Koordinationsrat der Muslime über Islamkonferenz weiter uneins

Ringen um gemeinsame Linie

"Bei der Debatte um die Islamkonferenz geht es um Inhalte, Konzepte und Struktur", sagt Aiman Mazyek. Im domradio.de-Interview spricht der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland über die erneut vertagte Teilnahme-Erklärung.

Autor/in:
Andreas Gorzewski
 (DR)

Die im Koordinationsrat der Muslime zusammengeschlossenen Moscheeverbände ringen weiter um eine gemeinsame Linie. Nachdem sich die vier Verbände bereits vergangene Woche nicht auf eine Teilnahme an der Islamkonferenz einigen konnten, haben sie sich am Freitag erneut vertagt. Zunächst sollen laut der Türkisch-Islamischen Union (DITIB) bei einem Arbeitsausschuss für die Konferenz des Bundesinnenministeriums noch einmal die Erwartungen der Organisationen vorgetragen werden. Anschließend solle erneut über eine gemeinsame Entscheidung beraten werden.

Die Erklärung überdeckt offenbar Meinungsverschiedenheiten. Dem Koordinationsrat der Muslime (KRM) gehören neben der DITIB noch der Islamrat, der Zentralrat der Muslime und der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) an. Sie saßen bei der ersten Islamkonferenz ab 2006 noch alle mit am Tisch. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) schloss den Islamrat nun vorläufig aus, weil Ermittlungen unter anderem gegen Funktionäre des Islamrats-Mitglieds Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) laufen.

Der vorläufige Ausschluss des Islamrats - immerhin der zweitgrößte Moscheen-Dachverband in Deutschland - spielt laut dem KRM-Sprecher Bekir Alboga aber keine Rolle in den Diskussionen über das Für und Wider der Konferenz. "Es geht nicht um die Suspendierung eines Mitglieds", betonte Alboga, der als Dialogbeauftragter für die DITIB arbeitet. Das Zögern der Verbände liege allein an den Themen und Teilnehmern, die vom Bundesinnenministerium benannt wurden. Keiner der Verbände habe die Islamkonferenz als solche abgelehnt.

Vor anderthalb Wochen hatte der Zentralrats-Vorsitzende Ayyub Axel Köhler noch in der "Frankfurter Rundschau" erklärt, dass eine Teilnahme der Verbände an der Konferenz völlig offen sei. Auch Köhler hatte die Zusammensetzung der muslimischen Vertreter beklagt, da neben fünf Verbandsvertretern - davon nur drei des Koordinationsrates - auch zehn unabhängige Muslime mit am Tisch sitzen sollen. Außerdem hatte Köhler moniert, dass Themen wie Islamfeindlichkeit und Rassismus auf der Tagesordnung fehlten. "Wir haben auf der letzten Islamkonferenz über Islamismus und Islamischen Religionsunterricht schon reichlich diskutiert", kritisierte auch der VIKZ-Dialogbeauftragte Erol Pürlü.

Weitere Gesprächsmöglichkeiten sollen ausgelotet werden
Trotz der gemeinsamen Kritik können sich die Verbände aber weiter nicht einigen, wie sie vorgehen wollen. Ob eine Islamkonferenz ohne die große Mehrzahl der Moscheevereine erfolgreich über Islamischen Religionsunterricht, Gleichberechtigung oder Sicherheitspolitik reden könnte, ist durchaus fraglich. Darauf will es jedoch zumindest ein Teil der Verbandsvertreter nicht ankommen lassen. Deshalb sollen weitere Gesprächsmöglichkeiten ausgelotet werden. Dass ein Konferenzboykott ins Leere laufen könnte, hatte die DITIB bereits 2007 erfahren müssen, als sie aus Protest gegen die Politik der Bundesregierung dem Integrationsgipfel ferngeblieben war.

Der Islamrats-Vorsitzende Ali Kizilkaya sieht nach eigenen Worten kein Auseinanderdriften der Verbände. Der Koordinationsrat befasse sich nicht nur mit der Islamkonferenz, sondern mit vielen Themen, bei denen die Zusammenarbeit gut funktioniere. Allerdings blendet Kizilkaya dabei aus, dass sich die Moschee-Organisationen erst unter dem Eindruck der Islamkonferenz zusammengeschlossen hatten. Als gemeinsame Linie hatten sie verkündet, sich nicht auseinander dividieren zu lassen. Ganz in diesem Sinne erklärte die DITIB nun: "Die DITIB ist zuversichtlich, hinsichtlich eines für alle Seiten zufrieden stellenden Konsenses." Ob es so kommt, bleibt abzuwarten. Innenminister de Maizière hatte jedenfalls erneut betont, den Islamrat nicht mit dabei haben zu wollen.