Ehemaliger Präsident der katholischen Laien wird 80

Glück: "Diakonat der Frau wäre so wichtig!"

Alois Glück wird 80 Jahre alt. Aktuell vermittelt der Politiker im Ruhestand zwischen Bienenschützern und Bauern in Bayern. Als Ex-Präsident des Zentralkomittees der deutschen Katholiken hat er an den Synodalen Weg hohe Erwartungen.

Alois Glück  / © Oliver Berg (dpa)
Alois Glück / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie haben sich vor fünf Jahren von der ZdK-Spitze zurückgezogen, um mehr Ruhe zu haben, nicht mehr so viel verhandeln zu müssen, um nicht mehr so sehr im Rampenlicht zu stehen und Interviews geben zu müssen... Haben Sie Ihren Ruhestand lange durchgehalten?

Alois Glück (ehemaliger ZdK-Vorsitzender, CSU-Politiker): Im Wesentlichen schon, bis zum Beginn des letzten Jahres. Dann kam in Bayern das Volksbegehren "Rettet die Bienen". Daraufhin hat der Ministerpräsident einen runden Tisch installiert, um die verschiedenen Interessenslagen zusammenzubringen und mich gebeten, die Moderation zu übernehmen, weil sowohl die Landwirtschaft wie auch die Umwelt zu meinem Erfahrungsbereich zählt. Das war dann nochmal im letzten Jahr eine sehr intensive Thematik, die mich bis heute noch beschäftigt.

DOMRADIO.DE: Sind Sie generell jemand, der die großen Aufgaben braucht, oder sind Sie einfach nur der Charmeoffensive von Markus Söder erlegen?

Glück: Ich denke, weder noch. Ich habe mich ohne große Aufgaben sehr wohlgefühlt. Aber es war eine Situation, wo ich mich mit eigentlich gutem Gewissen und mir selbst gegenüber nicht verweigern konnte und wollte. Ich habe gewissermaßen mein Leben lang immer wieder gesagt: Leute, wir müssen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Und hier war es die Konstellation, wo nicht nur vom Ministerpräsidenten, sondern auch von Beteiligten gewünscht wurde, dass ich die Aufgabe übernehme, weil sie Vertrauen zu mir haben. Und mich da zu verweigern, das hätte nicht meinem eigenen Anspruch entsprochen.

Kirchen und Frauenordination

Bis ins 20. Jahrhundert stimmten die Kirchen darin überein, dass das geistliche Amt gemäß der Bibel und der Tradition Männern vorbehalten ist. Die römisch-katholische Kirche sowie alle orthodoxen Kirchen halten bis heute daran fest. In den reformatorischen Kirchen wurde diese Sicht in den vergangenen Jahrzehnten revidiert. Vorläufer gab es bereits Mitte des 18. Jahrhunderts vereinzelt in der Herrnhuter Brüdergemeine, in methodistischen Kirchen sowie im 19. Jahrhundert in der Heilsarmee.

 V.l.: Kantorin KMD Marie-Luise Schneider, der katholische Dompropst Praelat Tobias Przytarski, die Pfarrerin der Kirche St. Petri - St. Marien, Corinna Zisselsberger / © Christian Ditsch (epd)
V.l.: Kantorin KMD Marie-Luise Schneider, der katholische Dompropst Praelat Tobias Przytarski, die Pfarrerin der Kirche St. Petri - St. Marien, Corinna Zisselsberger / © Christian Ditsch ( epd )

DOMRADIO.DE: Sie sind gelernter Landwirt, waren aktiv in der katholischen Landjugend, haben als Journalist gearbeitet. Ab 1970 haben Sie dann als Politiker Karriere gemacht: Sie waren unter Franz-Josef Strauß Staatsminister, haben die Kirche aber nicht aus den Augen verloren. Gehört das für Sie zusammen - Politik und Kirche?

Glück: Kirche und die Fragen des Glaubens sind einfach wesentliche Teile meines Lebens. Und von daher sind es für mich nicht getrennte Welten. Wobei es natürlich gilt, in beiden Bereichen die Dinge auch auseinanderzuhalten, wenn man in einer Führungsaufgabe ist. Aber für meine persönliche Lebensorientierung ist natürlich der Glaube und die Kirche mit all ihren Problemstellungen ganz wesentlich.

DOMRADIO.DE: Als Präsident des Zentralkomitees der Katholiken in Deutschland haben Sie einen Dialogprozess zwischen Basis und Amtskirche forciert. Er läuft jetzt unter dem Titel "Synodaler Weg". Kritiker sehen eine Spaltung vorher. Was erwarten Sie von dem groß angelegten Dialog zwischen Bischöfen und Laien?

Glück: Ich halte es für einen ganz wichtigen Lernweg. Natürlich kann er ja nur Prozess-Charakter haben. Aber das ist jetzt notwendig, dass in unserer Kirche das transparente, offene Ringen um den richtigen Weg, um verschiedene Überzeugungen und um den künftigen Weg der Kirche erfolgt.

Es ist auch ganz wichtig unter dem Aspekt, glaubwürdig zu bleiben oder Glaubwürdigkeit wieder zurückzugewinnen. Und auch wenn vieles so vielleicht nicht erfüllbar ist, ist es einfach wichtig, sich im offenen Gespräch damit auseinanderzusetzen. Zu viel in der Kirche ist angstbesetzt - das ist eines der grundsätzlichen Problemstellungen. Und mittlerweile haben wir in unserer Kirche zum Teil Polarisierungen, die sind krasser und härter als Polarisierungen in der Gesellschaft.

DOMRADIO.DE: Haben Sie ein Wunschergebnis für den Synodalen Weg?

Glück: Ich denke, dass zum Beispiel ein ganz, ganz wichtiger Aspekt für die weitere Entwicklung ist, die Rolle der Frau zu stärken. Ein ganz großer Schritt wäre, wenn das Diakonat für die Frau geöffnet wird. Ich hoffe auch hier sehr, dass Papst Franziskus im Zusammenhang mit der Amazonassynode nicht nur den Weg für die Priesterweihe bewährter Diakone öffnet, sondern dass in Rom auch endlich entschieden wird! Die Ergebnisse der Kommission schlummern seit einiger Zeit, was das Diakonat für die Frau betrifft. Und es wäre so wichtig einfach unter seelsorglichen Gesichtspunkten.

Das Interview führte Tobias Fricke.

 

Quelle:
DR