Lale Akgün zur neuen Islamkonferenz

"Weniger Plauderstunde, mehr inhaltliches Arbeiten"

Bundesinnenminister Thomas de Maizière plant personelle Veränderungen in der Islamkonferenz. Islamkritiker befürchten, dass unabhängige Teilnehmer ausgeladen werden könnten. Lale Akgün ist SPD-Abgeordnete und Verfechterin eines liberalen Islams. Im domradio-Interview plädiert auch sie für eine Neubesetzung.

 (DR)

"Im Moment haben alle Angst, dass sie nicht eingeladen werden", sagt Lale Akgün. Sie teilt jedoch nicht die Befürchtung, dass liberale Teilnehmer nicht eingeladen werden könnten, da sie denkt, dass der Innenminister die Islamkonferenz nach fachlichen und nicht personellen Aspekten umstrukturieren werde.

Eine Umstrukturierung sei sehr sinnvoll, "da die letzten Jahre gezeigt haben, dass die Islamkonferenz eine Plauderstunde war, anstatt inhaltlichem Arbeiten."  Akgün betont, dass die Positionen inzwischen klar seien und es jetzt um Inhaltliches gehen sollte. Wichtige Themen könnten durch eine Neubesetzung der Islamkonferenz besser diskutiert werden.

Eine "Auffrischung" des Personals und der Positionen ist nötig
Auch die Befürchtungen der konservativen Gegenseite kann Akgün nicht teilen. "Wenn der deutsche Islamrat ausgeladen wird, ist das nicht tragisch." Dann gebe es zudem nicht mehr die paradoxe Situation, dass der Islamrat am Tisch des Innenministers sitzt und gleichzeitig Milli Görüs, die größte Fraktion im Islamrat, vom Verfassungsschutz beobachtet wird. "Ich fände es auch nicht schlimm, wenn einzelne Personen ausgeladen würden" bemerkt Agkün - denn deren Positionen seien hinlänglich bekannt. Insgesamt täte der Islamkonferenz eine Auffrischung des Personals und der Positionen gut. Da Religionsfragen aber Ländersache seinen, könne alles, was die Islamkonferenz beschließe, nur eine Empfehlung sein.

Doch solle durch konstruktive Diskussionen auf alle Fälle der Eindruck vermieden werden, dass "außer Spesen nichts gewesen" sei.  Besonders bei Fragen, wie der des islamischen Religionsunterrichtes und der Ausbildung von Imamen an deutschen Hochschulen denkt Akgün, dass eine Diskussion auf allen Ebenen wichtig sei.

Das Personal der Islamkonferenz solle auch Islamwissenschaftler, muslimischer oder nichtmuslimischer Herkunft, einladen, um die Diskussionen auf ein anderes Niveau zu heben. "Es gibt einige sehr qualifizierte Islamwissenschaftler in Deutschland", bemerkt Akgün.