Ob sie gewusst haben, dass sie sich am gleichen Ofen wärmten? Bei den Wohnhäusern des Reformators Martin Luther (1483-1546) und Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490-1545) entdeckten Archäologen die Kacheln des gleichen Ofentyps - eines der prächtigsten der damaligen Zeit. Eine weitere Gemeinsamkeit: Wie sein großer Feind war auch Luther ein Sammler kostbarer Trinkbecher, die Besucher als Geschenk mitbrachten. Zwei Beispiele für die archäologischen Erkenntnisse, die Grabungen an Eltern- und Wohnhaus Luthers vor kurzem zu Tage brachten. Die wichtigsten Funde aus dem Lebensalltag des Reformators zeigt nun eine Ausstellung im Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museum.
Gestaltet vom Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, ist die Schau ab Samstag in der baden-würrtembergischen Universitätsstadt zu sehen. Die Exponate stammen größtenteils aus Grabungen an Luthers Elternhaus in Mansfeld, seinem späteren Wohnhaus in Wittenberg, einige wenige auch aus seinem Geburtshaus in Eisleben. Durch die Fundstücke gelinge es, Luther dinglich werden zu lassen und den großen Reformator auf den Boden der archäologischen Tatsachen zu holen, betonen die Ausstellungsmacher.
Das von Luther selbst vermittelte Bild, wonach er aus einfachen Verhältnissen stammte und seine Mutter eigenhändig Brennholz herbeischaffen musste, stimmt wohl kaum, so eine Aussage der Ausstellung. Denn in einer Abfallgrube am lutherischen Wohnhaus in Mansfeld fanden Archäologen hochwertiges Geschirr und Schmuck. Tierknochen lassen darauf schließen, dass die Familie erlesen speisen konnte. Die Abfallgrube erwies sich auch deshalb als so reichhaltig, weil vermutlich viele Gegenstände aus Furcht vor der Pest weggeworfen wurden - ihr waren zwei Brüder Luthers zum Opfer gefallen. Auch Spielzeug wie Murmeln, Pfeifen und Schellen, mit denen der junge Luther mit hoher Wahrscheinlichkeit gespielt hat, und eine Geldbörse mit Silbermünzen tauchten auf.
Rund 620 Exponate
Der zweite große Fundort ist das spätere Wohnhaus des Reformators in Wittenberg. Dort stießen die Archäologen auf Fundamente eines Anbaus, in dem - so können Experten inzwischen sagen - Luther unter anderem sein Arbeitszimmer hatte. Auch hier könnte es sich um einen prachtvollen Haushalt gehandelt haben. Darauf deuten venezianische Gläser und orientalische Keramik hin.
Rund 620 Exponate präsentiert die Ausstellung. Darunter sind auch Leihgaben anderer Museen, etwa des Luther-Museums in Wittenberg oder des "Grünen Gewölbes" in Dresden. Sie zeigen auch den Theologen
Luther: Ausgestellt sind ein Messgewand, eine Kutte und natürlich die Luther-Bibel.
Ein abschließender Teil der Schau befasst sich mit der späteren Verehrung Luthers, wie sie auf Münzen und Gemälden deutlich wird. Deutlich wird auch, dass die Erben Luthers schon frühzeitig einer Legendbildung um seinen Tod etwa durch einen Mord vorbeugen wollten: Erste Porträts wurden schon an seinem Totenbett angefertigt und zeigen ihn friedlich eingeschlafen.
Archäologische Luther-Ausstellung in Mannheim
Luther privat
Seit mittlerweile fast einem Jahr läuft die Lutherdekade, eine Veranstaltungsreihe, die auf das Jubiläum des 500. Jahrestags des Thesenanschlags von Martin Luther im Jahr 2017 hinzielt. So wie eine beeindruckende archäologische Ausstellung, die nun in Mannheim zu sehen ist.
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