Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hat einen neuen Präsidenten

Mut zur Vielfalt

Der CSU-Politiker und frühere bayerische Landtagspräsident Alois Glück ist neuer Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Die Herbstvollversammlung des ZdK wählte ihn am Freitag in Bonn mit 169 von 189 Stimmen zum Nachfolger von Hans Joachim Meyer. Die Deutsche Bischofskonferenz erklärte sofort die notwendige Zustimmung zur Wahl.

 (DR)

Der neue Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, fordert von der katholischen Kirche mehr Mut zur Vielfalt und weniger Ängstlichkeit gegenüber der modernen Welt. Er sehe in der Kirche zu viel Abwehr gegenüber scheinbar fremden Milieus. Veränderungen der Gesellschaft sollten nicht als Bedrohung, sondern als Aufgabe betrachtet werden.

«Es ist natürlich einfacher, in den Schutzräumen der eigenen Gesinnungsgemeinschaft zu bleiben, als sich in die öffentliche Debatte, die geistigen Auseinandersetzungen und den Wettbewerb unterschiedlicher Wertvorstellungen einzubringen», sagte der frühere bayerische Landtagspräsident und CSU-Politiker am Freitag in Bonn in seiner Bewerbungsrede für das Amt des ZdK-Präsidenten.

Glück forderte zugleich eine eigenständige Rolle der katholischen Laien. «Eine missionarische Kirche wird ohne die Erfahrung und Mitwirkung der Laien wenig wirksam sein können», sagte der 69-Jährige vor der Herbstvollversammlung des ZdK, die ihn am heutigen Freitag zum neuen Präsidenten und Nachfolger des bisherigen Amtsinhabers Hans Joachim Meyer wählen soll. Notwendig für das gesellschaftliche Engagement der Katholiken sei auch das Bewusstsein, dass persönliche Überzeugungen und auch offizielle kirchliche Positionen in einer pluralen Gesellschaft nicht einfach eins zu eins umgesetzt werden könnten - und das bedeute Bereitschaft zum Kompromiss und Mut zu Vielfalt.

Mehr Bereitschaft zum Dialog
In diesem Zusammenhang warnte Glück vor innerkirchlicher Unversöhnlichkeit und forderte mehr Bereitschaft zum Austragen von Meinungsverschiedenheiten. «Wenn Engagement mit der Notwendigkeit des Kompromisses innerkirchliche Ausgrenzung zur Folge hat, ist dies keine Ermutigung zum Engagement», sagte er. Es sei entscheidend, dass das Ringen um Wahrheit vom Respekt vor dem anderen geprägt sei, und nicht vom Geist der Ausgrenzung und des Anspruchs, dass nur die eigene Position die allein katholische sei. In den kommenden Jahren werde sich entscheiden, ob «wir eine Kirche werden, die sich auf den heiligen Rest beruft, oder ob wir eine Kirche sind, die weiter mitten unter den Menschen präsent ist.»

Der künftige ZdK-Präsident kündigte zugleich eine Bestandsaufnahme zur Situation des Laienkatholizismus an und machte den Delegierten Mut zum gesellschaftlichen Engagement. «Ich widerspreche denen, die meinen, dass christliche Werte in dieser Zeit ohnehin keine Chance haben», sagte er. «Im Gegenteil: Wir haben heute mehr Chancen als vor zehn Jahren, mit solchen Positionen und Argumenten gehört zu werden.» Der CSU-Politiker verwies dabei auf eine allgemeine Verunsicherung der Gesellschaft und eine verbreitete Erkenntnis, dass Konsum und Lebensstandard noch nicht sinnstiftend seien. «Noch nie waren so viele Menschen auf der Suche nach Sinn und Orientierung unterwegs wie gegenwärtig.»

Große Zukunftsfragen
Als wichtige Themen für das ZdK benannte der CSU-Politiker die Suche nach einem zukunftsfähigen Lebensstil, den demografischen Wandel, die Zukunftsfähigkeit des Sozialstaats angesichts massiver Verteilungskonflikte, die Ernährung der Weltbevölkerung und den Klimawandel. Auch für den Ausbau einer guten Sterbebegleitung müsse sich das Laienkomitee weiter engagieren. Angesichts dieser großen Zukunftsfragen hätten die Christen mit dem christlichen Menschenbild, der Christlichen Soziallehre und der jüdisch-christlichen Wertetradition vieles einzubringen, sagte Glück.

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