Vollversammlung des Katholikenkomitees hat hohe Brisanz - Ex-Zdk-Präsident Bernhard Vogel ruft im domradio-Interview zum Dialog auf

Gewählt wird nicht

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZDK) wird bis zum Herbst keinen neuen Präsidenten erhalten. Die Vollversammlung des ZdK beschloss am Freitag in Berlin mit großer Mehrheit, die angesetzte Wahl zu verschieben, nachdem der einzige Kandidat, ZdK-Vizepräsident Heinz-Wilhelm Brockmann, von der Deutschen Bischofskonferenz nicht die erforderliche Zustimmung erhalten hatte. Verschoben wurden auch die Wahlen für den Vizepräsidenten und alle anderen Ämter und Ausschüsse des ZdK. Damit bleibt ZdK-Präsident Hans-Joachim Meyer bis November im Amt.

Autor/in:
Christoph Arens u.a.
Katholische Akademie in Berlin: Ab Freitag im Blickpunkt der deutschen katholiscchen Öffentlichkeit (KNA)
Katholische Akademie in Berlin: Ab Freitag im Blickpunkt der deutschen katholiscchen Öffentlichkeit / ( KNA )

Dem Beschluss war eine Erklärung Meyers vorangegangen, in der er erklärt hatte, die Entscheidung der Bischöfe treffe nicht nur Brockmann, sondern das Zentralkomitee im Ganzen. Unter großem Beifall dankte er Brockmann für seine Kandidatur und sprach ihm die Unterstützung des ZdK aus. Zugleich plädierte Meyer dafür, eine Klärung mit den Bischöfen herbeizuführen und das Vertrauensverhältnis zwischen den katholischen Laien und der Bischofskonferenz wiederherzustellen. In intensiven Gesprächen müsse ein Ausweg aus der Krise gefunden werden, sagte Meyer.

Vogel: "Keine einseitige Schuldzuweisung"
Manche ZdK-Mitglieder befürchten, dass das Gremium künftig zu einem Anhängsel der Bischofskonferenz werde, das nicht mehr ernst genommen wird. Die Stimmung ist unübersichtlich. So unübersichtlich, dass drei frühere ZdK-Präsidenten, Rita Waschbüsch, Hans Maier und Bernhard Vogel, zur schnellen Schadensbehebung aufriefen und eine «Kirche und Öffentlichkeit überzeugende Lösung» forderten. Im domradio räumte Vogel ein, dass "sich beide Seiten nicht gerade mit Ruhm bekleckert" hätten. Deshalb sollten alle Beteiligten "zusammen einen Weg aus dieser Schwierigkeit finden, nicht der eine gegen den anderen."

Immer deutlicher wird, dass die bislang einmalige bischöfliche Breitseite sich nicht allein gegen Brockmann richtet. Es gehe vielmehr um den Kurs des ZdK, das sich in den vergangenen Jahren mehrfach mit Bischöfen angelegt hatte, analysierte Brockmann. Einer Minderheit der Bischöfe sei es offenbar gelungen, der Mehrheit ihren Willen aufzuzwängen.

Demgegenüber machte der Mainzer Kardinal Karl Lehmann das ZdK für den Eklat mitverantwortlich. Die Wahl sei auch deshalb gescheitert, weil sich das Präsidium «verfahrenstechnische Fehler» geleistet habe, sagte er der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Das Laienkomitee habe zudem mit seiner «theologisch in hohem Maße unzulänglichen» Erklärung zur Judenmission den Konflikt heraufbeschworen und «in einer ohnehin schwierigen Lage» viel Ärger ausgelöst.

Mit dem Fall Brockmann stellt sich damit auch die grundsätzliche Frage nach der Rolle des Laienkomitees. Beim ZdK beruft man sich auf das Zweite Vatikanische Konzil, das Laienvertretungen auf Ebene der Bischofskonferenzen gefordert habe. In den Statuten von ZdK und Bischofskonferenz ist die enge Zusammenarbeit verankert: Schließlich kommen über 90 Prozent des zwei Millionen Euro umfassenden ZdK-Haushalts aus dem Topf des Verbandes der Diözesen. Die Bischöfe haben umgekehrt ein Vetorecht bei der Auswahl von ZdK-Präsident und Generalsekretär.

Entscheidungen Sache der Bischöfe
Nach Meinung von Präsident Meyer ist ein starkes Laienkomitee auch im Interesse der Bischöfe. Christen müssten im gesellschaftlichen Leben und mit ethisch begründeten Forderungen an die Politik sichtbar bleiben, mahnte er. Ansonsten verliere die Kirche an gesellschaftlicher Ausstrahlung und ziehe sich auf sich selbst zurück. Dabei ist es für Meyer ein großer Unterschied, ob sich das ZdK zu gesellschaftlichen Fragen positioniert oder sich zu innerkirchlichen Debatten äußert. Das ZdK habe durchaus auch die Aufgabe, zu kirchlichen Entwicklungen etwas zu sagen, unterstreicht er. Doch sei es dann nach der Verfassung der Kirche Sache der Bischöfe, Entscheidungen zu treffen.

Das unterstreicht auch Kardinal Lehmann, der einen Entfremdungsprozess zwischen beiden Seiten einräumt. Manche Bischöfe schätzten den Wert des ZdK vielleicht nicht hoch genug ein, sagte er. Doch Lehmann mahnte zugleich, dass sich das ZdK zuletzt «vielleicht doch zu sehr auf binnenkirchliche und theologische Fragen eingelassen» habe.