Hilfe für Flutopfer läuft nur langsam an

Pakistan in Not

Bei seiner Generalaudienz hat Papst Benedikt XVI. am Mittwoch zu mehr Hilfe für die Flutopfer in Pakistan aufgerufen. Denn: die Hilfe kommt bislang nur langsam in Gang. Hunderttausende in den Hochwassergebieten können noch nicht erreicht werden. Hilfsorganisationen kritisieren gegenüber domradio.de die Nothilfe der Bundesregierung.

 (DR)

Das "Bündnis Entwicklung Hilft" hat die Nothilfe der Bundesregierung für die Flutopfer in Pakistan als "enttäuschend" kritisiert. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der Geschäftsführer des Bündnisses deutscher Hilfsorganisationen, Peter Mucke: "Die Erhöhung von 10 auf 15 Millionen Euro Soforthilfe vonseiten der Bundesregierung kommt spät und ist gemessen am Bedarf in der Katastrophenregion ein äußerst geringer und deshalb enttäuschender Betrag."

Die Zurückhaltung vieler Staaten bei der Zusage von öffentlichen Hilfsmitteln habe mit dazu beigetragen, dass die Spendenbereitschaft der Bürger zunächst sehr zögerlich gewesen sei. "Durch die umfangreichere Medienberichterstattung in den vergangenen Tagen verzeichnen wir jetzt aber einen deutlichen Anstieg privater Spenden", sagte Mucke.  

So habe sich der Spendenzufluss an das Bündnis der Organisationen Brot für die Welt, medico international, Misereor, terre des hommes und Welthungerhilfe innerhalb weniger Tage von 1,7 Millionen Euro auf 4,3 Millionen Euro mehr als verdoppelt. "Für die Nothilfe und den langfristigen Wiederaufbau des Landes benötigen wir dringend weitere Spenden", sagte Mucke, der betonte: "Die Menschen in Pakistan reagieren auf die Hilfe aus Deutschland sehr, sehr dankbar."  

Gleichzeitig begrüßte am Mittwoch im Interview mit domradio.de Hermann Rupp vom katholischen Hilfswerk und Bündnispartner Misereor die wachsende Spendenbereitschaft aus deutschen Haushalten.

Noch nicht genügend Geld für Nothilfe
Politiker und Hilfswerke riefen in den vergangenen Tagen zu mehr Unterstützung für die Opfer auf. "Nur wenn wir sofort handeln, können wir die Menschen retten", sagte die EU-Kommissarin für Humanitäre Hilfe, Kristalina Georgieva. Angesichts der Katastrophe kritisierten die Grünen die geplante Kürzung der humanitären Nothilfe im Etat des Auswärtigen Amtes.

Den Betroffenen dürfe nicht die Solidarität und die konkrete Unterstützung der internationalen Gemeinschaft fehlen, erklärte Papst Benedikt XVI. bei seiner  Generalaudienz am Mittwoch in Castelgandolfo. Den Todesopfern sagte Benedikt XVI. sein Gebet zu und bekundete den Angehörigen und den Geschädigten der Katastrophe seine geistliche Verbundenheit.

Die UN teilten mit, dass noch nicht genügend Geld für die Nothilfe eingegangen sei. Geldmangel und die zerstörte Infrastruktur erschwerten die Arbeit im Katastrophengebiet. Von den rund 20 Millionen Betroffenen benötigten sechs Millionen unmittelbar Hilfe. Das Welternährungsprogramm habe bislang Lebensmittel an weniger als eine Million Menschen verteilen können.

Neue Hochwasserwarnungen
Derweil erklärte die pakistanische Regierung, sie denke noch über das Hilfsangebot des Erzrivalen Indien nach. Indien hatte in der vergangenen Woche fünf Millionen US-Dollar Unterstützung für die Flutopfer angeboten. Die Angelegenheit sei noch nicht entschieden, hieß es aus dem Außenministerium nach Berichten des indischen TV-Senders NDTV. Die Beziehungen zwischen den beiden benachbarten Atommächten, die bereits drei Kriege gegeneinander geführt haben, gelten als frostig.

Wegen neuer Hochwasser-Warnungen wurden über 150 Dörfer am Indus-Fluss geräumt. Hilfswerke warnten zudem davor, dass sich Seuchen wie die Cholera schnell ausbreiten könnten, weil die Menschen verunreinigtes Wasser trinken. Nach UN-Angaben droht allein 3,5 Millionen Kindern eine solche tödliche Krankheit.

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