Hemel: KU Eichstätt-Ingolstadt zur päpstlichen Uni machen

Für internationale Spielregeln

Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) sollte nach Ansicht des Religionspädagogen und Managers Ulrich Hemel zu einer päpstlichen Universität umgewandelt werden. Als solche müsste sie Maß nehmen .

 (DR)

Maß nehmen an den besten katholischen Universitäten der Welt, sagte Hemel in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit". Der Vorteil wäre, dass eine solche Hochschule eher internationalen als nationalen oder innerbayerischen Spielregeln folgen würde. Besetzungsfragen gingen direkt über den Nuntius und nicht über einen Tisch, an dem sich sieben Bischöfe einigen müssten.

Hemel war am 30. Januar zum neuen Präsidenten der KU gewählt worden. Der Eichstätter Bischof und Großkanzler der Universität, Gregor Maria Hanke, lehnte ihn anschließend mangels einer Vertrauensbasis ab. Seit Juli leitet eine von Hanke einsetzte kommissarische Doppelspitze von externen Fachleuten die KU bis zur voraussichtlich im Jahr 2009 stattfindenden Neuwahl eines Präsidenten. Die KU ist die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum und wird von den sieben bayerischen Bistümern getragen.

Den geistigen Freiraum einer päpstlichen Universität sieht Hemel gegeben. Schließlich vertrete Benedikt XVI. das Thema «Vernunft und Glaube» doch «sehr glaubwürdig». Schwierig werde es nur dort, wo der kirchenamtliche Wunsch nach einer «Kanalisierung» von Vernunft laut werde und über persönlichen Druck, Rechts- oder Machtpositionen direkt und indirekt Einfluss auf Personen und Inhalten genommen werde.

Trotz seiner Ablehnung findet Hemel die Idee einer katholischen Universität «nach wie vor faszinierend». Eine solche hätte die «riesige Chance, den Vertrauensraum des Glaubens mit dem Licht der Vernunft zu durchmessen und dadurch auch alternative Formen von Rationalität kritisch zu würdigen». In Eichstätt gebe es das strukturelle Problem, dass sich sieben Bischöfe einigen müssten. Ihm sei kein anderes Land bekannt, wo dies auch der Fall wäre.

Die Erfahrung zeige, dass Geld allein keine exzellente Universität bewirken könne, betonte Hemel. Vielmehr brauche man «hervorragende Köpfe, enorme Kreativität und ein Maß an Freiheit, das derzeit in Eichstätt nicht glaubwürdig vermittelt werden kann». Dazu komme ein eher banger Blick in die Zukunft von bischöflichen Finanzierungszusagen. Der Manager ist sich sicher, dass es Katholiken geben würde, die bereit wären, sich finanziell zu engagieren. So könnten etwa im Beruf erfolgreiche Absolventen zum Stiftungsvermögen beitragen. 

Ulrich Hemel

Professor Dr. Dr. Ulrich Hemel ist seit 2018 Direktor des Weltethos-Instituts in Tübingen und seit 2004 Direktor des von ihm begründeten Instituts für Sozialstrategie. 2017 übernahm er den Vorsitz des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU).

Hemel studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Katholische Theologie, Philosophie und Sprachwissenschaften in Mainz und Rom. Es folgten verschiedene Lehrtätigkeiten und bald auch Aufgaben in der Wirtschaft, etwa als Projektleiter, Manager und Vorsitzender von Geschäftsleitungen.

Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel / © Daniel Hemel (KNA)
Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel / © Daniel Hemel ( KNA )