Vor 50 Jahren starb Hans Albers

Der blonde Hans von der Reeperbahn

Hans Albers starb zwar am Starnberger See, wo er seit 1934 eine Villa hatte. Aber beerdigt sein wollte er in seiner Geburtsstadt Hamburg. Er möchte nicht "als kleiner Otto in Tutzing auf dem Friedhof liegen", hatte der beliebte Volksschauspieler und Sänger gesagt. Vor 50 Jahren, am 24. Juli 1960, trat der "blonde Hans" mit 68 Jahren von der Bühne des Lebens ab.

Autor/in:
Thomas Morell
 (DR)

Er gilt als der "singende Seemann von St. Pauli", geboren ist Hans Albers allerdings in St. Georg - ein Stadtteil am Hauptbahnhof, der heute von Ökoläden, Schwulenszene und Straßenprostitution beherrscht wird. An seinem Geburtshaus in der Langen Reihe 71 erinnert eine Gedenktafel an ihn. Wo mittlerweile Handyverträge verhandelt werden, verkaufte sein Vater Philipp Albers Würste und Koteletts.

Hans Albers wurde am 22. September 1891 als jüngstes von sechs Kindern geboren. Als Gymnasiast war er ebenso erfolglos wie als Kaufmannslehrling. Mit 20 Jahren trat er erstmals in einem Frankfurter Theater auf. Er wurde Soldat im Ersten Weltkrieg und kam mit einer schweren Beinverletzung wieder zurück. Doch danach wuchs sein Erfolg an den deutschen Bühnen, und er war in mehr als 100 Stummfilmen zu sehen. Erst 1929 konnte das Filmpublikum in "Die Nacht gehört uns" auch seine Stimme hören. Als einer der wenigen Schauspieler schaffte er problemlos den Sprung vom Stumm- zum Tonfilm.

Ballance-Akt in der Nazi-Zeit
Der Machtantritt der Nazis 1933 brachte vor allem seine halbjüdische Lebensgefährtin Hansi Burg in Bedrängnis. Albers trennte sich offiziell von ihr, lebte jedoch weiterhin mit ihr in seiner Villa am Starnberger See. 1939 emigrierte sie nach England. Albers hielt zwar Distanz zu den Nazi-Größen, übernahm aber dennoch Hauptrollen in Propaganda-Filmen wie "Carl Peters", ein wegen seiner Brutalität berüchtigter Kolonist in Afrika.

Sein bester Film war der legendäre Reeperbahn-Klassiker "Große Freiheit Nr. 7", der von einigen Hafen-Szenen abgesehen 1943 in Prag gedreht wurde. Es ist die Geschichte des alternden Seemanns Hannes Kröger, der auf St. Pauli das Publikum singend im "Hippodrom" unterhält. Nach einer enttäuschten Liebe zu dem jungen Bayern-Mädel Gisa (Ilse Werner) heuert er wieder als Seemann an. Erst nach Kriegsende durfte der Film in Deutschland gezeigt werden. Film-Songs wie "La Paloma" und "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" wurden zu Kult-Songs, die zum Teil noch in den 80er Jahren einen Techno-Remix erlebten.

Spätere Filme wie "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" oder "Das Herz von St. Pauli" konnten an den einstigen Erfolg nicht anknüpfen. "Große Freiheit Nr. 7" hat den Mythos vom "blonden Hans von der Reeperbahn" begründet. Ob er tatsächlich blond war, lässt sich nicht sagen - in der Öffentlichkeit zeigte sich Hans Albers stets mit Toupet. Aber die Sehnsucht zur Reeperbahn hielt auch am Starnberger See an: In seinem Garten ließ er ein Tonband mit Möwengeschrei und Nebelhörnern vom Hamburger Hafen laufen.

Ein Denkmal erinnert auch noch an ihn
"Heimat ist da, wo man stirbt", hatte er gesagt, "und nicht da, wo man lebt." Das war Hans Albers nicht vergönnt. Er starb im Sanatorium Kempfenhausen am Starnberger See. Fünf Tage später wurde er auf dem Ohlsdorfer Friedhof begraben. Riesige Kränze, Orchideen und ein Teppich roter Rosen zierten seinen Sarg. Vor dem Krematorium standen mehr als zehntausend Menschen.

Kultursenator Hans Biermann-Ratjen sprach von einem "Stellvertreter all unserer Leute im Hafen und auf den Schiffen". Die bewegendste Rede hielt der Regisseur der "Großen Freiheit Nr. 7", Helmut Käutner: "Hanne! Hör mal, Hanne, die Hansi sagt mir, du hast dich schlafen gelegt. Na bitte, das ist doch ganz natürlich. Wer so viel gearbeitet hat wie du, der wird doch auch mal müde sein dürfen. Außerdem, man muß sich doch ausruhen, wenn man eine so weite Reise vorhat wie du!" Heute erinnert ein Denkmal von Jörn Immendorf auf dem Hans-Albers-Platz, 300 Meter von der "Großen Freiheit" entfernt, an den "singenden Seemann".