Die Koalition hatte sich am Donnerstag darauf geeinigt, dass Kinder in der Rangfolge der Versorgungsansprüche künftig an erster Stelle stehen. Allerdings werden anders als vom Justizministerium zunächst vorgesehen geschiedene Eheleute gegenüber unverheirateten Partnern besser gestellt, wenn diese Kinder erziehen. Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) bedauerte daraufhin, dass die Union sich einer "wirklich lebensnahen Regelung" verweigert habe. Die Neuregelung soll am 1. Juli in Kraft treten.
Der EKD-Ratsvorsitzende Huber hob hervor, das neue Recht bestätige den hohen Wert von Ehe und Familie, die auch unter dem Schutz des Grundgesetzes stehen. Kinder in ihrem Unterhaltsrecht zu stärken, sei richtig. Zugleich müsse im Blick bleiben, dass die Ehe mehr als eine Lebensabschnittspartnerschaft sei. Kardinal Sterzinsky lobte, diesmal habe es "geklappt, die Ehe zu verteidigen". Die Union habe endlich Rückgrat gezeigt. Der Berliner Erzbischof fügte jedoch hinzu: "Aber wer weiß schon, ob das so bleibt?"
Bei Experten stößt das neue Recht aber auch auf Kritik. Der Präsident des Familiengerichtstages, Gerd Brudermüller, beklagte, mit der Reform werde "neues Recht alten Ehen übergestülpt". Schließlich habe eine Frau, die für die Kinder zu Hause geblieben sei, auch auf die bestehende Rechtslage vertraut.
In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes polis/Usuma äußerten 50 Prozent der Befragten die Ansicht, dass Mütter nach einer Scheidung nicht mehr den vollen Unterhalt vom Ex-Ehemann erhalten sollten. 35 Prozent der 1012 Befragten sind indes dafür, dass Mütter auch nach der Scheidung Anspruch auf vollen Unterhalt haben sollten. Unter den befragten berufstätigen Müttern waren 59 Prozent der Meinung, dass sich geschiedene Mütter stärker um ein eigenes Einkommen bemühen sollten. Bei nicht berufstätigen Müttern mit Kindern unter 14 Jahren teilten 47 Prozent diese Ansicht.
Kirchen loben neues Unterhaltsrecht - Kritik von Experten
Einigung auf neues Unterhaltsrecht
Die Einigung der Koalition beim Unterhaltsrecht stößt bei den beiden großen Kirchen in Deutschland auf Zustimmung. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, und der Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky, begrüßten am Samstag, dass damit der Stellenwert der Ehe gewahrt bleibe. Bei Experten stößt das neue Recht aber auch auf Kritik.
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