Steyler Missionare beobachten wachsenden Konflikt zwischen Christen und Muslimen in Südostasien nach malaysischer Allah-Eskalation

"Die Stimmung verschlechtert sich"

Das Zusammenleben von Christen und Muslimen in Südostasien galt bislang als überwiegend problemlos. Anschläge auf christliche Gotteshäuser in Malaysia und den Philippinen in den vergangenen Tagen trüben nun das Bild. Pater Georg Kirchberger befürchtet ein Überschwappen auf andere Länder wie Indonesien, hier lebt der Steyler Missionar. Im domradio-Interview beschreibt er eine sich verschlechternde Stimmung in dem Staat mit den meisten Muslimen weltweit.

Christen in Südostasien: Zwischen Repression und Wachstum (DR)
Christen in Südostasien: Zwischen Repression und Wachstum / ( DR )

domradio: Gott heißt in der Landessprache Mahasa Allah. Warum ist es für die Muslime so ein Problem, dass die Christen ihren Gott auch Gott also Allah nennen?
Kirchberger: Das ist unterschiedlich, es ist nur eine Schwierigkeit von bestimmten muslimischen Gruppen. Im Grund ist Allah das arabische Wort für Gott. Und auch in Indonesien gebrauchen wir in der Nationalsprache Allah für Gott. Nun gibt es aber ein paar muslimische Gruppen, die sagen: Allah ist das Wort für Gott im Koran, das ist der Name für den muslimischen Gott und die anderen dürfen ihn nicht gebrauchen. Es kam auch in Indonesien gelegentlich diese Schwierigkeit auf, aber bisher hatten wir da keine größeren Probleme.

domradio: Wie schätzen Sie den Konflikt ein, wird er sich ausweiten, vielleicht sogar auf das Nachbarland Indonesien?
Kirchberger: Das ist leider immer sehr leicht möglich. Die Beziehung zwischen Muslimen und Christen in Indonesien ist recht gut, aber es haben sich in letzter Zeit größere Spannungen aufgebaut. Und da passiert es dann leicht, wenn irgendwo so ein Konflikt hochkommt, dass die Menschen denken, es müsse bei ihnen auch wichtig sein. Vor allen Dingen: Indonesien ist das Land mit den meisten Muslimen, über 200 Millionen Muslime leben hier. Und die stehen immer ein bisschen unter dem Druck der muslimischen Welt, besser aufpassen zu müssen, dass der Islam hochgehalten wird. Und da können solche Konflikte sehr leicht überschwappen.

domradio: Bisher galt das Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen in weiten Teilen Südostasiens als überwiegend problemlos. Nun hört man wieder vermehrt von Übergriffen, nicht nur in Malaysia. Ist der militante Islam im Vormarsch?
Kirchberger: Im Vormarsch würde ich nicht sagen. Aber es haben sich größere militante Gruppen gebildet, wie man ja an manchen Bombenanschlägen sehen kann. Die Stimmung hat sich verschlechtert. Und es ist emotionaler geprägt. Auch in Indonesien sind wiederholt Kirchen angezündet worden. Und der Bau von Kirchen wird sehr erschwert.

domradio: Sie sind schon lange als Steyler Missionar in Südostasien. Wie glauben Sie könnte das Problem in Malaysia gelöst werden?
Kirchberger: Von der politischen Seite nicht. Aber, was in Indonesien bisher gut war, ist, dass die Leitungsgremien der verschiedenen Religionen - die Katholische Bischofskonferenz, der Ökumenische Rat der Kirchen, verschiedene große muslimische Organisationen - sich regelmäßig treffen. Man kennt sich dann, man ist im Gespräch. Wenn Konflikte aufkamen, konnten sie gelegentlich schon gelöst oder zumindest gemildert werden, weil es diese Treffen gab. Dieses miteinander Reden und in normalen Situationen Vertrauen aufbauen - das ist die beste Lösung, um Konflikte entweder nicht aufkommen zu lassen. Oder, wenn sie da sind, zu entschärfen. Leicht ist es aber nie.

Das Gespräch führte Monika Weiß.