Weihnachtsmann beliebter als Nikolaus

Nachhilfe nötig

Der klassische Nikolaus wird einer Umfrage zufolge immer mehr vom Weihnachtsmann verdrängt. Zwei Drittel der Bundesbürger finden laut einer Umfrage mittlerweile den rot gekleideten Gabenbringer amerikanischen Ursprungs sympathischer als den Heiligen im Bischofsgewand.

 (DR)

Vor allem in den fünf östlichen Bundesländern steht der Weihnachtsmann mit 81,4 Prozent ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Die Bürger in Westdeutschland bevorzugten am 6. Dezember dagegen die Tradition, ergab die Umfrage. Fast zwei Drittel von ihnen fänden es gut, dass der Nikolaus den Kindern aus dem "Goldenen Buch" vorlese, um sie zu loben oder zu tadeln, und ihnen dann erst Gaben überreiche. Bei jedem Sechsten in den alten Bundesländern komme zudem der Nikolaus immer in Begleitung von Knecht Rupprecht oder dem Krampus ins Haus.



Im Osten seien diese Traditionen wohl historisch bedingt wesentlich weniger präsent, lautet das Fazit. Dort fände es nur ein Drittel der Bürger gut, wenn der Nikolo sein Buch aufschlage und den Krampus gebe es nur bei jedem 17. Auf Geschenke müssten die Kinder aber in den neuen Länder am 6. Dezember auch nicht verzichten. So sagten mehr als 79 Prozent der Ostdeutschen, es lägen für den Nachwuchs Präsente in den bereitgestellten Schuhen und Strümpfen. - Für die Umfrage im Auftrag des Apothekenmagazins "BABY und Familie" befragte die GfK Marktforschung Nürnberg 1.931 Männer und Frauen ab 14 Jahren.



"Ich glaube, dass die Kunstfigur des Weihnachtsmanns an Boden gewinnt, weil sie von vielen Geschäften und in der Werbung kommerziell genutzt wird", sagt Johannes Minkus, der Pressesprecher der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayern. Er bedauert die Verschiebung hin zum Weihnachtsmann. "Es wäre gut, sich am Original-Nikolaus ein Beispiel zu nehmen und etwas von seinem Besitz abzugeben", sagt er.



Oft werden die beiden vermischt

Auch Robert Benkert, Pastoralreferent im Ordinariat des katholischen Erzbistums München und Freising, steht der "Kunstfigur" Weihnachtsmann eher kritisch gegenüber. "Wir feiern den Nikolaus und wir feiern Weihnachten. Dafür brauchen wir den Weihnachtsmann nicht", sagt er. Dennoch sieht er den Weihnachtsmann auf dem Vormarsch. "Ich glaube der Nikolaus hat keine Chance in der Breite oder Medienwirksamkeit dem Weihnachtsmann Paroli zu bieten", sagt er. Oft würden die beiden Figuren aber auch einfach vermischt.



Der Nikolaus und seine Legende bieten mehr Anregung um nachzudenken - darin sind sich Benkert und Minkus einig. Die frühchristliche Figur des Bischofs aus Myra fordere einen heraus, sagt Minkus. Für Benkert gibt er den beschenkten Kindern mehr Anlass, darüber nachzudenken, warum man beschenkt werde.



Noch nicht abschreiben

Abschreiben muss man den Nikolaus aber noch längst nicht. In den Fußgängerzonen werde man zwar von Weihnachtsmännern heimgesucht, an Schulen und Kindergärten sei aber der Nikolaus präsent, sagt Minkus. Auch Benkert sagt, viele Kindergärten würden dessen Legende und Besuch zelebrieren. Zudem gebe es sogar Initiativen, die versuchten, den Schokonikolaus zu fördern.



Und was den persönlichen Auftritt angeht, liegt der Nikolaus ohnehin noch immer weit vorne. Beim Münchner Jobcafe, das Nikoläuse und Weihnachtsmänner vermittelt, ist das gar keine Frage. "Wir haben überhaupt nur ein oder zwei Weihnachtsmannkostüme", heißt es da. Nikoläuse seien dagegen jedes Jahr rund 20 im Einsatz.