrant war", sagte der 83-Jährige. Um den Hals trug er das Tuch, das den jungen Teilnehmern der internationalen Pilgerfahrt in Rom als farbiges Symbol für die rund 20 Nationen dient.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
 (DR)

Der Basler Weihbischof Martin Gächter, Präsident des veranstaltenden Ministrantenverbands CIM, hatte Benedikt XVI. ein persönliches Exemplar überreicht - mit der Anmerkung, es sei «das einzige in Weiß und das einzige, das nicht getauscht werden darf».

Wenngleich die Generalaudienz mit dem Kirchenoberhaupt am Mittwoch der Programmhöhepunkt war - bei der Wallfahrt ging es vor allem um die Begegnung der Messdiener untereinander. «Das Wesentliche findet auch auf den Plätzen und Gassen Roms statt», sagt Peter Hahnen, Referent für Ministrantenpastoral bei der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz. Während die Römer vor der Sommerhitze an den Strand oder in die Berge geflohen sind, beleben Ministranten mit bunten T-Shirts, Halstüchern oder Hüten als Erkennungszeichen das Straßenbild.

Faktisch war es eine deutsche Veranstaltung. Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, bekannte einen «gewissen Stolz», dass 45.000 der mehr als 53.000 Teilnehmer aus Deutschland kamen und davon wiederum 11.000 aus seiner eigenen Erzdiözese Freiburg. Und das, obwohl die Kirche mit dem Missbrauchsskandal zuletzt keine gute Presse hatte. Das Interesse an der Wallfahrt habe dies nicht geschmälert, so Zollitsch: «Ein Zeichen, dass junge Menschen, auch wenn sie Schwierigkeiten spüren, bereit sind, sich für die Kirche zu engagieren».

Dennoch ist Altardienst für junge Katholiken nicht mehr so selbstverständlich wie vor 30 Jahren. «Minis müssen im Alltag Flagge zeigen», sagt Hahnen. Auch Bischof Gebhard Fürst weiß aus seinem Bistum Rottenburg-Stuttgart, dass Ministranten von Altersgenossen oft belächelt werden. «Sie erleben sich im Alltag als Einzelkämpfer», so Fürst. Umso wichtiger sei es, dass sie bei einem Treffen wie diesem die Einheit der Weltkirche und eine Stärkung ihrer Identität erführen.

Bestärkung war dementsprechend schon das Thema der ersten zentralen Veranstaltungen auf dem Petersplatz, dem Abendgebet am Dienstag. «Lasst euch nicht entmutigen», predigte Jos Weisgerber, Luxemburger Vorstandsmitglied des CIM. Ministranten seien nicht so wie viele Altersgenossen, für die Gott nicht mehr zähle, und europaweit sozusagen die einzigen, die noch einigermaßen regelmäßig in Gottesdiensten erschienen. Ähnlich ermutigte Benedikt XVI.: «Tut großzügig euren Dienst an Jesus, der in der Eucharistie gegenwärtig ist», sagte der Papst. «Seid bereit, dafür einzustehen, dafür zu ringen, dafür euer Leben hinzugeben, damit Jesus zu allen Menschen kommt.»

Traditionell hält sich der Vatikan aus der Vorbereitung der Ministrantentreffen heraus. Wie wichtig für die Kirchenoberen diese Art von Jugendseelsorge dennoch ist, zeigte allein die Beteiligung deutscher Bischöfe: Rund zwei Dutzend von ihnen nahmen wenigstens abschnittsweise an der Wallfahrt teil, feierten Gottesdienste mit ihren Gruppen in den großen Basiliken Roms. Auch Benedikt XVI. hatte eigens für die Begegnung mit den Ministranten seinen Sommerurlaub in Castelgandolfo unterbrochen und war mit dem weißen Helikopter des italienischen Staatspräsidenten in den Vatikan geflogen.

In den nächsten Tagen klingt die Veranstaltung aus, nach und nach werden die einzelnen Bistumsgruppen abreisen. Zwischenfälle gab es seitens der Polizei nicht zu vermelden. Ein paar Tausend Freiburger Ministranten verwandelten die Piazza Navona im Herzen Roms am Dienstag in ein Meer aus Seifenblasen - eine durchaus friedliche Demonstration jugendlicher Lebensfreude. Die Veranstalter dürften sich über eine Bilanz freuen, wie sie Patrizia auf dem Petersplatz
zieht: «So viele Menschen sind nur aus dem einen Grund hier, weil sie an Gott glauben und sich dafür engagieren», sagt die 15-Jährige aus Norddeutschland. «Alles wunderschön.»