Benedikt XVI. macht um seinen Geburtstag nicht viel Aufhebens

Arbeitstag "mit bayerischem Unterfutter"

"Stark bayerisch unterfüttert" werde der Geburtstag sein, kündigte der päpstliche Privatsekretär Georg Gänswein an. Sonst handele es sich jedoch um einen "ganz normalen Arbeitstag" - so habe es der Papst gewollt: "Bitte, ich möchte zum 85. keine große Feier", seien seine Worte gewesen.

Autor/in:
Thomas Jansen
Ein Buch für den Papst: Edmund Stoiber und Msgr. Gänswein (KNA)
Ein Buch für den Papst: Edmund Stoiber und Msgr. Gänswein / ( KNA )

Vermutlich hat Edmund Stoiber recht: "Der Papst würde seinen 85. Geburtstag wahrscheinlich am liebsten in seiner Studierstube verbringen". Doch die stattliche Gästeschar aus dem Freistaat mache ihm da wohl einen Strich durch die Rechnung, sagte der frühere bayerische Ministerpräsident. In der Tat: Stoiber war zwar der erste Gratulant - er beglückwünschte Benedikt XVI. schon eine Woche vor dessen Ehrentag -, er wird jedoch beileibe nicht der letzte aus der Heimat des Papstes bleiben.



Die Vatikanstadt wird am Montag dennoch vorübergehend zur heimlichen Hauptstadt des Freistaates: Die sieben bayerischen Diözesanbischöfe, Benedikts Münchener Nachfolger Kardinal Friedrich Wetter, sowie Ministerpräsident Horst Seehofer mit einer großen Delegation haben sich im Apostolischen Palast angesagt, um dem berühmtesten Landeskind ihre Reverenz zu erweisen. Der Rest Deutschlands wird vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, repräsentiert. Der dem Papst liebste Gast trifft schon am Freitag in Rom ein: sein Bruder Georg Ratzinger.



Messe mit bayrischen Bischöfen

Kerzen ausblasen? Geschenke auspacken? Wie sieht ein normaler päpstlicher Arbeitstag mit bayerischem Unterfutter aus? Um 9 Uhr steht eine Messe mit den bayerischen Bischöfen und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz in der Cappella Paolina im Apostolischen Palast auf dem Programm. Anschließend empfängt der Papst die Gratulantenschar: zunächst die Bischöfe, dann die Politiker und schließlich das Gefolge.



Im Hause Ratzinger wurde früher um Geburtstagskinder nicht viel Aufhebens gemacht. Gefeiert wurde nur der Namenstag, verriet Bruder Georg. Dass seine Geburt am 16. April 1927 jedoch auf einen Karsamstag gefallen und er so der erste gewesen sei, der mit dem soeben geweihten Wasser getauft wurde, habe die Familie stets als "besondere Fügung" betrachtet, schreibt Joseph Ratzinger selbst in seinen "Erinnerungen". Die Osternacht mit der Weihe des Taufwassers wurde damals noch Karsamstagvormittag begangen.



Musikalisches Ständchen

Was schenkt man Benedikt XVI. zum 85. Geburtstag? Keine leichte Frage, das findet selbst sein Bruder Georg. "Es ist sehr, sehr schwer", bekannte der frühere Domkapellmeister der Regensburger Domspatzen im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Das Nötigste zum Leben - Kleidung, Essen, Wohnung - hat er ja alles, dazu Bücher in Überfülle." Seit neuestem befindet sich sogar ein Aufsatz aus der Feder von Franz Beckenbauer in der päpstlichen Bibliothek. Enthalten ist er in dem Buch "Prominente über den Papst", das Edmund Stoiber ihm zum Geburtstag überreichte.

Herausgeber des Bandes ist Gänswein.



Ein musikalisches Ständchen bringt dem Papst das Leipziger Gewandhausorchester. Die Musiker aus der Stadt Johann Sebastian Bachs schlagen am 20. April im Vatikan evangelische Töne an: Unter Leitung von Riccardo Chailly spielen sie die 2. Sinfonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die sogenannte Sinfonie-Kantate "Lobgesang". Dem Text des Werkes liegt eines der berühmtesten evangelischen Kirchenlieder zugrunde, "Nun danket alle Gott" von Martin Rinckart (1586-1649). Ein Stück musikalischer Ökumene: Das Lied findet sich auch im katholischen Gesangbuch "Gotteslob". Mit dem Orchester reist Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich an.



Volkstümlicher geht es dann im August zu: Schuhplatteln, Gstanzln und Jodeln stehen am 3. August auf dem Programm eines bayerischen Abends, zu dem 450 Gebirgsschützen, 150 Trachtler sowie Musik- und Tanzgruppen aus dem Erzbistum München-Freising nach Castel Gandolfo reisen. Bis dahin findet der Papst vielleicht auch Gelegenheit, sich zumindest für ein paar Stunden in seine Studierstube zurückzuziehen - um sich von den Strapazen des Geburtstags zu erholen.