Protest gegen Theaterstück "Gólgota Picnic"

Mit Gesang und Gebeten

Bereits im Vorfeld sorgte "Gólgota Picnic" für Aufregung: Die Piusbruderschaft warf den Machern des Theaterstücks Blasphemie vor und wollte seine Aufführung in Hamburg verhindern. Die Premiere fand nun dennoch statt – begleitet von Protesten. Doch die fielen deutlich kleiner aus als zuvor in Frankreich.

 (DR)

Mit Gesang und Gebeten demonstrierten am Montagabend rund 50 Christen vor dem Hamburger Thalia-Theater gegen das Gastspiel "Gólgota Picnic". Die Piusbruderschaft hatte zum Protest aufgerufen, weil das Stück ihrer Auffassung nach die religiösen Gefühle von Christen verletzt.



Die Aufführung fand am Abend in der Thalia-Spielstätte Gaußstraße statt, einer Bühne für experimentelles Theater. Die rund 90-minütige Liturgie der Protestler wurde vom Hamburger Pius-Pater Alois Brüwiler geleitet. Beteiligt waren vor allem Katholiken, darunter viele Polen, die mit Kerzen und Rosen ihren Protest ausdrückten.



Als das Stück im Dezember 2011 in Paris lief, versammelten sich rund 150 Menschen vor dem Theater, 4.000 folgten dem Aufruf zum Gebet in der Kathedrale Notre-Dame von Erzbsichof Andre Vingt-Trois. Sogar 200 Priester kamen.



Gericht verbietet nicht

Am Nachmittag hatte das Hamburger Verwaltungsgericht einen Eilantrag abgelehnt, die Aufführung zu verbieten. Der Straftatbestand "Störung der Religionsausübung" schütze allein den öffentlichen Frieden und nicht das Empfinden Einzelner, heißt es in der Begründung (AZ: 15E211/12). Die Aufführung beeinträchtige auch nicht die Freiheit des Einzelnen, seinen christlichen Glauben zu praktizieren.



Gezeigt wurde das spanischsprachige "Gólgata Picnic" im Rahmen der Lessingtage, in deren Zentrum religiöse Toleranz steht. Regisseur Rodrigo Garcia geht darin der Frage nach, ob die Religion Erlösung vom Bösen verheißt oder möglicherweise selbst das Böse ist. Gezeigt wurden etwa eine Kreuzigungsszene, in der eine Frau in einem "Nackt-Kostüm" Jesus darstellt und die Dornenkrone auf einem Motorrad-Helm trägt, sowie ein Abendmahl zwischen Hamburger Brötchen.



Thalia-Intendant Joachim Lux hatte bereits vor der Aufführung eingeräumt, dass es sich um eine "drastische und auch verstörende Aufführung" handelt. Es sei nicht auszuschließen, dass die Aufführung bei manchen "die Grenzen der Wahrnehmungsbereitschaft überschreitet". Es müsse aber respektiert werden, dass die Kunst "seit jeher auch zu radikalen und verstörenden Gesten findet".



Kritik von evangelischem Pastor

Ein Absetzen des Stückes hatte das Thalia-Theater abgelehnt. Einige der Protestschreiben aus dem Kreis der Piusbruderschaft haben nach Einschätzung des Intendanten den Tatbestand der versuchten Nötigung erfüllt. Für den Fall, dass die Aufführung stattfindet, hatte die Pius-Bruderschaft Strafanzeige wegen Störung des öffentlichen Friedens angekündigt.



Der evangelische Propst Johann Hinrich Claussen, Hauptpastor an St. Nikolai, nannte die Angriffe "nicht akzeptabel". Christen müssten ein hohes Interesse daran haben, die Freiheit der Kunst zu respektieren. Die "zum Teil infamen und gewaltträchtigen Angriffe von religiösen Fundamentalisten" müssten ein Ende finden. Die Piusbruderschaft habe in der Vergangenheit oft die moralischen und religiösen Gefühle anderer massiv verletzt.