Thüringens Ministerpräsidentin Lieberknecht zum Papstbesuch

"Für mich ist der Besuch ein großes Geschenk"

Im Besuch von Papst Benedikt XVI. sieht Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht eine "Riesenchance". Die Visite könne Katholiken und Protestanten zusammenführen, sagte die frühere evangelische Pfarrerin. Lieberknecht will dem Papst bei seinem Besuch ihre theologische Examensarbeit überreichen.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

KNA: Frau Ministerpräsidentin, wo und wann begegnen Sie dem Papst?

Lieberknecht: Ich werde ihn am Vormittag des 23. September auf dem Erfurter Flughafen empfangen und dann bei einer Reihe von Terminen begleiten. Ganz besonders freue ich mich auf den Weiterflug am Nachmittag ins Eichsfeld und auf die große Eucharistiefeier am 24.

September auf dem Erfurter Domplatz.



KNA: Gibt es etwas, das Sie Benedikt XVI. unbedingt sagen möchten?

Lieberknecht: Ich werde mich bei ihm ausdrücklich für den Besuch bedanken, der für mich auch angesichts der laufenden Dekade zum Reformationsjubiläum 2017 historisch ist. Es ist eine Riesenchance auch für ein inneres Zusammenkommen der beiden Konfessionen. Ich bin Benedikt XVI. sehr dankbar, dass er gerade in Erfurt ein ökumenisches Zeichen setzen möchte und bin als Theologin gespannt, wie es ausfallen wird. Aus der anfänglichen Thüringen-Visite zwischen Berlin und Freiburg wird nun ein dominierender Teil der Reise.



KNA: Was müsste bei dem Gespräch mit der evangelischen Kirche im Augustinerkloster geschehen, dass es das Prädikat historisch verdient?

Lieberknecht: Das Gespräch selbst ist historisch, schließlich hat noch nie ein Papst Thüringer Boden beziehungsweise das Augustinerkloster betreten, schon gar nicht seit der Reformation. Dass dabei auch ein ökumenischer Wortgottesdienst gefeiert wird, ist für mich ein sehr starkes Symbol. Ich gehe zudem davon aus, dass es einen ganz offenen Austausch gibt. Bei dem Besuch möchte ich dem Papst übrigens auch meine theologische Examensarbeit im Fach Ökumene geben. Ich habe sie über den Dialog der evangelisch-lutherischen und der römisch-katholischen Kirche zum Thema Rechtfertigung geschrieben und schon vor vielen Jahren deutlich gemacht, wie nahe die Kirchen theologisch eigentlich beieinander sind.



KNA: Welche Bedeutung hat der Abstecher des Papstes ins Eichsfeld?

Lieberknecht: Das Eichsfeld zeichnet aus, dass es sich durch seine katholische Prägung den Diktaturen des 20. Jahrhunderts widersetzt hat. Dies verdient eine besondere Würdigung, und der Besuch des Papstes ist es sicher auch stellvertretend für die Opposition gegen das DDR-System insgesamt. Das wird nun auch die Weltöffentlichkeit erfahren.



KNA: Sie haben den Besuch als Chance bezeichnet, Thüringen weltweit als Kultur- und auch Naturlandschaft zu präsentieren. Was gibt Ihnen die Hoffnung, dass dies möglich ist?

Lieberknecht: Nach Thüringen werden unzählige Journalisten kommen, die Bilder werden um die ganze Welt gehen. Die Silhouette des Dombergs, das Augustinerkloster, aber auch unsere Landschaft, für die dann das Eichsfeld steht.



KNA: Ist dieser Aspekt eine Einladung besonders an diejenigen Thüringer, die vom Papst selbst nicht soviel halten, den Besuch dennoch zu akzeptieren?

Lieberknecht: Der Besuch ist eine große Chance für alle. In der Minderheitensituation, in der sich die Kirchen in Ostdeutschland befinden, ist er ein Zeichen mitten in die Gesellschaft hinein. Das wird auch Menschen weit über die Kirchen hinaus ansprechen. Für mich ist der Besuch ein großes Geschenk.