Benedikt XVI. fordert Schuldenerlass für arme Länder

Papst-Appell vor G8-Gipfel

Der G8-Gipfel im mecklenburgischen Heiligendamm im Juni rückt näher - das Thema Entwicklungspolitik dabei weiter in den Mittelpunkt. Nun hat sich Papst Benedikt XVI. zu Wort gemeldet. In einem am Montag veröffentlichten Brief appelliert er an die deutsche Bundeskanzlerin. Angela Merkel hat auch schon geantwortet.

 (DR)

"Höchste Aufmerksamkeit und Priorität"
Papst Benedikt XVI. hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgefordert, sich im Rahmen der deutschen G-8-Präsidentschaft und der EU-Ratspräsidentschaft für einen vollständigen Schuldenerlass der armen Länder einzusetzen. Dem Thema Armutsbekämpfung müsse "zum Nutzen der armen wie auch der reichen Staaten höchste Aufmerksamkeit und Priorität zukommen", heißt es in dem Brief vom 16. Dezember, den der Vatikan am Montag veröffentlichte.

In ihrem gleichfalls publizierten Antwortschreiben mit Datum vom 2. Februar sagte Merkel zu, Deutschland werde seine Präsidentschaften im Wirtschaftsrat der G8 und in der EU nutzen, um bei der Erreichung der Millenniumsziele zur Halbierung der weltweiten Armut bis 2015 voranzukommen. Dabei sprach sie sich besonders für eine Reformpartnerschaft zwischen den G-8-Staaten und Afrika aus.

Papst: Weltweite Armutsbekämpfung verstärken
Benedikt XVI. nannte den gleichzeitigen Vorsitz Deutschlands in der G-8-Runde und der EU eine "einzigartige Chance", um die weltweite Armutsbekämpfung verstärkt anzugehen. Er äußerte sich zuversichtlich, dass Deutschland "die ihm so zufallende Führungsrolle bei diesem Fragenkomplex, der von weltweiter Bedeutung ist und uns alle betrifft, in positiver Weise einnehmen wird".

Die ärmeren Länder seien bei der Beseitigung der Armut auf eine aktive Zusammenarbeit internationaler Partner angewiesen, betonte der Papst. Dabei handele es sich nicht um Zugeständnisse, die aufgrund nationaler Interessen aufgeschoben werden könnten. "Es besteht vielmehr eine schwere und unbedingte moralische Verpflichtung, die auf der Zusammengehörigkeit der Menschheitsfamilie sowie auf der gemeinsamen Würde und Bestimmung der armen und der reichen Länder gründet", so Benedikt XVI.

Bessere Handelsbedingungen für arme Länder
Konkret verlangte der Papst einen schnellen, vollständigen und vorbehaltlosen Erlass der Auslandsschulden stark verschuldeter armer Länder. Ebenso sollten arme Staaten günstige Handelsbedingungen und einen breiten Zugang zu den Märkten erhalten. Die entwickelten Länder müssten sich ihrer übernommenen Verpflichtungen für die Entwicklungshilfe bewusst sein und diese vollständig erfüllen, mahnte das Kirchenoberhaupt.

Mehr Investitionen verlangte der Papst auch zur Bekämpfung von Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria. Entwickelte Länder sollten hier Forschungskapazitäten, Technologie und Erfahrungswissen zur Verfügung stellen, "ohne dafür rechtliche oder wirtschaftliche Verpflichtungen einzufordern", schrieb Benedikt XVI.

Merkel für "gerechte Gestaltung von Globalisierung"
Merkel sprach sich in ihrer Antwort für eine "gerechte Gestaltung von Globalisierung" aus. Deutschland wolle während seiner EU-Ratspräsidentschaft Wirtschaftspartnerschaften mit Ländern Afrikas, der Karibik und des Pazifischen Raumes abschließen und den Dialog mit Schwellenländern voranbringen.

Der Kampf gegen HIV/Aids und die Stärkung von Gesundheitssystemen seien wichtige Schwerpunkte der G-8-Präsidentschaft. Besonders wolle man die Situation von Frauen und Mädchen in den Blick nehmen. Weiter sagte Merkel zu, die Forderungen des Papstes nach mehr Transparenz auf den Finanz- und Rohstoffmärkten aufgreifen zu wollen.