Trauerfeier für zwei in Afghanistan getötete deutsche Soldaten

Letztes Geleit in Zweibrücken

Angehörige, Kameraden und Vertreter der Politik haben am Freitag von den beiden in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten Abschied genommen. Verteidigungsminister Jung sprach dabei erstmals von "Gefallenen".

Autor/in:
Kathrin Hedtke
 (DR)

Es herrscht Totenstille, als je sechs Soldaten in grauer Uniform die beiden Särge mit ihren toten Kameraden auf die Schulter heben und langsam aus der Alexanderskirche tragen. Schweigend folgen die Familienangehörigen. Einige wischen sich Tränen aus den Augen. Auch Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) schließt sich mit gesenktem Kopf der Prozession an. In der Kirche bleiben nach der Trauerfeier am Freitag neben riesigen Blumenbouquets die Bilder von zwei jungen Männern zurück, die einst selbstbewusst in die Kamera lächelten.

Der 25-jährige Stabsunteroffizier Patrick B. und der 22-jährige Stabsgefreite Roman S. waren am Montag zusammen mit fünf afghanischen Kindern bei einem Selbstmordanschlag nahe Kundus ums Leben gekommen. Sie gehörten beide dem Fallschirmjägerbataillon 263 in Zweibrücken an. "Besonders schmerzhaft ist, dass zwei so junge Menschen gewaltsam aus dem Leben gerissen worden sind", sagte Jung. Die Bundeswehr zählte 700 Trauergäste. Erwartet worden waren 350.

Zweite Trauerfeier innerhalb weniger Wochen
Für den Minister war es bereits die zweite Trauerfeier in Zweibrücken innerhalb weniger Wochen. Erst Anfang September hatte er nach einem tödlichen Anschlag südlich von Kundus den Angehörigen eines 29-jährigens Hauptfeldwebels dieses Bataillons sein Mitgefühl aussprechen müssen.

Es müsse die Frage beantwortet werden, warum Soldaten in diesen schwierigen Einsatz nach Afghanistan geschickt würden. "Warum setzen wir sie diesen Gefahren aus?", fragte Jung. Weil der Einsatz notwendig sei im Interesse der Sicherheit Deutschlands. Mit dem Einsatz für den Frieden in der Welt setzten sich die Soldaten auch für den Schutz des eigenen Landes ein. "Entweder wir bekämpfen den Terror in Afghanistan, oder der Terror kommt zu uns", sagte der Minister.

Die beiden getöteten Soldaten seien von der Richtigkeit des Einsatzes überzeugt gewesen, hob Jung hervor. Beide seien zuvor bereits bei Auslandseinsätzen im Kongo gewesen. Patrick B. aus Potsdam sei ein lebensfroher Mensch und geschätzter Kamerad gewesen, er habe Pläne für eine Zukunft in der Bundeswehr gehabt. Roman S. aus Landstuhl sei bekannt gewesen als "leidenschaftlicher Soldat", der seinen Weg zielstrebig gegangen sei. "Ich verneige mich in Dankbarkeit und Anerkennung vor den Toten, die für unser Land im Einsatz für den Frieden gefallen sind", sagte Jung.

"Absolute Sicherheit ist nicht möglich"
Die Bundeswehr versuche alles, um die Gefahren für die Soldaten zu gering wie möglich zu halten, unterstrich der Minister. Dazu gehörten unter anderem eine gute Ausbildung und Ausrüstung sowie umfangreiche Schutzmaßnahmen. Doch auch bei bester Vorsorge sei "absolute Sicherheit" nicht möglich.

Der Oberbürgermeister von Zweibrücken, Helmut Reichling (parteilos), forderte hingegen mehr Geld für die Ausstattung der Bundeswehr. Ein Land, das "verzockten Finanzunternehmen" mit einem dreistelligen Milliardenbetrag unter die Arme greifen könne, müsse auch seine Soldaten mit dem Bestmöglichen ausstatten, was die Militärtechnik zu bieten habe. Das sei die Bundesrepublik ihren Soldaten schuldig. Es könne nicht sein, dass die Limousinen der Banker besser gepanzert seien als die Fahrzeuge der Soldaten.