Experten fordern am Welt-Alzheimer-Tag bessere Pflegebedingungen

"Nötig ist ein nationaler Plan"

Zum heutigen Welt-Alzheimer-Tag hat die Deutsche Hospiz-Stiftung eine bessere Pflege demenzkranker Menschen angemahnt. Die Stiftung schlägt einen "nationalen Demenzplan" vor. Auch Politiker der Grünen und Linken fordern "Weichenstellungen" nach der Bundestagswahl.

 (DR)

"Jährlich erkranken 250.000 Menschen an Demenz", sagte der geschäftsführende Vorstand der Stiftung, Eugen Brysch, am Sonntag in Berlin. "Doch diese Patienten erhalten immer noch zu selten die Pflege, die sie benötigen." Auch Grüne und Linke forderten mehr Einsatz für Demenzkranke.

Nötig sei ein "nationaler Demenzplan", der Ziele für die Behandlung der Patienten setze, forderte Brysch. Dieser Aktionsplan dürfe nicht nur Pflegekräfte im Blick haben, sondern insbesondere Ärzte, die oft zu wenig über Diagnose und Therapie wüssten. "Über die Fortschritte eines solchen Demenzplans muss regelmäßig im Bundestag berichtet werden." Es reicht nicht aus, "einige Arbeitslose zur Betreuung der Patienten einzusetzen".

Mittlerweile sei recht gut erforscht, welche Pflege und welche medizinischen Therapien den Kranken helfen, fügte Brysch hinzu. In der Praxis werde dieses Wissen jedoch zu selten angewandt. "Stattdessen erhält jeder dritte Patient Beruhigungsmittel, obwohl bekannt ist, wie gefährlich diese Medikamente sind." Sie könnten zu Lungenentzündungen, Herzinfarkten und Schlaganfällen führen.

"Mehr als nur nette Worte"
Die pflegepolitische Sprecherin der Grünen, Elisabeth Scharfenberg, erklärte, nach der Bundestagswahl müssten rasch die Weichen für eine umfassende Pflegereform gestellt werden. Auch sie warnte vor der Behandlung von Demenzkranken mit Psychopharmaka: "Ruhigstellung statt adäquater Pflege? Das kann nicht unsere Vorstellung einer menschenwürdigen Pflege sein." Eine Reform müsse unter anderem mehr Jobs in der Pflege schaffen, die Finanzierung der Pflege verbessern und für eine bessere Unterstützung pflegender Angehöriger sorgen.

Der behindertenpolitische Sprecher der Linken, Ilja Seifert, verlangte "mehr als nur nette Worte" für die Kranken und ihre Angehörigen. "Sie brauchen Aufklärung, Beratung und vor allem praktische Hilfe, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben im gewohnten Umfeld zu führen." Die Demenzkranken müssten "angemessen in die Pflegeversicherung einbezogen werden". In einem ersten Schritt solle der zusätzliche Leistungsbeitrag für Menschen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz auf mindestens 6.000 Euro pro Jahr erhöht werden.