Karlsruhe verhandelt Sonntagsschutz - Leiter des Katholischen Büros im domradio-Interview

Familientag, Ruhetag, Tag Gottes

Der Schutz der Sonn- und Feiertage wird heute vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt. Die beiden großen Kirchen in Berlin haben gegen das vom dortigen Senat verabschiedete Ladenschlussgesetz geklagt. "Der Sonntag war schon immer auch ein Tag der Ruhe", sagt Prälat Karl Jüsten. Im domradio-Interview erklärt der Leiter des Katholischen Büros in Berlin die Forderungen der Kirche.

 (DR)

domradio: Welches sind die wichtigsten Argumente der Kirche für den Sonntagsschutz?
Jüsten: Zunächst einmal ist der Sonntagsschutz in der Verfassung selbst geregelt. Und was die Verfassung selber schützt, soll vom Gesetzgeber natürlich auch geschützt sein. Das ist unser juristischer Anknüpfungspunkt für diese Klage. Darüber hinaus hat der Sonntag für uns natürlich eine Bedeutung, die über jedem Gesetz steht: Der Sonntag ist für uns der Tag des Herrn. Er hat vor allen Dingen eine religiöse Bedeutung. Und als solcher ist er ja schon biblisch bezeugt; da war es Gott dem Schöpfer wichtig, dass es einmal ein Tag ist, um Gott zu heiligen und zu ehren - aber eben auch um der Sonntagsruhe willen. Das heißt: Schon von Anfang an war es den Juden und Christen wichtig, dass es einen Tag in der Woche gibt, an dem alles still steht, wir uns ausruhen und erholen.

domradio: Deshalb reicht es auch nicht, die Geschäfte erst ab 13 Uhr - also nach der Heiligen Messe - offen zu lassen?
Das ist die Perspektive des Käufers. Aber es müssen ja auch Leute da sein, die die Geschäfte auf halten und die dort verkaufen. Und die haben natürlich nicht die Möglichkeiten, die Sonntagsruhe einzuhalten.

domradio: Die Gottesdienstbesuche sind immer weiter rückläufig. Dennoch sagen Sie: Sonntagsruhe für alle?
Jüsten: Dem Gesetzgeber kann es egal sein, wie der Gläubige seinen Sonntag heiligt. Ob er sonntags in die Kirche geht oder es nicht tut - das ist Privatsache des jeweiligen Gläubigen aus Sicht des Staates. Für uns als Kirche ist es natürlich wichtig, dass die Leute auch sonntags in die Kirche gehen und auf diese Weise, Gott die Ehre zu geben. Darüber hinaus ist der Sonntag auch ein Familientag - auch das ginge verloren, wenn gearbeitet wird.

domradio: Vor allen ärgert Sie, dass in Berlin an allen vier Adventssonntagen die Geschäfte offen sind...
Jüsten: Das ist natürlich besonders erschreckend! Weil der Advent ist für uns eine besonders geprägte Zeit, in der wir uns auf Weihnachten vorbereiten. Und eine Zeit der besonderen Ruhe und Muße. Wenn die Adventstag Rummeltage werden, konterkariert das diesen Sinn.