Opferhilfe zum Runden Tisch Missbrauch

„Erwartungen nicht so hoch“

Der Weiße Ring hat vor zu großen Erwartungen an die ersten Treffen des Runden Tischs zu Missbrauch der Bundesregierung gewarnt. Es gehe zunächst darum „zu klären, wie und worüber man miteinander spricht“, so der Sprecher der Opferschutzorganisation, Veit Schiemann, im Interview mit domradio.de.

 (DR)

domradio.de: Wenn Sie die ersten Reaktionen miteinander vergleichen, stimmen Sie eher dem Lob oder eher der Kritik zu?

Schiemann: Beiden, und beiden auch nicht. Man muss sich vorstellen, dass es so etwas wie diesen Runden Tisch in Deutschland noch nie gegeben hat. Da sitzen viele Organisationen zusammen. Die müssen sich erst mal darauf einigen: Wie sprechen sie miteinander, in welchen Arbeitsgruppen arbeiten sie zusammen, was genau ist das Thema? Sich diese "Geschäftsordnung" zu geben. Wir hatten jetzt die zweite Sitzung. Die Erwartungen dürfen am Anfang einfach gar nicht so hoch geschraubt werden, dass jetzt schon Zahlen für Entschädigungssummen genannt werden. Das ist nicht das Ziel der ersten Sitzungen einer solchen Zusammenkunft. Es geht erst mal darum zu klären, wie und worüber man miteinander spricht. Dann geht es ins Konkrete.



domradio.de: Bischof Ackermann begründet das Offenlassen der Höhe der Geldleistung damit, dass dies in Übereinstimmung mit den anderen Organisationen am Runden Tisch erfolgen soll. Ist es für konkrete Vorschläge noch zu früh?

Schiemann: Wir begrüßen erst mal den geäußerten Willen zu einer Wiedergutmachung, auch finanzieller Art. Das steht für uns nicht im Vordergrund. Sondern für uns als Opferschutzorganisation steht im Vordergrund, dass das Opfer von den verschiedenen Institutionen als eben solches anerkannt wird. Es geht vor allem darum, die Wahrheitsfindung zu stärken; dass wir den Menschen, denen dieses Leid geschehen ist, als Institutionen gegenüber treten und sagen: Ja, wir erkennen an, dass Euch das passiert ist, in unserem Schoß, in unserer Gemeinschaft, und wir wollen das zukünftig verhindern.



Das Gespräch führte Christian Schlegel. Hören Sie es hier in voller Länge nach.