Sternsinger setzen sich für behinderte Kinder in Kambodscha ein

Für ein selbstbestimmtes Leben

Tola ist zwölf Jahre alt. Er ist ohne Hände und Beine auf die Welt gekommen. Trotzdem spielt er mit Begeisterung Volleyball und malt gerne. Tola lebt in Kambodscha - einem der ärmsten Länder der Welt. Kinder wie er stehen im Mittelpunkt der bundesweiten Sternsingeraktion.

Autor/in:
Inga Kilian
 (DR)

"Kinder zeigen Stärke"

Besonders in den Entwicklungsländern haben behinderte Kinder mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. "Trotzdem meistern sie ihre Probleme mit großer Selbstverständlichkeit", sagt der Präsident des Kindermissionswerkes "Die Sternsinger", Klaus Krämer. Das Leitwort der Sternsingeraktion lautet "Kinder zeigen Stärke".



Rund 1.500 kleine Könige aus Diözesen in ganz Deutschland werden zur Eröffnungsfeier der Aktion Dreikönigssingen in Essen erwartet.



Rund 500.000 Sternsinger sind unterwegs

Träger der Aktion sind das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). In den Tagen rund um das Fest Heilige Drei Könige am 6. Januar werden wie in den vergangenen Jahren rund 500.000 als Könige aus dem Morgenland verkleidete und mit Kronen und Sternen geschmückte Jungen und Mädchen durch die Straßen ziehen, um Spenden für Kinder in Not zu sammeln.



Beispielland der Aktion ist Tolas Heimatland Kambodscha. In dem südostasiatischen Staat leiden die Menschen unter den Folgen von Diktatur und Bürgerkrieg. "Besonders für viele Menschen mit Behinderung ist die Situation trostlos", sagt Krämer. Da es an speziellen Einrichtungen und Förderschulen fehle, bekämen behinderte Kinder oft keine Schulausbildung und könnten anschließend keinen Beruf ausüben. "Menschen mit Behinderung werden ausgegrenzt, misshandelt und diskriminiert", berichtet Krämer.



Für ein selbstbestimmtes Leben

Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Tolas. Er lebt gemeinsam mit 26 anderen Kindern im Goutte d"Eau-Zentrum in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Hier betreuen Spezialisten die Kinder und ermöglichen ihnen ein selbstbestimmtes Leben. Mit dem diesjährigen Erlös wollen die Sternsinger mehr Initiativen dieser Art fördern. Jedes Jahr unterstützt die Aktion rund 2.400 Projekte für notleidende Kinder in aller Welt. In den vergangenen drei Jahren waren darunter etwa 260 Projekte für behinderte Kinder.



Rund 80 Prozent aller Menschen mit Behinderung leben in Entwicklungsländern und haben keinerlei Zugang zu notwendigen Hilfs- und Bildungsangeboten. Häufig sind Mangelernährung und eine schlechte Gesundheitsversorgung die Ursache für Behinderungen. Ein besonders großes Problem in Kambodscha sind Landminen, die noch aus Kriegszeiten stammen und überall im Land im Boden liegen. "Vier bis sechs Millionen sind dort versteckt", sagt der Bundespräses des BDKJ, Simon Rapp. "Sie töten und verstümmeln Menschen." Jährlich explodieren dort den Angaben zufolge mehr als 700 Minen. Jedes dritte Mal ist das Opfer ein Kind.



Probleme bereiten Landminen

Auch die 16-jährige Dient hat durch die Explosion einer Landmine ein Bein verloren. Heute lebt sie mit anderen Kindern und Jugendlichen im Arrupe-Zentrum im kambodschanischen Battambang. Hier sorgt die katholische Kirche dafür, dass behinderte Kinder in die Schule gehen und studieren können. Dient ist Mitglied in einer Tanzgruppe, in der behinderte und nichtbehinderte Mädchen gemeinsam auftreten. Dass sie im Rollstuhl sitzt, hat sie nie daran gehindert. "Es ist beeindruckend, dass diese Kinder nicht nur mit ihrer Behinderung leben, sondern es schaffen, ihre individuellen Stärken zu entfalten", sagt Krämer. Kinder seien in dieser Hinsicht oft eindrucksvolle Vorbilder.



Ebenfalls Vorbildfunktion haben nach Meinung des BDKJ-Bundespräses Rapp auch die Kinder und Jugendlichen, die als heilige drei Könige verkleidet durch die Straßen ziehen. Indem sie Geld für andere Kinder in Not sammelten und den Menschen den Segen spendeten, seien sie ein wichtiges "Aushängeschild" der katholischen Kirche. "Es sind Kinder, die zum Erfolg der Aktion beitragen und mithelfen, dass in aller Welt Not gelindert wird", betont Rapp.