Prälat Jüsten fordert Sicherheit für Christen in ihren Heimatländern

100 Millionen werden verfolgt

Weltweit werden rund 100 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens verfolgt. So das traurige Ergebnis des "Weltverfolgungsindex 2011" vom Hilfswerk für verfolgte Christen "Open Doors". "Wir fordern, dass Christen und andere religiöse Minderheiten in ihren Heimatländern, in denen sie und ihre Vorfahren seit Jahrhunderten, ja, Jahrtausenden wohnen, in Sicherheit und Würde leben können", sagte Prälat Jüsten von der Bischofskonferenz.

Weltverfolgungsindex zur Lage der Christen (KNA)
Weltverfolgungsindex zur Lage der Christen / ( KNA )

Die katholischen Bischöfe in Deutschland reagieren tief besorgt über die Zunahme von Gewalt gegen Christen weltweit. Jeder Staat müsse die auf seinem Territorium lebenden Menschen ungeachtet ihrer religiösen Zugehörigkeit wirksam schützen und ihre Menschenrechte garantieren, sagte der Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe, Prälat Karl Jüsten der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Deshalb gelte sein Appell der Bundesregierung, ihren Einfluss bei den Staaten geltend zu machen, damit die von Verfolgung bedrohten religiösen Minderheiten vor Ort bleiben könnten.



Nordkorea führt Index an

Nordkorea hält in dem aktuellen Weltverfolgungsindex einen traurigen Rekord: Zum neunten Mal in Folge führt das abgeschottete Land die Rangliste der Länder an, in denen Christen weltweit am stärksten verfolgt werden. Auch der Iran bleibt auf Platz 2 des Index.



In Nordkorea werde jede religiöse Aktivität vom Regime als Angriff auf die sozialistischen Prinzipien wahrgenommen, heißt es. Christen hätten keinerlei Existenzberechtigung. Im Iran registrierte die Hilfsorganisation weiterhin Verhaftungswellen von Christen, vor allem im Dezember 2009 und den ersten drei Monaten des Jahres 2010. Viele Gottesdienste würden von der Geheimpolizei überwacht. Auf Christen, die sich in Gemeinden oder Hausgemeinden engagieren, werde Druck ausgeübt.



Prälat Jüsten über deutsche Verpflichtung

Staaten hätten durchaus diplomatische Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, gab Prälat Jüsten zu bedenken. Wenn es jedoch erneut zu einer Fluchtbewegung komme, habe auch Deutschland die Verpflichtung, schutzbedürftige Menschen aufzunehmen.



Der Leiter des Verbindungsbüros der katholischen Kirche zur Bundesregierung verwies zudem darauf, dass es eine Unterdrückung von Christen nicht nur in Ländern mit islamischer Mehrheit gebe. Deshalb habe die Bischofskonferenz zuletzt die Lage in Indien angeprangert, wo nationalistische Hindus aggressiv gegen Christen vorgingen.



Lage in China "verbessert" sich

Die Lage für Christen in China hat sich nach Einschätzung von "Open Doors" verbessert; das Land rückte von Rang 13 auf Rang 16. "Es gibt Anzeichen, dass die Regierung den christlichen Glauben stärker toleriert. Anders als im Vorjahr hat sie keine systematischen Maßnahmen zur Einschränkung öffentlicher christlicher Aktivitäten unternommen", so das Hilfswerk. Auch seien weniger Versammlungsorte oder Wohnungen von Christen durchsucht oder geschlossen worden.



Verschlechterungen gegenüber dem Vorjahr sieht die Initiative in der Türkei, die von Rang 35 auf Platz 30 der Negativliste aufstieg. "Hass gegen Christen wird besonders von Nationalisten geschürt, die auch vor Angriffen oder der Ermordung von Christen nicht zurückschrecken", heißt es. Doch auch Politiker und Medien schürten eine feindliche Stimmung.



Russland auch auf dem Index

Neu im Weltverfolgungsindex sind Malaysia und Russland, die auf Platz 50 kommen. Das russische Gesetz zur Gewissensfreiheit erkenne nur vier "traditionelle" Religionen an: die östliche Orthodoxie, den Islam, den Buddhismus und das Judentum. Staatsbeamte unterstützten und schützten die Orthodoxen auf Kosten anderer Denominationen, lautet der Vorwurf. Der unterschwellige gesellschaftliche Druck auf kleine christliche Gemeinschaften nehme zu. Zudem sei es zu Gewalttaten und Zerstörungen durch russische Muslime gekommen. Nicht mehr im Weltverfolgungsindex registriert wird Kenia.



Open Doors schätzt, dass weltweit rund 100 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden. Christen seien damit die größte Gruppe aller aus religiösen Gründen Verfolgten. Der jährlich veröffentlichte Weltverfolgungsindex erscheint seit 1993. Jedes Jahr bewertet eine internationale Arbeitsgruppe von Open Doors die Situation für Christen in Ländern mit eingeschränkter Religionsfreiheit. Kriterien sind veröffentlichte Berichte zu Übergriffen auf Christen, Informationen durch eigene Befragung vor Ort und Einschätzungen von Experten.