Ehemalige kfd-Vorsitzende plädiert für Frauenquote in Kirche

Mit Druck zum Vorbild?

In der Debatte um eine Frauenquote in Führungsämtern hat sich die ehemalige Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands Magdalena Bogner für eine entsprechende Regelung auch in der katholischen Kirche ausgesprochen. Die Kirche müsste hier eine "Vorbildfunktion einnehmen", sagte die Bundesverdienstkreuzträgerin im Interview mit domradio.de. Auch in die Frage des Frauendiakonats müsse wieder Bewegung kommen.

 (DR)

domradio.de: Was halten sie von einer Frauenquote in Chefetagen? Tendieren sie eher zum Muss von Frau von der Leyen oder zur freiwilligen "Selbstverpflichtung", für die etwa Familienministerin Schröder plädiert?

Bogner: Ich tendiere fast zu einem Muss - kann aber die Argumente von Frau Schröder sehr gut verstehen; dass es nicht auf die Quote an sich ankommt, sondern auf die fähigen Frauen und die Fähigkeiten, die in diesen Führungspositionen gefragt sind. Nur: Es zeigt sich ja, dass ohne dieses Muss selbst die fähigen Frauen nicht zum Zuge kommen, weil manche Männernetzwerke immer noch so gut funktionieren, dass Frauen mit ihren Fähigkeiten durch dieses Glasdecke nicht durchstoßen können.



domradio.de: Was halten Sie von einer Frauenquote in der katholischen Kirche?

Bogner: Dem könnte ich durchaus etwas abgewinnen, denn auch da ist es ja so, dass Frauen in die leitenden Positionen in der Kirche nur sehr schwer hineinkommen können. Wenn ich mir die Situation in den Ordinariaten der deutschen Bistümer anschaue, dann gibt es Ordinariate, in denen keine einzige Frau in irgendeiner Weise eine Leitungsfunktion übernimmt. Es gibt aber auch Diözesen, in denen schon Vorbildliches passiert ist. Und auf dem Hintergrund der biblischen Aussage, dass Männer und Frauen gleichwertig sind und Mann und Frau zusammen Abbild Gottes sind nach Genesis 1.27, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Kirche hier sogar eine gewisse Vorbildfunktion einnehmen müsste: in die Führungsetagen ihrer eigenen Organisation Männer und Frauen in der gegenseitigen Ergänzung, die sie sie ja bilden, hineinzunehmen und da stärker Frauen zu positionieren. Da kann ich mir gut vorstellen, dass noch Vieles in Richtung Quote passieren könnte und müsste.



domradio.de: Die Kirchen müssen also selber Zeichen setzen...

Bogner: Kirchenrechtlich, um es nur einmal an diesem Punkt festzumachen, ist sehr viel mehr möglich, als im Augenblick passiert. Frauen sind durchaus fähig, Finanzdirektoren in einem Ordinariat zu sein oder die Abteilung der Pastoral zu leiten. Das muss nicht scheitern an irgendwelchen kirchenrechtlichen Vorschriften, da kann sehr viel mehr passieren. Allerdings glaube ich auch, dass die Kirche sich bewegen muss zum Beispiel in Richtung Frauendiakonat. Wir hatten in diesen Wochen immer wieder das Gedächtnis an 40 Jahre Würzburger Synode. Die Synode hat - als gemeinsame Synode von Bischöfen und Laien - gefordert, ganz aktiv das Frauendiakonat anzugehen. 40 Jahre danach sind wir immer noch an derselben Stelle. Gerade in Positionen wie denen der diakonischen Verantwortung oder der Verkündigung könnten und würden Frauen noch Entscheidendes zum Wohl der Kirche und unserer Gesellschaft beitragen.



domradio.de: Wie würde die katholische Kirche profitieren, wenn mehr Frauen in Leitungsfunktionen gelangen?

Bogner: Sie würde eine gesamtheitlichere Sicht gewinnen. Mann und Frau gemeinsam sind verantwortlich, das Bild unserer Kirche und Gesellschaft zu prägen, so wie es uns biblisch vorgegeben ist - und damit würde die Kirche gewinnen. Der Kirche stehen die Gaben der Frauen zur Verfügung, nur müssten Verantwortliche hier noch viel mehr daraus schöpfen. Deshalb kann ich mir sehr gut vorstellen, dass hier mit einem gewissen Druck im Hinblick auf Besetzung von Positionen gearbeitet werden muss.



Das Gespräch führte Monika Weiß.