Indonesien Christen hoffen auf Jakartas neuen Gouverneur

David gegen Goliath

David gegen Goliath heißt es derzeit in Jakarta. Goliath, das ist die von Korruption, religiösen Spannungen und einem täglichen Verkehrsinfarkt geplagtes Jakarta. Der moderne David heißt Joko Widodo, wohl der neue Gouverneur der Millionenstadt. Auf ihn hoffen auch die Christen im Land.

Autor/in:
Michael Lenz
 (DR)

Jokowi, wie der Politiker genannt wird, wird aller Voraussicht nach am kommenden Montag (15.10.2012) als neuer Gouverneur von Jakarta vereidigt. Die Erwartungen an ihn sind riesig. Viele trauen dem 51-Jährigen zu, die - wie es die Zeitung "Jakarta Post" nennt - "Triade der dunklen Kräfte" aus korrupten Politikern, gierigen Immobilienhaien und der "barbarischen Stammesgemeinschaft der religiösen Scheinheiligen" zu bekämpfen.



Jokowi hat sich als langjähriger Bürgermeister der Großstadt Solo in Zentraljava einen Namen als exzellenter Stadtmanager, unbeirrbarer Kämpfer gegen Korruption und Bändiger des eigenmächtigen Beamtenapparats gemacht. Die Probleme, die ihn nun in Jakarta erwarten, sind jedoch eine Nummer größer. Eigentlich hätte der Muslim, der Ende September in einer Stichwahl mit 54 Prozent der Stimmen über Amtsinhaber Fauzi Bowo triumphierte, schon vor zehn Tagen den Amtseid ablegen sollen. Aber die dunklen Kräfte zeigten Jokowi durch die Verschleppung der Vereidigung gleich zu Beginn, wo der Hammer hängt.



Ein Stein des Anstoßes war, so heißt es, Jokowis Wunsch, das dicke Budget für seine Amtseinführung drastisch zu reduzieren. Schmales Budget aber bedeutet, dass Politiker und Beamte nichts in die eigene Tasche abzweigen können. Die militante, in Indonesiens Politik inzwischen höchst einflussreiche Islamische Verteidigungsfront (FPI) läuft zudem Sturm gegen Jokowis designierten Vize, den chinesischen Christen Basuki "Ahok" Tjahaja Purnama.



Testlauf für die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen

Schon während des Wahlkampfes hatten die FPI und andere islamische Gruppen mit christenfeindlicher Propaganda Stimmung gegen Jokowi und Ahok gemacht. Vergeblich, wie das Wahlergebnis zeigt. "Diese sektiererische Rhetorik kam bei den Wählern nicht gut an", sagt der Jesuit Franz Magnis-Suseno, Rektor der Philosophischen Hochschule Jakarta.



Die Gouverneurswahl in Jakarta war ein erster Testlauf für die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2014. Jokowi und Ahok wurden von der als christenfreundlichen geltenden Partei "Indonesian Democratic Party - Struggle" der ehemaligen Staatspräsidentin Megawati Sukarnoputri unterstützt. Fauzi Bowo genoss die Unterstützung der korruptionsgeplagten Demokraten von Staatspräsident Susilo Bambang Yudhoyono und islamischer Parteien.



Hoffen auf Zusammenleben der Religionen

Jakartas Christen hegen die Hoffung, dass das Duo Jokowi/Ahok gegen die immer stärker werdende Macht der militant-radikalen Islamischen Verteidigungsfront (FPI) vorgehen wird. Magnis-Suseno warnt aber vor unrealistischen Erwartungen: "Die FPI wurde von der nationalen Polizei gegründet, unter deren Schutz sie steht. Da hat Jokowi nichts zu sagen."



In den vergangenen Jahren haben sich die Religionskonflikte in Indonesien durch die Erstarkung militanter islamischer Kräfte verschärft. Anschläge auf Kirchen und Diskriminierung von Christen häufen sich vor allem in Jakartas Nachbarstädten Bogor, Bekasi und Tangerang. Die Drahtzieher dieser Konflikte, die FPI und zumindest Teile der Polizei, sitzen jedoch in der Metropolregion Jakarta mit seinen 23 Millionen Einwohnern. Präsident Yudhoyono lässt die islamistischen Hardliner gewähren.



Eine Lösung der vielen Probleme Jakartas ist nur durch die Zusammenarbeit mit den Gouverneuren der Nachbarprovinzen möglich. Die aber setzen auf Konfrontation mit der christlichen Minderheit. "Im Kampf um ihre Wiederwahl im kommenden Jahr unterstützen Distriktpolitiker in Bogor radikale muslimische Kleriker", sagt Theophilus Bela, Generalsekretär des "Indonesischen Komitees für Religion und Frieden".



Gleichwohl ist der Katholik Bela überzeugt, dass Jakartas neue Stadtväter das friedliche Zusammenleben der Religionen fördern werden. "Jokowi ist ein hervorragendes Beispiel für religiöse Harmonie", sagt er. Im mehrheitlich muslimischen Solo werde jetzt sein bisheriger katholischer Stellvertreter neuer Bürgermeister.