Priorin des Klosters Sankt Marienthal zur Lage nach der Flut

Noch ein ziemlicher Schock

Immense Schäden hat das Neiße-Hochwasser vom 7. August im Kloster Sankt Marienthal in Sachsen angerichtet. Auf mindestens acht Millionen Euro bezifferte sie Priorin Elisabeth Vaterodt. Der Schock sitzt noch immer tief, gesteht sie nun.

Autor/in:
Markus Nowak
 (DR)

KNA: Schwester Elisabeth, wie geht es Ihnen und den anderen Schwestern jetzt?
Vaterodt: Körperlich geht es uns gut, aber es ist noch ein ziemlicher Schock für uns. Wir haben allerdings viel Hilfe und Trost erfahren und sind deshalb sehr zuversichtlich.

KNA: Wer hat Ihnen geholfen?
Vaterodt: Zusammen mit den Bundespolizisten, die zur Rettung von nationalem Kulturerbe kamen, waren anfangs durchschnittlich 150 Helfer auf dem Gelände. Jetzt sind es zusammen mit unseren Klostermitarbeitern noch 20 bis 30.

KNA: Wie ist der Stand der Räumungsarbeiten?
Vaterodt: Der Schlamm ist zum größten Teil weg vom Klosterhof, auch das zerstörte Mobiliar. Man könnte denken, dass nichts passiert ist.

KNA: Was bleibt zu tun?
Vaterodt: Wir müssen abwarten, was an Schäden noch zutage tritt. An verschiedenen Kunstschätzen bildet sich Schimmel, das muss jetzt alles von den Restauratoren bearbeitet werden. Auch muss an sämtlichen Gebäuden der Putz, soweit er im Wasser stand, erneuert werden. Das können wir nicht alles aus eigener Kraft leisten.

KNA: Wie hoch ist der Schaden?
Vaterodt: Es werden insgesamt mindestens 8 Millionen Euro sein, dazu noch 3,5 Millionen Euro beim Internationalen Begegnungszentrum auf dem Klostergelände. Wir haben schon viele Einzelspenden erhalten, aber der Gesamtschaden ist immens.

KNA: Wo leben Sie und Ihre Mitschwestern jetzt?
Vaterodt: Wir wohnen weiter im ersten und zweiten Stock des Klosters. Das Wasser kam nur ins Erdgeschoss, wo sich vor allem die Wirtschaftsräume befinden.

KNA: Können Sie die Klosterkirche nutzen?
Vaterodt: Daran ist in den nächsten Monaten nicht zu denken. Wir müssen die ganze Holzverkleidung an den Wänden herausnehmen, weil es dahinter nass ist.

KNA: Wie halten Sie es unter diesen Bedingungen mit dem Stundengebet?
Vaterodt: Jede von uns hat es in den vergangenen Tagen privat abgehalten, so gut sie konnte. Wir hatten dafür von Rom eine Sondererlaubnis. Wir werden jetzt aber wieder mit dem gemeinsamen Gebet in einem Raum beginnen, in dem wir auch unsere Messen feiern.

KNA: Was brauchen Sie jetzt am dringendsten?
Vaterodt: Als erstes muss das normale Klosterleben wieder in Gang kommen. Wir brauchen neue Waschmaschinen, die früheren sind alle Schrott, und eine neue Kücheneinrichtung.

KNA: Wann ist das Kloster wieder für Besucher offen?
Vaterodt: Eigentlich jetzt, nachdem das schwere Räumgerät jetzt vom Klosterhof ist.

Das Gespräch führte Gregor Krumpholz.