Belgischer Bischof bedauert Misstrauen der Justiz

Kein grundlegender Konflikt?

Nach der Polizeirazzia in Belgien sieht Bischof Alois Jousten von Lüttich keine "grundlegenden Spannungen zwischen Staat und Kirche". Das könne man aus den Ereignissen nicht schlussfolgern, sagte er am Sonntag im Interview mit Radio Vatikan.

 (DR)

Jousten sprach zugleich von einem «Misstrauen der Justiz gegenüber der Kirche» und der mittlerweile zurückgetretenen unabhängigen Kommission zur Untersuchung von Missbrauchsfällen durch kirchliche Mitarbeiter.

Jousten forderte für den Fall der Neueinrichtung dieses Gremiums ein engeres Zusammenarbeiten mit den staatlichen Stellen. «Ich hoffe, wenn wir wieder eine unabhängige Kommission errichten, dann soll das - gerade in dieser sehr sensiblen Materie - auch in Absprache mit dem Justizministerium und den entsprechenden Richtern geschehen.
Diese Lehre sollten wir daraus ziehen.»

Bei Durchsuchungen am Sitz des Erzbistums Mechelen-Brüssel, in der Kathedrale von Mechelen sowie bei der Missbrauchskommission hatte die Brüsseler Staatsanwaltschaft Ende Juni zahlreiche Akten und Rechner konfisziert. Den versammelten Bischöfen und Kirchenvertretern wurden die Handys abgenommen. Zudem wurden auf der Suche nach belastendem Material auch Grablegen verstorbener Erzbischöfe in der Kathedrale aufgebrochen.

Die Staatsanwaltschaft erklärte, es gebe Hinweise darauf, dass der Justiz Beweismaterial unterschlagen worden sei. Papst Benedikt XVI. und die Spitze der Belgischen Bischofskonferenz äußerten sich «verwundert» über das Vorgehen der Ermittler. Die Missbrauchskommission trat wegen des Vertrauensverlusts zwischen seinem Gremium und der belgischen Justiz zurück.