Vatikan-Außenminister trifft ägyptische Botschafterin - Erneuter Anschlag auf Kopten

Gespräche und Gewalt

Der vatikanische Außenminister Erzbischof Dominique Mamberti ist nach einer Verstimmung der Regierung in Kairo mit der ägyptischen Botschafterin beim Heiligen Stuhl zusammengetroffen. Äußerungen des Papstes zu diesem Thema hatten Kairo veranlasst, die Diplomatin zu Konsultationen nach Ägypten zurückzuberufen. Derweil ist bei einem Anschlag in Ägypten erneut ein Christ getötet worden.

 (DR)

Nach Angaben der Sicherheitskräfte schoss ein Mann in einem Zug südlich von Kairo um sich und tötete den 71-jährigen Passagier. Dessen Frau sowie vier weitere Fahrgäste wurden verletzt. Alle Opfer seien Christen, hieß es einer Stellungnahme des ägyptischen Innenministeriums. Der Zug kam aus dem Ort Assiut, in dem es eine große Christengemeinde gibt. Der Täter sei Polizist. Er sei auf dem Weg zum Dienst gewesen und habe keine Uniform getragen.



Vatikan-Außenminister trifft sich mit Ägyptens Botschafterin

Wie der Vatikan mitteilte, bekundete Mamberti der Botschafterin Lamia Aly Hamada Mekhemar am Dienstagabend die Anteilnahme des Vatikan angesichts des Anschlags auf Kopten in Ägypten an Weihnachten.



Während des Gesprächs mit Mamberti habe die Botschafterin die Befürchtungen ihrer Regierung "in dieser schwierigen gegenwärtigen Situation" dargelegt, heißt es in der Erklärung von Vatikansprecher Federico Lombardi. Vor ihrer Abreise nach Kairo habe die Botschafterin zudem Informationen erhalten, um "angemessen" über die jüngsten Äußerungen des Papstes berichten zu können, insbesondere jene zur Religionsfreiheit und zum Schutz der Christen im Nahen Osten.



Der Heilige Stuhl nehme an den Empfindungen des gesamten ägyptischen Volkes Anteil, das von dem Anschlag in Alexandria betroffen sei, teilte der Vatikan weiter mit. Mamberti habe versichert, dass der Vatikan die Befürchtungen der Regierung, die eine Eskalation der Zusammenstöße und der religiös motivierten Spannungen vermeiden wolle, vollständig teile und ihre "Bemühungen in dieser Richtung" begrüße.



Papst Benedikt XVI. hatte am Montag beim Neujahrsempfang für das Diplomatische Corps den Terroranschlag gegen Gläubige beim Gebet in einer Kirche von Alexandria beklagt. Er hatte mit Blick auch auf Anschläge gegen Christen im Irak hinzugefügt: "Diese Folge von Angriffen ist ein weiteres Zeichen für die dringende Notwendigkeit, dass die Regierungen der Region trotz der Schwierigkeiten und der Drohungen wirksame Maßnahmen zum Schutz der religiösen Minderheiten ergreifen."



Aufgrund dieser Äußerung war die ägyptische Vatikan-Botschafterin zu Beratungen in das Außenministerium nach Kairo berufen worden. Ein Sprecher des Außenministeriums in Kairo hatte die vatikanischen Äußerungen zum Anschlag auf Kopten in Alexandria als "nicht hinnehmbare" Einmischung in die inneren Angelegenheiten Ägyptens bezeichnet.