Bundeskanzlerin Merkel empfängt zum sechsten Mal die Sternsinger

"Integration ist, wenn wir alle zusammenhalten"

Souverän rollt der neunjährige Hendrik seine Gehhilfe in die Pole-Position, direkt vor Angela Merkel (CDU). Die Bundeskanzlerin packt etwas unbeholfen mit an, zupft den dunkelblauen Samtmantel des kleinen Königs zurecht. Zum sechsten Mal hat Merkel am Mittwoch die Sternsinger im Kanzleramt empfangen.

Autor/in:
Karin Wollschläger
Sternsinger Hendrik mit Kanzlerin Merkel (KNA)
Sternsinger Hendrik mit Kanzlerin Merkel / ( KNA )

Insgesamt 108 als "Heilige Drei Könige" verkleidete Mädchen und Jungen aus den 27 Bistümern drängen sich um Merkel. Doch Hendrik steht im Mittelpunkt. Das mag er eigentlich gar nicht. Er möchte nicht auffallen, nichts Besonderes sein, sondern einfach einer wie alle anderen. Ganz normal. Das ist auch die Botschaft des Theaterstücks, das Hendrik mit seinen drei ebenfalls königlich gewandeten Freunden vor der Kanzlerin aufführt. Seit November haben die vier aus der Gemeinde St. Thomas Morus in Kleinmachnow dafür geprobt. Es geht um Teilhabe, um Rücksicht und das ganz normale Miteinander von Behinderten und nicht Behinderten im Alltag: "Am besten ist es, wenn das gar nix Besonderes mehr ist."



Viele behinderte Kinder bekommen in ärmeren Ländern keine Chance

Hendrik und seine Freunde erinnern daran, dass viele behinderte Kinder weltweit, vor allem in den ärmeren Ländern, keine Chance bekommen. Dafür stehen sie dieses Jahr im Mittelpunkt der 53. Aktion Dreikönigssingen. Unter dem Leitwort "Kinder zeigen Stärke" sammeln in diesen Tagen bundesweit eine halbe Million Sternsinger Spenden zugunsten behinderter Kinder in Entwicklungsländern. Allein im vorigen Jahr kamen bei der Aktion des Kindermissionswerks 40,6 Millionen Euro zusammen.



Angela Merkel steckt einen braunen Schein in die blecherne Sammelbüchse. Doch nicht nur das. Sie sagt den Sternsingern auch ihre politische Unterstützung zu. Verspricht ihnen, sich für die Gleichberechtigung behinderter Kinder in armen Ländern stark zu machen. "Integration ist, wenn wir alle zusammenhalten und uns gemeinsam stark machen", betont die Kanzlerin und lobt den Einsatz der Sternsinger: "Ihr unterstützt ein ganz, ganz wichtiges Anliegen." In vielen Ländern wie Kambodscha, in Pakistan, in Ruanda, in Indien sähen viele nur die Defizite von Behinderten. Das sei falsch. "Darüber werde ich bei meiner Arbeit mit den Verantwortlichen in den Ländern auch sprechen und ihnen sagen: Denkt daran, dass Menschen mit Behinderungen so viel zur Gesellschaft beitragen können."



Mit der Königsschar durchs Kanzleramt

Gemeinsam schreitet Merkel danach mit der Königsschar die Südtreppe des Kanzleramtes hinab, Hendrik nimmt den Aufzug. Am Fuß der Treppe schreiben Sternsinger aus dem Erzbistum Paderborn den Segensgruß "Christus mansionem benedicat - Christus segne dieses Haus" in der Kurzformel "20*C+M+B*11" mit Kreide an die Wand.



Zum guten Schluss nimmt Merkel nicht nur die mahnenden Worte der Sternsinger mit, sondern auch noch ein kleines Geschenk. Ein von den Kindern bemaltes Schaltuch in hoffnungsfrohem Hellblau. Die zehnjährige Theresa überreicht es der Kanzlerin mit den Worten:



"Damit Sie immer daran denken, dass Kinder echt stark sind." Vielleicht erwärmt es Merkel ja ein bisschen in der frostigen Auseinandersetzung um die Hartz-IV-Sätze und das Bildungspaket für bedürftige Kinder.