Katholikenkomitee: Führungswechsel im zweiten Anlauf

"Das Vertrauen wächst wieder"

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken wählt am Freitag im zweiten Anlauf einen neuen Präsidenten und eine neue Führungsspitze. Einziger Kandidat für die Nachfolge von Präsident Hans Joachim Meyer ist der CSU-Politiker und frühere bayerische Landtagspräsident Alois Glück. Ein Rück- und Ausblick.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Das Vertrauen wächst wieder.» Hans Joachim Meyer zeigt sich vorsichtig optimistisch, wenn er in diesen Tagen das Verhältnis zwischen den katholischen Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) beschreibt. «Ich bin zuversichtlich, dass wir wieder zu einer belastbaren Vertrauensbasis kommen.»

Ursprünglich wollte der 73-Jährige sein Amt als Präsident des ZdK schon im Frühjahr abgeben. Doch dann verweigerte die Deutsche Bischofskonferenz dem hessischen Bildungs-Staatssekretär Heinz-Wilhelm Brockmann (CDU) die Zustimmung für die Meyer-Nachfolge - und das ZdK stand vor einer der schlimmsten Krisen seiner Geschichte.

Inzwischen ist das zerbrochene Porzellan wieder notdürftig gekittet. Bei ihrer Herbstvollversammlung wollen die 220 Delegierten des ZdK am Freitag den CSU-Politiker Alois Glück (69) zum Nachfolger des gebürtigen Rostockers Meyer wählen. Von einem Generationenwechsel kann keine Rede sein. Höchstens von einem Mentalitätswechsel: Auf den manchmal preußisch-streng wirkenden Professor und Bildungspolitiker Meyer, der den Katholizismus in der Minderheitensituation und unter den Erfahrungen der SED-Diktatur erlebte, folgt ein Vollblutpolitiker aus einem katholischen Stammland Bayern.

Glück ist als gelassener, sachlicher Politiker bekannt, dem über Parteigrenzen hinweg viel Respekt entgegengebracht wird. Er erwarb sich den Ruf des Vor- und Querdenkers und bezeichnete sich selbst einmal als «wandelnden Vermittlungsausschuss» - Qualitäten, die das ZdK jetzt gut gebrauchen kann.

Drei Amtszeiten - seit 1997 - stand Meyer als erster Ostdeutscher an der Spitze des ZdK. Zu seinen wichtigsten Erfolgen dürfte der 73-Jährige die beiden Ökumenischen Kirchentage zählen, die - 2003 in Berlin und 2010 in München - die gemeinsame Verantwortung und den Mitgestaltungsanspruch von Katholiken und Protestanten für das immer säkularer werdende Deutschland demonstrieren.

In Meyers Amtszeit ist das ZdK politisch pluraler geworden: Nicht nur, dass ihm auch prominente Grünenpolitiker und Liberale angehören. Auch zu innerkirchlichen Fragen hat sich das Meinungsspektrum verbreitert. Heftige Auseinandersetzungen gab es etwa zur kritischen Haltung des ZdK-Präsidenten zum Pflichtzölibat, bei der Schwangerenkonfliktberatung und zum auch von Meyer unterstützten Verein Donum Vitae, der die vom Papst untersagte Konfliktberatung mit Ausstellung des Beratungsscheins fortsetzt.

Auch mit dem heutigen Papst Benedikt XVI. lieferte sich der kantige Katholik Meyer so manche Auseinandersetzung: Als Präfekt der Glaubenskongregation hatte sich Kardinal Ratzinger mehrfach kritisch zur Arbeit des ZdK, zu den Katholikentagen und zur Position des Laiengremiums in der Schwangerenkonfliktberatung geäußert.

In all diesen Konflikten hat Meyer nie ein Blatt vor den Mund genommen. Denn der dreifache Familienvater, der von 1990 bis 2002 sächsischer Wissenschaftsminister war, zeichnete sich durch Dialogbereitschaft, aber auch durch Hartnäckigkeit und langen Atem aus. Dem Papst und den Bischöfen in allem gehorsam zu sein, hält der gebürtige Rostocker für «unkatholisch». Immer wieder forderte er eine größere Mitsprache der Laien, beispielsweise in der Debatte um Gemeinde-Zusammenlegungen, die kirchlichen Finanzen oder im Konflikt um die Rolle der gewählten Laienräte.

Bischöflicher Kritik, das ZdK spiele sich zum Nebenlehramt auf, hält Meyer entgegen, das ZdK habe durchaus auch die Aufgabe, zu kirchlichen Fragen Position zu beziehen. Doch sei es dann Sache der Bischöfe, Entscheidungen zu treffen. Für den scheidenden ZdK-Präsidenten steht aber fest, dass ein starkes Laienkomitee auch im Interesse der Bischöfe ist. Das ZdK dürfe in der öffentlichen Wahrnehmung nicht zu einem Anhängsel der Bischöfe werden. Ansonsten verliere die Kirche an gesellschaftlicher Ausstrahlung.