Stadt an der Elbe feiert den Kirchentag - Debatte über Auslandseinsätze der Bundeswehr

Alles ist gut in Dresden

Glaubensfest vor barocker Kulisse: In Dresden feiern seit Mittwochabend rund 118.000 Dauerteilnehmer den 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Zum Auftakt des fünftägigen Protestantentreffens riefen Vertreter aus Politik und Kirchen zu mehr religiöser Toleranz und einem bescheidenen Lebensstil auf.

 (DR)

An einem "Abend der Begegnung" am Mittwochabend nahmen nach Veranstalterangaben etwa 300.000 Menschen teil. Die Barock-Bauten am Dresdner Elbufer waren in pinkfarbenes Licht getaucht. Tausende Kerzen, die im Fluss schwammen, verwandelten die Elbe in ein Lichtermeer. Bis Sonntag stehen beim Kirchentag mehr als 2.000 Veranstaltungen zu Glaubensfragen und politischen Themen auf dem Programm.



Bundespräsident Christian Wulff rief zu mehr Offenheit gegenüber anderen Religionen auf. Christen hätten die Chance zu zeigen, wie sie mit anderen Religionen umgehen, sagte Wulff bei einer Diskussionsrunde am Donnerstag. Gleichzeitig forderte er aber auch eine Erneuerung des Islam.



Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman A. Mazyek, beklagte beim Kirchentag eine verzerrte Darstellung des Islam in den deutschen Medien. Er warb gemeinsam mit dem Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, und dem Berliner Bischof Markus Dröge, für einen offenen und gelassenen Umgang mit anderen Religionen.



In einem der drei Eröffnungsgottesdienste am Mittwoch auf den Elbwiesen warnte der gastgebende sächsische Landesbischof Jochen Bohl vor der unermüdlichen Jagd nach Geld und einer "Geiz ist geil"-Mentalität. Der ungarische Bischof Tamás Fabiny rief auf dem Altmarkt dazu auf, sich nicht an irdische Güter und Ideologien zu binden.



Der katholische Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, rief in einem ökumenischem Gottesdienst zu mehr Zusammenarbeit der christlichen Konfessionen auf. Vor 10.000 Gläubigen im Harbig-Stadion sagte Reinelt, dass es für die Ökumene "keine Schonzeit" geben dürfe.



Insbesondere die Themen Friedensethik und Auslandseinsätze der Bundeswehr bestimmten die ersten Diskussionen des Protestantentreffens am Donnerstag. Ungewöhnlich scharf kritisierte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, die aktuellen Reformpläne von Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU).



"Wir dürfen die Bundeswehr nicht zum Instrument einer Kanonenbootpolitik in neuer Form machen", warnte Schneider unter Anlehnung an einen historischen Begriff aus der Kolonialzeit im 19. Jahrhundert. "Es ist beunruhigend zu sehen, dass die Bundeswehr Stück für Stück zu einer Einsatzarmee umgebaut wird", sagte er der "Passauer Neuen Presse" (Donnerstagsausgabe).



Auch der Berliner Altbischof Wolfgang Huber, der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms, der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann und Ex-Bischöfin Margot Käßmann sprachen sich für eine Debatte über Ziele und Grenzen militärischer Auslandseinsätze aus. Indes erklärte Verteidigungsminister de Maizière, dass er ungeachtet der jüngsten Anschläge am Einsatz am Hindukusch festhält. Am Donnerstagmorgen war bei einem Anschlag 36 Kilometer südlich von Kundus ein deutscher Soldat getötet worden, fünf weitere wurden verletzt.