Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan über die Bischofssynode

Impulse für laue Gläubige

Zu Beginn der Bischofssynode in Rom hat Papst Benedikt XVI. die Katholiken weltweit zu mehr Leidenschaft für den Glauben aufgerufen. "Christen dürfen nicht lau sein", sagte er am ersten Sitzungstag der dreiwöchigen Versammlung im Vatikan. Für domradio.de berichtet Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan regelmäßig über das Treffen.

Berichterstatter bei der Synode: Kardinal Donald Wuerl, hier mit Papst Benedikt (KNA)
Berichterstatter bei der Synode: Kardinal Donald Wuerl, hier mit Papst Benedikt / ( KNA )

domradio.de: Wie war denn der Auftakt am Montag?

Pater Bernd Hagenkord: Der Auftakt war vor allen Dingen lateinisch. Es war erstaunlich zu hören, dass unter den ersten drei Vortragenden schon zwei Latein als Vortragsprache gewählt haben. Ansonsten ging es so weiter wie am Sonntag angekündigt: Der Papst hat mit einer Meditation über das Wort evangelizesthai begonnen, über das griechische Wort aus der Bibel für Verkünden und sich Gedanken darüber gemacht, was das denn heute bedeuten könne. Dann haben die Verantwortlichen für die Synode die inhaltlichen Grundlinien vorgegeben.



domradio.de: Welche sind das?

Hagenkord: Das ist vor allen Dingen die Vorgabe von Kardinal Wuerl. Er hat die Aufgabe des Generalrelators, also so etwas wie der Berichterstatter, der inhaltliche Impulsgeber der Synode. Er hat schon einmal Ross und Reiter genannt. In einem recht ausführlichen Vortrag ist er darauf eingegangen, woran das denn liegt, dass heutzutage der Glaube nicht nur in den westlichen Ländern ziemlich verdunstet sei. Er nennt die Theologie, die sich teilweise drücke, die wirklich schwierigen Fragen nicht angehe und umgehe. Er nennt das das Peinlichkeitssyndrom. Er nennt die fehlende Bildung, er nennt auch die 70er und 80er Jahre, wo viele Dinge einfach schiefgelaufen seien, also eine sehr deutliche Mängelanalyse.  



Auf der anderen Seite nennt er aber auch die guten Dinge, also die Suchbewegungen in den nachfolgenden Generationen, das Thema der sozialen Gerechtigkeit, das ganz stark auch in die Neuevangelisierung hineingehört. Also beide Seiten werden genannt.



Wuerl zieht das ganze ziemlich in die Breite und macht sozusagen den Aufschlag für die Synode.



domradio.de: Wie wird das denn in den nächsten drei Wochen ablaufen? Treffen sich die Bischöfe und der Papst immer in großer Runde oder werden da auch Arbeitskreise gebildet?

Hagenkord: Es gibt beides. Natürlich gibt es viele Vorträge im Sinne von inhaltlichen Impulsen, die vorher schon geplant sind. Sie werden vor allen Dingen während der Vormittage stattfinden. Nachmittags ist dann häufig freie Aussprache, das ist dann etwas, ich nenne es mal etwas despektierlich, chaotisch. Die einzelnen Sprecher nehmen dann nicht aufeinander Bezug, sondern sagen in 3 Minuten-Statements das, was sie meinen, was gesagt werden müsste. Teilweise in Reaktion auf etwas, was schon längere Zeit zurückliegt. Das ist relativ frei und wird nicht vorher eingereicht. Natürlich gibt es auch Arbeitskreise, die eingerichtet werden und die dann berichten werden. Also das, was auch bei großen Kongressen stattfindet. Drei Wochen lang wird mit abwechselnden Methoden gearbeitet.



domradio.de: Es sind ja auch weltliche Berater dazu eingeladen. Was sind das für Experten?

Hagenkord: Das sind alle möglichen Experten für Neuaufbrüche, in der Art und Weise wie Verkündigung heute passieren kann. Das sind Experten von einzelnen Initiativen, von geistlichen Gemeinschaften, das sind Wissenschaftler, Theologen und Theologinnen, die sich damit befasst haben, Exegeten, wie etwa Professor Söding aus Deutschland, also die ganze Fachbreite von Fachleuten, die etwas zu diesem Thema beizutragen haben.



domradio.de: Denn es geht ja um nichts Geringeres als um die Neuevangelisierung, also darum Instrumente und Maßnahmen für die Weitergabe des christlichen Glaubens zu entwickeln. Was soll denn da konkret in den nächsten drei Wochen erarbeitet werden?

Hagenkord: Das wird sich noch herauszustellen. Am Ende werden Vorschläge stehen. Die Synode erarbeitet einen Vorschlagskatalog, der dem Papst übergeben werden wird. Und der wird dann in den nächsten zwei Folgejahren ein Dokument machen und das dann wieder der Kirche geben. Die Synode ist sozusagen ein Beratungsgremium. Da werden keine Entschlüsse am Ende stehen, sondern Beratungen an den Papst und der wird das dann umarbeiten in eine Reflexion, eine Handlungsanleitung, was auch immer dann bei der Synode herauskommen wird. Es ist schon ein relativ offener Prozess.



Das Interview führte Heike Sicconi (domradio.de)