Kirchen: Deutschland muss Kopenhagen zum Erfolg führen

"Deutschland kann und muss mehr tun"

Evangelische Landeskirchen und Hilfswerke haben die Bundesregierung aufgefordert, den Klimagipfel in Kopenhagen durch weitreichende Zusagen zu einem Erfolg zu führen. Der rheinische Präses Nikolaus Schneider forderte grundlegende Änderungen am Wirtschaftssystem, um die natürlichen Lebensgrundlagen wirksam zu schützen. Der Klimaschutz war am Sonntag auch Thema in zahlreichen Gottesdiensten, vielerorts sollten um 15 Uhr die Glocken läuten.

 (DR)

"Deutschland kann und muss mehr tun", sagte die Direktorin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, am Samstag am Rande der Beratungen in der dänischen Hauptstadt.

Die kirchliche Delegation in Kopenhagen verlangte mehr Hilfen für Entwicklungsländer sowie deutsches Engagement für eine stärkere Verringerung der klimaschädlichen Treibhausgase auf Ebene der EU. Der deutsche Beitrag zur Klimaschutz-Finanzierung in Entwicklungsländern sollte ab 2013 auf sieben Milliarden Euro jährlich aufgestockt werden, ohne diesen Betrag auf die sogenannte Entwicklungshilfequote von 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens anzurechnen, hieß es.

Der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Präses Alfred Buß, sagte in Kopenhagen, die Zusage einer CO2-Reduktion von 40 Prozent bis 2020 sei zwar eine gute Grundlage. Nun müsse aber nachgelegt werden und die EU müsse sich zu einer Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes um mindestens 30 Prozent verpflichten. «Die EU soll ohne Wenn und Aber in Vorleistung gehen», sagte Buß. Er wies auf die immensen Folgekosten des Klimawandels hin und betonte: «Sie treffen vor allem die Ärmsten, die sie am wenigsten verursacht haben.»

Der rheinische Präses Schneider forderte im epd-Interview in
Düsseldorf: «Wir brauchen andere Mechanismen des Wirtschaftens, um den Herausforderungen gerecht zu werden.» Der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) plädiert «für qualitatives und nicht allein quantitatives Wachstum». Der Weg dahin führe über die Schonung der Ressourcen. Als zentrale Bereiche nannte der 62-jährige Theologe die Energieproduktion und die Mobilität.

Mit Blick auf die Politik der schwarz-gelben Bundesregierung zur Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise sagte Schneider: «Es ist wirklich erschreckend, dass der alte Wachstumsbegriff so unreflektiert fortgeschrieben wird.» An die Verbraucher appellierte der Präses, durch ihr Einkaufsverhalten zum Klimaschutz beizutragen: «Ich kann zum Beispiel darauf achten, Lebensmittel zu kaufen, die ortsnah produziert und nicht schon durch halb Europa transportiert wurden.»

Christen in aller Welt wollten am Sonntag für den Klimaschutz beten. In Kopenhagen war ein ökumenischer Gottesdienst mit Kirchenvertretern und Politikern aus aller Welt geplant. Auch in Deutschland wollten viele Gemeinden dem Aufruf des Weltkirchenrats folgen, weltweit um 15 Uhr sieben Minuten lang Glocken zu läuten, Trommeln zu schlagen oder Hörner zu blasen. Auch die rheinische Kirche hatte ihre Gemeinden aufgerufen, sich an der Aktion zu beteiligen und um 15 Uhr Andachten anzubieten.