In eigener Sache: Medienbischof würdigt domradio.de

"Eine Stimme der Kirche"

Neues Jahrtausend, neuer Sender: Am 11. Juni 2000 weihte Kardinal Meisner in Köln domradio.de ein. Zwölf Jahre später gratuliert sein Amtskollege Gebhard Fürst, Bischof von Rottenburg-Stuttgart und Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz.

 (DR)

domradio.de: Vor zwölf Jahren ist domradio gestartet. Welche Erwartungen hatten Sie damals?

Fürst: Damals war ich noch nicht Bischof der Diözese Stuttgart-Rottenburg, die Gründungsphase habe ich auch deshalb nicht so richtig mitbekommen. Aber im Laufe der vergangenen Jahre und insbesondere seitdem ich Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz bin, habe ich immer mehr meine Aufmerksamkeit auf domradio gelenkt. Weil ich sehe, dass es aktuell präsent ist in vielen Bereichen und dabei eine Lücke füllt, die andere offen lassen. Und sie machen dabei eine hervorragende Arbeit - für unsere katholische Kirche, aber insbesondere für die Menschen, die hören, lesen und sehen.



domradio.de: Aus unserem Bistumsradio ist längst die multimediale Plattform domradio.de geworden. Woran denken Sie bei dem .de?

Fürst: Vor allen Dingen Ihre Präsenz zeichnet sie aus. Wenn ich bei großen Veranstaltungen bin, treffe ich immer Vertreter von domradio.de, so dass ich spüre: Die sind immer vor Ort - und versuchen das, was hinter verschlossenen Türen stattfindet, dem Publikum zu vermitteln.



domradio.de: Wie wichtig ist es für Kirche im aktuellen gesellschaftlichen Dialog mitzumischen?

Fürst: Wir leben in einer außerordentlich schnelllebigen Zeit. Es gibt ein Stimmengewirr, und oft tut sich die Kirche schwer, zwischen diesen Stimmen als Stimme hörbar zu werden. Deshalb ist es wichtig, dass aktuell, kompetent und aus einer christlichen Werteorientierung heraus Stellung genommen wird. Aus unterschiedlichen Bereichen, so wie ich das bei domradio.de erlebe: nicht nur aus der Kirche, sondern auch aus Wirtschaft, Politik, Kultur, etc. Und das ist ein wichtiger Verdienst. Sie geben der Kirche im vielstimmigen Konzert unserer Zeit eine gewichtige Stimme.



domradio.de: Immer wieder gibt es neue Herausforderungen für die Kirche - wo liegen die aktuell in der schönen neuen Medienwelt?

Fürst: Ja, die schöne neue Medienwelt, da zitieren Sie ja einen utopischen Roman: die schöne neue Welt hat ihre wunderbaren Möglichkeiten, hat aber auch ihre Gefährdungen und spezifischen Herausforderungen. Ich erkenne in den neuen Medien ein Plus gegenüber den bisherigen Medien. Das ist das Eine. Deshalb müssen wir auch hier präsent sein. Und ich lade alle ein, hier zu experimentieren und präsent zu sein. Allerdings nicht blauäugig und in Würdigung dessen, was die neuen Medien auch an Defiziten haben. Es geht um einen Umgang, mit dem die Kirche Menschen erreicht. Das ist eine große Herausforderung.



domradio.de: Wo sehen Sie die speziell für domradio.de?

Fürst: Sie haben beispielsweise viele Facebook-Fans. Das ist ja ein Kommunikationsmittel erster Sorte, eines das ich auch kritisch betrachte. In Deutschland nutzen zig Millionen Menschen soziale Netzwerke. Wenn man in den Communities von Facebook als Kirche nicht vorkommt, existiert man dort auch nicht. Deshalb muss man schauen, dass wir dabei sind - aber auch sehen, dass es Gefährdungen gibt: Man kann zu viel von sich preisgeben, ganz aktuell ist das ja ein großes Thema. Diese Ambivalenz muss man sehen, aber ist kein Grund sich fernzuhalten, sondern im Gegenteil sich kompetent einzuschalten.



Sie haben auch Einblick in die katholische Medienlandschaft, in der viele Bistümer aktiv sind. Muss das so sein?

Fürst: Das ist die Crux unserer Situation in Deutschland: Die Ortskirchen, die sich medial engagiere, tun das noch zu wenig in einer kooperativen Weise. Natürlich hat jede Ortskirche ihr Gesicht und möchte nicht aufgehen in einem unübersichtlichen Großen und Ganzen. Aber es gibt unter den verschiedenen Ortskirchen doch hervorragende Initiativen, und da stellt sich  wirklich die Frage: Muss jeder alles neu erfinden? Oder helfen sich nicht alle - im besten Sinne - gegenseitig aus? Dazu gehört eine gewisse Demut: dem anderen zuzustehen, dass er auch etwas Gutes tut. Wenn wir es schaffen, im digitalen Bereich und im Rundfunk Best-Practice-Modelle zusammenzulegen, können wir uns sehen lassen! In den einzelnen Diözesen geschieht Hervorragendes. Und wenn das domradio hier mitwirkt und -hilft, sich beispielsweise vernetzt mit katholischen Medienhaus, wäre das eine wunderbare Sache.



domradio.de: Was wünschen Sie domradio.de für die Zukunft?

Fürst: Wenn ich die Entwicklung von domradio.de in den vergangenen zwölf Jahren anschaue: Wenn sie sich so rasant und kompetent weiterentwickeln, sieht es nach 24 Jahren spektakulär aus. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall, dass sie in den Bereichen, die sie sich im besten Sinne erobert und verstanden haben, wo sie sich als ein kompetentes Medium in verschiedenen Bereichen zeigen, dann werden sie sich noch weiter verbreiten. Sie sind eine Marke in Deutschland weit über die Diözese Deutschland hinaus.



Das Gespräch führte domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.