Diakoneninstitutsleiter zur Forderung nach Diakonissen

"Nicht im Rahmen des dreigliedrigen Amtes"

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat sich dafür ausgesprochen, den Einfluss der Frauen in der katholischen Kirche zu stärken. Der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz plädierte auch dafür, Frauen zu Diakonen zu weihen. Prof. Dr. Günter Riße, Diakon und Direktor des erzbischöflichen Diakoneninstituts in Köln, sieht die Vorschläge im domradio.de-Interview kritisch.

Kardinal Meisner bei der Diakonenweihe Ständiger Diakone 2008 / © Robert Boecker (DR)
Kardinal Meisner bei der Diakonenweihe Ständiger Diakone 2008 / © Robert Boecker ( DR )

domradio.de: Herr Prof. Riße, verheiratete Männer können zu Diakonen geweiht werden - was versteht man in der Kirche unter einem "Ständigen Diakon"?
Günter Riße: Ein Ständiger Diakon hat keine vollständige Priesterausbildung absolviert, zu dem das Diakonat eine Vorstufe darstellt, sondern im Diakonat seine eigene Berufung erkannt, diese auch leben möchte und sich dafür in den Dienst nehmen lässt.

domradio.de: Was ist dann der genaue Unterschied zwischen einem Diakon und einem Priester?
Riße: Aus funktionaler Sicht, also rein von den Funktionen her, kann man sagen, der eine hat mehr, der andere weniger. Das würde zu eng und zu kurz greifen. Der Diakon macht im gesamten Amt deutlich, dass Amt hier Dienst ist. Dienst am Wort, Liebesdienst, Dienst an der Gemeinde. Dafür steht der Diakon in diesem Amt.

domradio.de: Im Mittelalter wurde das Amt des Diakons immer mehr zu einer Art Durchgangsstation zum Priesteramt - warum hat das Zweite Vatikanische Konzil die Eigenständigkeit dieses Dienstes wieder gestärkt?
Riße: Das ist historisch sehr spannend. Bis heute ist nicht ganz klar, was eigentlich dazu geführt hat, dass der Diakonat zu einer Art Durchgangsstufe verkümmert war, wobei die Kirche immer wusste, was sie tat, wenn sie Diakonweihe spendete. Aber, wie gesagt, das Amt selbst war in seiner Gestalt ein wenig verkümmert. Und das Zweite Vatikanische Konzil steht da auch in einer längeren Tradition: Schon im Mittelalter beim Konzil von Trient gab es die ersten Überlegungen, den Diakonat wieder neu zu beleben und in den Blick zu nehmen. Aber damals war die Zeit der Reformation und die Rahmenbedingungen einfach noch nicht gegeben, so dass dann erst im 19. Jahrhundert vereinzelt die ersten Bischöfe auftraten und sich Gedanken zum Diakonat machten. Und dann in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts bekam das Dienstmoment in der Kirche, der Dienstcharakter noch einmal ganz aktiv eine ganz große Wertschätzung und Bedeutung. Das führte dann dazu, dass sich das Zweite Vatikanische Konzil dieser lange Tradition anschloss und bestimmte: Für Männer, die einen Ruf zum Dienst in der Kirche verspüren, soll der Diakonat wieder eingeführt werden. Der Kölner Weihbischof Augustinus Frotz, einer der Promotoren, der Mentoren des Ständigen Diakonats in Deutschland und v.a. bei uns in Köln, hat gesagt: Damit hat das Zweite Vatikanische Konzil dem Ständigen Diakonat eine der schönsten Früchte beschert - und das stimmt auch.

domradio.de: Befürworter der Diakonenweihe der Frau sagen, dass es in der Frühen Kirche - also in der Spätantike - Frauen als Diakone bereits gegeben habe. Kritiker sagen, dass das damalige Verständnis vom Diakon ein anderes war. Wie sehen Sie das?
Riße: Ich gehöre zu der letzten Gruppe, die meinen, dass die Berufung auf das historische Vorbild sehr sorgfältig geprüft werden muss. Die historische Theologie, v.a. die Vätertheologie aus der Patristik, oder auch der liturgiegeschichtliche Befund erscheint den Fachwissenschaftlern immer bunter, immer schwieriger, immer pluraler. Das liegt daran, dass in den ersten Jahrhunderten vieles noch nicht abgeschlossen war, sei es von den Berufen her, sei es in der Terminologie und in den Worten. Das griechische Wort Diaconos ist ein männliches Wort, wurde aber auch unterschiedslos für Frauen verwendet. Oder Segnungen und Weihen - was ist das? Das ging innerhalb der ersten Jahrhunderte sehr stark durcheinander. Das war nicht ganz klar und ist es auch heute nicht. Und dann haben die Frauen ja schon von früh an in der Kirche Dienste übernommen. Man denke an die Witwen der Gemeinde, an die gottgeweihten Jungfrauen, an die weiblichen Ordensgemeinschaften. Ganz konkret bildete sich ab dem 3. Jahrhundert bildete auch der Titel Diakonisse heraus.

domradio.de: Wenn jetzt der Bischof Franz-Josef Bode anregt, über die Diakonen-Weihe der Frau nachzudenken, denken Sie dann mit?
Riß: Ich denke mit! Zusammenfassend lässt sich sagen, dass weil der Forschungsstand hier so schwierig ist, wir auch noch weiter denken müssen, um andere Formen, die vor dem dreigliedrigen Amt anstehen, andere Dienste zu schaffen. Warum nicht diesbezüglich mitdenken und nachdenken, das ist ein spannender Prozess. Wobei das dreigliedrige Amt sich da ganz klar an das Zweite Vatikanische Konzil hält, da gibt es auch nichts zu deuteln. Und noch einmal: Wenn man heute das Amt einer Diakonin schaffen würde, würde man eine ganz neue Praxis begründen und ein neues Berufsfeld schaffen. Ein Anknüpfen an die Diakone hat keineTradition, ist sehr schwierig vom Forschungsstand her. Und deshalb müssen wir weiter schauen. Auch die Theologenkommission meinte bereits, es ginge nicht darum, ein neues Diakoninnenamt im Rahmen des dreigliedrigen Amtes zu schaffen.