Das Europaparlament will mehr gegen die Verschwendung von Lebensmitteln tun

Der Müllwahnsinn

Tonnenweise landen in Deutschland Lebensmittel jedes Jahr auf dem Müll: pro Person und Jahr rund 80 Kilogramm, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Noch mehr sind es in anderen europäischen Ländern. Das Europaparlament will das Problem nun angehen.

 (DR)

Jährlich entstünden in der EU rund 179 Kilogramm Lebensmittelabfälle pro Kopf der Bevölkerung, heißt es in einem am Donnerstag in Straßburg verabschiedeten Bericht. Das sei fast die Hälfte aller Lebensmittel. Gleichzeitig lebten noch immer 79 Millionen Menschen in der EU unterhalb der Armutsgrenze. Nach dem Willen der EU-Abgeordneten soll 2013 das EU-Jahr zur Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung werden.



Eine aktuelle WWF-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bei Vermeidung dieser unnötigen Verluste weltweit eine Fläche von über 2,4 Mio. Hektar "gewonnen" werden könnte. "Derzeit ist es so, als würden wir Mecklenburg-Vorpommern in einen einzigen, riesigen Acker umwandeln und die eingefahrene Ernte einfach wegwerfen", verdeutlicht Tanja Dräger de Teran, Referentin Ernährung beim WWF Deutschland die Ergebnisse der Studie, im domradio.de-Interview.



Ziel: um die Hälfte reduzieren

Die EU-Abgeordneten wollen die Verschwendung von Lebensmitteln um mindestens die Hälfte reduzieren. Dazu brauche es Handeln vom Erzeuger bis zum Verbraucher. Verluste müssten nach der Ernte ebenso verringert werden wie Ausschuss in Supermärkten. Dort würden vollkommen genusstaugliche Lebensmittel mangels Alternativen vernichtet, wenn sich das Mindesthaltbarkeitsdatum nähere. Die Parlamentarier plädieren dafür, neue Formen der Nahrungsmittelverteilung an die schwächsten EU-Bürger zu prüfen.



Selbstkritisch räumen die Abgeordneten ein, dass EU-Vorschriften ebenso wie nationale Regelungen oder Vorgaben in den Betrieben besonders bei Obst und Gemüse der Grund dafür seien, dass Teile der Ernte entsorgt werden. Diese Menge müsse geringer werden.



Zu den Vorschlägen der Abgeordneten gehört, die Einführung eines zweiten Datums auf den Lebensmittelverpackungen zu prüfen. Neben dem Mindesthaltbarkeitsdatum zur Qualität der Lebensmittel könne womöglich auch ein Verbrauchsdatum zum sicheren Verbrauch aufgeführt werden. Den wirklichen Bedürfnissen angepasste Packungsgrößen und Verpackungen mit besserer Lagerfähigkeit könnten ebenfalls Verschwendung vermindern.



Schließlich fordern die EU-Abgeordneten, Vergabevorschriften so zu ändern, dass bei Verpflegungs- und Bewirtungsdienstleistungen bei gleichen anderen Qualifikationen Unternehmen bevorzugt werden, die regional erzeugte Produkte verwenden und die zusagen, nicht servierte Produkte an Bedürftige zu verteilen.