Vatikan und Piusbrüder beginnen Sachgespräch

Zurückhaltend optimistisch

Unter hohen Erwartungen haben am Montag die Gespräche zwischen dem Vatikan und den Piusbrüdern begonnen. Nach mehreren Versöhnungsgesten des Papstes, nach neuen Attacken der Traditionalisten und nach dem Medieneklat um den Holocaustleugner Bischof Richard Williamson haben beide Seiten nun einen neuen Gesprächsanlauf unternommen.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Ziel ist es, die seit 1988 bestehende Kirchenspaltung zu überwinden, theologische Differenzen auszuräumen und - am Ende - die Piusbruderschaft wieder in die katholische Kirche einzugliedern.

Was nach der ersten Gesprächsrunde durch die dicken Mauern der Glaubenskongregation nach außen drang, klingt zurückhaltend optimistisch. Das Gespräch habe in einem herzlichen, respektvollen und konstruktiven Klima stattgefunden, heißt es in dem Kommunique der neu aufgestellten Vatikan-Kommission «Ecclesia Dei». Man wolle die trennenden Lehrfragen untersuchen und habe bereits eine Marschroute für den weiteren Dialog festgelegt. Darin wolle man Fragen nach der Gültigkeit des Konzils, der Liturgie, der Ökumene, des interreligiösen Dialogs und der Religionsfreiheit untersuchen. All jene Streitfragen, die vor 21 Jahren zum Bruch zwischen dem Vatikan und den Traditionalisten geführt und seither die Fronten immer mehr verhärtet hatten.

Vatikansprecher Federico Lombardi kommentierte, die Gespräche eröffneten nun eine neue Phase in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und den Traditionalisten. Die dichte Folge der kommenden Beratungen - in 14-tägigem Abstand - ließen die feste Absicht zu einem raschen Abschluss erkennen. Allerdings wollte er nicht die Einschätzung des Traditionalisten-Oberen Bischof Bernard Fellay teilen, der von einjährigen Verhandlungen sprach. Im Vatikan erwartete man eher lange und schwierige Gespräche. Denn in den vergangenen Monaten waren mit Blick auf den anstehenden Dialog manche neue Bedingungen und Argumente aufgetaucht.

Mit den direkten Gesprächen endet eine hitzige Phase, in der die Kirche bitteren Attacken ausgesetzt war. Papst Benedikt XVI., dem persönlich sehr an einer Einigung mit den Traditionalisten liegt, hatte wiederholt Vorleistungen erbracht, um den Kirchenbruch zu kitten. Er hatte die alte tridentinische Messe wieder in größerem Umfang für die katholische Liturgie zugelassen. Und er nahm im Januar die Exkommunikation der vier Bischöfe zurück, die Erzbischof Marcel Lefebvre 1988 illegal geweiht hatte. Darunter war jedoch einer - der Brite Williamson - der öffentlich den Holocaust leugnete
- eine Tatsache, die den zuständigen Vatikanbehörden entgangen war. Seine Begnadigung brachte Kirchenvertreter, Ökumene-Partner, jüdische Dialog-Institutionen, aber auch Politiker in Rage. Vatikan und Papst mussten Klarstellungen nachreichen, Missverständnisse ausräumen und Pannen einräumen.

Doch das Gewitter hatte reinigende Wirkung. Die Kommission Ecclesia Dei, die sich 21 Jahre lang um die Traditionalisten gekümmert hatte, wurde in den vergangenen Monaten völlig neu besetzt und der Glaubenskongregation angegliedert. Unter dem neuen Sekretär Monsignore Guido Pozzo erlegte sie sich zunächst ein Schweigegebot auf - um nach den voraufgegangenen Indiskretionen Ruhe und Besonnenheit zurückzugewinnen.

Wie lange die Gespräche dauern, ist ebenso offen wie die Frage, ob am Ende tatsächlich eine Einigung steht. Offen ist auch, ob sich der Vatikan auf eine Neuinterpretation einiger Konzilstexte einlassen wird, wie dies die Ultrakonservativen fordern. Ein Stolperstein für die Piusbrüder wird die Anerkennung der «neuen» Liturgie sein, die Papst Paul VI. nach dem Konzil einführte.

Erst wenn die Glaubensdifferenzen ausgeräumt sind, will man über Strukturen und Sondernormen für die Piusbrüder sprechen. Allerdings bleibt offen, ob dann tatsächlich alle Traditionalisten die Rückkehr zur Kirchengemeinschaft mitvollziehen wollen.