Mahnwachen in ganz Deutschland

Atomkraft, nein danke!

Bei Mahnwachen in ganz Deutschland haben zehntausende Atomkraftgegner am Montagabend ein Ende der Kernenergie gefordert. "Atomkraftwerke sind tickende Zeitbomben", hieß es etwa in Düsseldorf, wo Hunderte Menschen auf die Straße gingen. Auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft war unter den Demonstranten.

 (DR)

In NRW fanden rund 60 angekündigte Mahnwachen sowie spontane Kundgebungen statt. Auch vor dem Kanzleramt in Berlin fand eine Demonstration statt. Vertreter von Kirchen, Gewerkschaften und Parteien forderten zuvor ebenfalls einen Ausstieg aus der Atomenergie. Der EKD-Ratsvorsitzende und rheinische Präses Nikolaus Schneider rief zum Gebet auf.



"Es gilt jetzt, aus der Reaktorkatastrophe in Japan die Lehren auch hier bei uns zu ziehen", sagte ein Teilnehmer der Mahnwache vor dem Kölner Dom. In Düsseldorf erklärte ein ehemaliger

Ostermarschierer: "Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg aus der Atomenergie." Das Unglück in Japan mit all seinen möglichen Folgen für Mensch und Natur könne weltweit ein Umdenken bewirken. Weitere Mahnwachen an Rhein und Ruhr gab es unter anderem in Münster, Bielefeld, Wuppertal und Aachen sowie zahlreichen Revierstädten, aber auch vor dem Atommülllager im westfälischen Ahaus und in Jülich.



Aufgerufen zu den Kundgebungen unter dem Motto "Fukushima ist überall - Atomausstieg jetzt!" hatten die Anti-Atom-Initiative "ausgestrahlt", der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) in Bonn sowie Kirchen, Gewerkschaften und andere gesellschaftliche Gruppen. Die Mahnwachen sollen erst der Auftakt für zahlreiche Kundgebungen in den kommenden Wochen sein. Großdemonstrationen sind für den 26. März, den 9. April und den 25.

Jahrestag des Reaktorunglücks von Tschernobyl am 26. April geplant.



Präses Schneider bekräftigte in Hannover seine Forderung nach einem Ausstieg aus der Atomenergie. "Eine Technologie, die Fehler nicht verzeiht, tut uns nicht gut", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). "Wir müssen da so schnell wie möglich heraus." Auch die perfekteste Technologie könne Fehler nicht völlig ausschließen. In Europa drohe zwar kein Tsunami, aber ein Terrorangriff, ein Flugzeugabsturz oder menschliches Versagen könnten zu einer Reaktorkatastrophe führen. Die Atomenergie habe Dimensionen erreicht, die das Maß des Menschlichen und die Verantwortung des Menschen übersteige.



"Atomkraft ist keine Energie der Zukunft", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, in Paderborn. Nötig seien Energieformen, bei der die Umwelt geschont werde und die ohne Risiken beherrschbar seien. Der westfälische Präses Alfred Buß rief Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) in einem Brief dazu auf, so schnell wie möglich aus der Kernenergienutzung auszusteigen. "Die Verlängerung der Restlaufzeiten muss umgehend zurückgenommen werden", schrieb er. Angesichts der Ereignisse in Japan wäre es "ein Zeichen politischer Stärke, wenn die Bundesregierung ihr Energiekonzept grundlegend überarbeitete".



Ausstiegsforderungen formulierten in Nordrhein-Westfalen unter anderem auch der DGB, die Grünen und die Landtagsfraktion der Linken. "Der DGB NRW und seine Mitgliedsgewerkschaften sind entsetzt über die Katastrophe in Japan", erklärte der DGB-Vorsitzende Andreas Meyer-Lauber in Düsseldorf. Deutschland stehe jetzt vor der Aufgabe, Lehren aus den erschütternden Ereignissen zu ziehen. Es müsse alles daran gesetzt werden, den Ausbau erneuerbarer Energien und Strategien zur Energieeinsparung voranzutreiben.