Papst veröffentlicht das Programm für die Nahostsynode

Frieden durch Zusammenarbeit der Religionen

Orientalische Klänge statt gregorianischem Choral: Die Vielfalt katholischer Riten und liturgischer Formen bestimmte die letzte Vorbereitungsmesse für die bevorstehende Nahostsynode. In Zyperns Hauptstadt Nikosia gab Papst Benedikt XVI. am Sonntag den Startschuss für das Bischofstreffen, das Mitte Oktober im Vatikan die schwierige Situation der Christen im Heiligen Land zum Thema der Weltkirche machen soll.

 (DR)

Nacheinander traten die sieben Patriarchen der katholischen Ostkirchen vor den Papst: Maroniten, Kopten, Melkiten, Syrer, Armenier, Chaldäer sowie die Lateiner von Jerusalem. Benedikt XVI. überreichte jedem das 40-seitige Arbeitspapier der Synode, das "Instrumentum laboris". Es war in den vergangenen Monaten auf Grundlage einer Umfrage unter den Kirchen und Bischöfen der Region erstellt worden. Die Synode will Belange der Christen im Nahen und Mittleren Osten erörtern. Neben den sieben Patriarchaten sind daher auch die katholischen Gemeinden in der Türkei wie im Iran eingeschlossen.

Das Papier beginnt mit einer Situationsbeschreibung der Lage der Christen zwischen Kairo und Bagdad. Es beschreibt, wie die politischen Konflikte in hohem Maße für die schwierige Lage der Christen verantwortlich sind. Es befasst sich mit dem christlich-islamischen Verhältnis, untersucht die Auswirkungen eines wachsenden Islamismus, aber auch das delikate Verhältnis der örtlichen Christen in Israel zum Judentum.

Unter anderem heißt es, dass die israelische Besatzung von Palästinensergebieten das tägliche Leben schwierig mache, was Bewegungsfreiheit, Wirtschaft sowie soziales und religiöses Leben betreffe. Das Papier verweist dabei auf den Zugang zu den Heiligen Stätten. Weiter listet es auf, in welchen Bereichen und mit welchen Mitteln die Christen selbst zu einer Verbesserung ihrer Situation beitragen können.

Sensibilisierung der Öffentlichkeit
Nach außen soll die Synode eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die kleine, durch Konflikte in ihrer Existenz bedrohte christliche Gemeinde erreichen. Nach innen geht es um eine Stärkung der katholischen Identität, um eine engere Zusammenarbeit der in sechs unterschiedlichen Riten und Traditionen auftretenden Katholiken.

Zu dieser internen Zusammenarbeit muss der Kontakt mit den anderen christlichen Kirchen hinzukommen. Denn Katholiken stehen in der Region meist vor den gleichen Problemen wie Orthodoxe, Armenier oder Kopten, wie Byzantiner oder Altorientalen. Darüber hinaus ist aber auch der Kontakt mit den anderen Religionen notwendig, insbesondere mit deren moderaten Kräften in Islam und Judentum. Denn, so das Papier, der Islamismus bedrohe auch die Muslime.

Infolge des israelisch-arabischen Konflikts sei der Dialog mit dem Judentum in den Kirchen des Nahen Ostens wenig entwickelt, erläutert das Papier. Eine besondere Rolle spiele er nur in Jerusalem. Ausführlich geht das Dokument auf die Unterschiede im christlichen und islamischen Verständnis von Religionsfreiheit ein sowie zu Staat und Politik. Weil der Islam keinen Unterschied zwischen Religion und Politik kenne, würden Christen in der muslimischen Welt praktisch zu "Nicht-Bürgern". Unverzichtbare Grundlage jedes Dialogs und Voraussetzung für Verbesserungen sei daher ein gründlicheres gegenseitiges Kennenlernen der Religionen. Dazu müsse die Synode nach Wegen suchen.

Wesentlicher Akzent Ökumene
Benedikt XVI. wollte mit seiner Reise nach Zypern das Terrain für das Bischofstreffen bereiten. Wesentlicher Akzent seiner dreitägigen Reise war die Ökumene. Es gelang dem Papst, die bereits guten Beziehungen zur zyprischen Orthodoxie unter Erzbischof Chrysostomos II. weiter zu festigen. Daneben enthielten seine Reden wiederholt freundliche Worte an Muslime. Bewegend war die Begegnung des 83-jährigen Papstes mit einem 89-jährigen Sufi-Meister, bei der sich beide herzlich umarmten.

Gegenseitiges Vertrauen zwischen Christen und Nichtchristen sei Grundlage für einen dauerhaften Frieden, sagte Benedikt XVI. während der Reise. Und es sei Bedingung für Harmonie unter Völkern unterschiedlicher Religionen, politischer Systeme und Kulturen. Die vom Papst einberufene Nahostsynode will mit diesen Elementen die Position der Gläubigen in den Ursprungsländern des Christentums stärken.

Johannes Schidelko (KNA)