Kosten und Fragen: Zwei Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs

Ein dunkles Kapitel

Vor zwei Jahren stürzte in Köln das Stadtarchiv ein. Das Gedächtnis der Stadt verloren – so schien es damals. Doch ein großer Teil der Dokumente wurde inzwischen geborgen. Der Preis dafür ist hoch. Und die Ursache für das Unglück bleibt ungeklärt.

Autor/in:
Markus Peters
 (DR)

Fast kahle Wände, ein paar Vitrinen und Computerarbeitsplätze - schlicht und unfertig wirkt der Lesesaal im provisorischen Domizil des Kölner Stadtarchivs am Rande der Altstadt. Durchaus das passende Ambiente, um an ein Ereignis zu erinnern, das Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) "eines der dunkelsten Kapitel der Stadtgeschichte" nannte.



Am 3. März 2009 um 13.58 Uhr sackte das siebengeschossige Archivgebäude in der Kölner Südstadt in sich zusammen und riss zwei benachbarte Wohnhäuser mit. Zwei junge Männer starben in den Ruinen. Gleichzeitig wurden 30 Regalkilometer mit den Beständen eines der bedeutendsten kommunalen Archive Europas in die Tiefe gerissen.



Auswirkungen des Unglücks dauern an

"Das Gedächtnis der Stadt schien verloren", blickte Roters am Montag zurück. Ganz so schlimm ist es dann nicht gekommen: 90 Prozent der damals verschütteten Archivalien sind inzwischen geborgen, weitere fünf Prozent werden noch im Grundwasser an der Einsturzstelle vermutet, die restlichen fünf Prozent wurden allerdings vermutlich schon bei dem Einsturz zerstört.



Laut Archivleiterin Bettina Schmidt-Czaia ist der überwiegende Teil der geborgenen Unterlagen restaurierbar. Allerdings werden 200 ausgebildete Restauratoren mit dieser Aufgabe 30 bis 50 Jahre beschäftigt sein. Auch die finanziellen Folgen des Unglücks wiegen schwer: Roters bezifferte die Gesamtkosten durch den Einsturz auf rund eine Milliarde Euro.



Unglücksursache ist weiterhin ungeklärt

Die Ursache für das Unglück ist weiterhin ungeklärt. Voraussichtlich ab August, wenn das letzte Archivgut geborgen ist, soll an der Unglücksstelle ein sogenanntes Besichtigungsbauwerk errichtet werden, wie der Vorstandschef der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), Jürgen Fenske, sagte. So soll vor allem überprüft werden, ob eine beschädigte Stahllamelle an der Stadtbahnbaustelle Waidmarkt in unmittelbarer Nähe des Archivgebäudes für das folgenreiche Absacken des Gebäudes verantwortlich sein könnte. Aufwendige Arbeiten und der Einsatz von Tauchern sind erforderlich, damit die Gutachter der Staatsanwaltschaft die mutmaßliche Schadensstelle besichtigen können.



Das Unglück hat das Stadtbahn-Projekt massiv zurückgeworfen, räumte KVB-Chef Fenske ein. Derzeit sei noch nicht absehbar, wann die neue Verbindung unter dem Süden von Köln ihren Betrieb aufnehmen kann. Die Zweifel an der Sicherheit des Großprojekts sind bei den Anwohnern nicht verschwunden, das räumte auch Roters ein: "Restängste sind sicher geblieben."



Am Mittwochabend (2. März, 19.00 Uhr) will der Oberbürgermeister an der Unglücksstelle einen Kranz für die beiden Opfer des Archiveinsturzes niederlegen.