Kardinal Meisner ruft zum Gebet für Partnerbistum auf

Schicksalsschlag für Japan

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat zum Gebet für die Glaubensschwestern und -brüder im Partnerbistum Tokio aufgerufen. Am Sonntag soll in allen Gottesdiensten der Opfer gedacht werden. Er selbst sei tief erschüttert, so der Kardinal gegenüber domradio.de. Bischof Isao Kikuchi, Vorsitzender von Caritas Japan, spricht von einem Schockzustand.

Autor/in:
Ralf Walter
Verbunden: Der Kardinal von Köln und der Erzbischof von Tokio / © Boecker
Verbunden: Der Kardinal von Köln und der Erzbischof von Tokio / © Boecker

Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat zu Solidarität und Gebet für die Betroffenen des schweren Erdbebens in Japan aufgerufen. In den Fürbitten am kommenden Sonntag soll besonders der Opfer der Katastrophe gedacht werden. "Aus Japan erreichen uns zur Stunde erschütternde Nachrichten und Bilder vom Erdbeben und dem damit verbundenen Tsunami", schreibt Meisner an den Erzbischof von Tokio, Peter Takeo Okada. "Mit betroffen ist auch die Stadt Tokio, die uns seit vielen Jahrzehnten in einer Bistumspartnerschaft besonders verbunden ist. In gläubiger und herzlicher Verbundenheit stehen wir bei den betroffenen Menschen in Tokio und im Katastrophengebiet. Wir schließen sie in unser Gebet ein und ebenso auch alle, die ihnen jetzt zur Hilfe eilen. Für die Menschen, die bei der Katastrophe ihr Leben verloren, bitten wir Gott um die österliche Vollendung und um Trost und Hoffnung für die, die sie zurücklassen mussten." Die von der Katastrophe betroffenen Menschen seien seiner Anteilnahme, Solidarität und Sympathie sicher, sagte Meisner.



1954 schlossen sich die Erzbistümer Köln und Tokyo zu einer Patenschaft zusammen. Der Austausch und die gegenseitige Hilfe sollten im Mittelpunkt stehen. Inzwischen ist diese lebendige Verbundenheit über ein halbes Jahrhundert alt. Seit dem Jahr 2000 ist Peter Takeo Okada Erzbischof von Tokyo. Im Erzbistum Tokio leben insgesamt 18,2 Millionen Menschen, davon sind 91.480 katholisch. Sie werden von 402 Priestern betreut, von denen 226 Japaner sind. Hinzu kommen 9 Diakone und 62 Seminaristen. Am Gottesdienst nehmen sonntags durchschnittlich 22.000 Katholiken teil.



Erzbischof Zollitsch: Mitgefühl und Solidarität

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hat den Opfern des Erdbebens und des Tsunamis in Japan sein Mitgefühl und seine Solidarität ausgesprochen. "Mit großer Betroffenheit habe ich Kenntnis von dem schrecklichen Erdbeben und dem dadurch ausgelösten Tsunami in Ihrem Land erhalten. Ich verneige mich in tiefer Trauer vor den Opfern dieser tragischen Katastrophe und versichere Ihnen, den Verletzten und den Angehörigen der Toten meines fürbittenden Gebets", schreibt der Erzbischof in einem Brief an den Vorsitzenden der Japanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Okada Peter Takeo. "Die Überlebenden brauchen in den kommenden Wochen und Monaten dringend unsere geschwisterliche und großherzige Hilfe. Ich bitte die Gläubigen in unserem Land, Ihre Kirche und alle von der Katastrophe betroffenen Menschen im Gebet aber auch mit finanziellen Mitteln zu unterstützen und so im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die Not nach dem Unglück zu lindern."



Caritas Japan: Stehen unter Schock

"Unser Land wurde von einem Tsunami heimgesucht, der unsere Leben auf den Kopf stellt. Wir stehen immer noch unter Schock, nach dem, was geschehen ist. Die Informationen sind verwirrend, doch es steht fest, dass die Diözese Sendai am meisten betroffen ist. Bischof Isao Kikuchi, der auch Vorsitzender von Caritas Japan ist, versichert, dass die katholischen Glaubensgemeinschaft in Japan, obschon die Katholiken hier nicht zahlreich sind, Hilfe leisten werden und solidarisch mit den Opfern sind", so der Kanzler der Diözese Niigata, Pfarrer Koichi Otaki, im Gespräch mit dem Fidesdienst, wenige Stunden nachdem ein Erdbeben und ein Tsunami um 14.45 Uhr (Ortszeit) den Norden Japans heimsuchte. "Der Tsunami erinnert uns daran, wie verwundbar unser Leben ist. Hilfsbereitschaft und Solidarität stehen für uns auf jeden Fall im Zeichen der Fastenzeit", so der Geistliche.



Die Naturkatastrophe überraschte Bischof Kikuchi kurz nach seiner Rückkehr aus Bangkok, wo er bei einem Treffen von Caritas Asia zu deren Vorsitzenden gewählt wurde. Seine Ernennung wird im Mai dieses Jahres bei der Hauptversammlung von Caritas Internationalis in Rom ratifiziert werden.



Der Geschäftsführer von Caritas Asia, P. Bonnie Mendes, betont aus Bangkok im Gespräch mit dem Fidesdienst: "Wir sind in ständigem Kontakt mit Caritas Japan, die die Situation vor Ort beobachtet, um uns ein Bild von den verursachten Schäden und der Zahl der Opfer zu machen. Wir hoffen, dass nicht viele Menschen ums Leben kamen. Sobald wir die Bedürfnisse und die Zahl der Vertriebenen kennen, werden wir erste Nothilfen auf den Weg bringen".



Westerwelle verspricht Hilfe

Ein Erdbeben der Stärke 8,9 hatte am Morgen den Nordosten Japans erschüttert und verheerende Schäden angerichet. Eine vier Meter hohe Tsunamiwelle rollte an der Küste im Nordosten Landes über zahlreiche Ortschaften hinweg. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie dabei Autos, Boote und ganze Gebäude hinweg gerissen wurden. In der Hauptstadt Tokio gerieten für mehrere Minuten Gebäude ins Wanken.



Nach dem schweren Erdbeben hat Außenminister Guido Westerwelle (FDP) dem asiatischen Staat Unterstützung angeboten. "Wenn Hilfe erforderlich sein sollte, dann werden wir Deutsche natürlich unserem Partnerland Japan auch zur Hilfe kommen", sagte Westerwelle am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Japan habe allerdings noch keine Unterstützung angefordert. Die Lage sei noch sehr unübersichtlich.



Westerwelle sprach den Betroffenen seine Anteilnahme aus. "Wenn man selbst mal in Tokio gewesen ist, dann weiß man, dass die Menschen dort immer mit einer solchen Katastrophe rechnen. Aber ein so schweres Erdbeben ist natürlich auch für Japan ein wirklicher Schicksalsschlag", sagte er.



Das schwere Erdbeben in Japan hat auch in Nordrhein-Westfalen, der größten japanischen Kolonie in Deutschland, für Bestürzung gesorgt. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagte am Freitag in Düsseldorf, ihre Gedanken seien bei den betroffenen Menschen und den japanischen Mitbürgern in NRW, die nun in großer Sorge um ihre Angehörigen in Asien seien. "Wir hoffen mit ihnen, dass möglichst Wenige zu Schaden gekommen sind und dass die Nachbeben keine weiteren Zerstörungen anrichten", sagte Kraft.



Berlin unterstreicht Solidarität mit Partnerstadt Tokio

Bundeskanzlerin Angela Merkel sandte dem Premierminister von Japan, Naoto Kan, nach der Tsunamikatastrophe an der japanischen Küste ein Kondolenzschreiben, in dem sie ihre Bestürzung zum Ausruck bringt: "Ich darf Sie bitten, den Angehörigen der Opfer mein aufrichtiges Beileid sowie den Verletzten meine besten Genesungswünsche zu übermitteln. Seien Sie versichert, dass Deutschland in diesen tragischen Stunden an der Seite Japans steht und zur Hilfe bereit ist."



Nach der Naturkatastrophe in Japan hat Bundespräsident Christian Wulff an Kaiser Akihito ein Beileidsschreiben gesandt. Er habe "mit außerordentlicher Bestürzung" von dem Erdbeben und dem Tsunami erfahren, schrieb Wulff am Freitag. Auch im Namen der Deutschen äußerte er seine "tief empfundene Anteilnahme". Der Bundespräsident betonte: "Bitte übermitteln Sie unser Beileid den Angehörigen der Opfer, denen in diesen Tagen unser Mitgefühl gilt. Deutschland steht in dieser schwierigen Zeit an Ihrer Seite."



Auch der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), hat sich bestürzt über die Nachrichten von dem Erdbeben und dem darauf folgenden Tsunami in Japan gezeigt. Wowereit sagte am Freitag in Berlin: "Die Auswirkungen dieser Mega-Katastrophe zeigen sich offenbar auch in unserer Partnerstadt Tokio." Zwar sei das tatsächliche Bild des Geschehens noch nicht klar, aber es sei bereits deutlich, dass es zahlreiche Opfer, Verletzte und Tote und große Sachschäden gebe. "Den Menschen in unserer Partnerstadt Tokio und in ganz Japan gilt in diesen Stunden die Solidarität und das Mitgefühl" der Berliner, fügte der Regierungschef hinzu.



Ähnlich reagierte auch die Messe Berlin auf die aktuellen Nachrichten aus den Katastrophengebieten in Japan und aus den von einem Tsunami bedrohten Pazifik-Anrainern in Asien und Ozeanien. Die Messe richtet noch bis Sonntag die weltweit größte Reisemesse ITB aus. Unter den Ausstellern sind auch Delegationen aus den betroffenen Ländern.



Martin Buck, Direktor des KompetenzCenter Travel und Logistics der Messe Berlin, sagte am Freitag: "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und deren Familien, die von der Katastrophe betroffen sind und die unter Umständen in den kommenden Stunden von dem Tsunami bedroht sind." Zugleich drückte er den Ausstellern und Besuchern aus der von der Naturkatastrophe betroffenen Region Mitgefühl und Solidarität aus.



Europäer kündigen Hilfe für Katastrophenregion an

Die europäischen Regierungschefs haben nach dem schweren Erdbeben in Japan und dem anschließenden Tsunami Hilfe für den betroffenen Pazifikraum angekündigt. Der Europäische Rat sprach am Freitag in Brüssel den betroffenen Menschen sein Beileid aus. Außerdem kündigten die 27 EU-Regierungschefs neben nationalen Hilfsmaßnahmen auch Unterstützung auf europäischer Ebene an. Sie hätten EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton gebeten, alle angemessene Hilfe zu mobilisieren, erklärten sie.



Zuvor hatte bereits eine Reihe von EU-Regierungschefs ihre Betroffenheit über die Vorkommnisse im Pazifik ausgedrückt, darunter auch der französische Präsident Nicholas Sarkozy sowie der britische Premierminister David Cameron. Die Katastrophe sei eine furchtbare Erinnerung daran, wie zerstörerisch die Natur sein kann, sagte Cameron.