Die ersten Bischöfe äußern sich zu den Differenzen mit dem Zentralkomitee

Aus der Deckung

Eine offizielle Stellungnahme zur ablehnenden Haltung der Deutschen Bischofskonferenz zum zunächst gescheiterten Präsidentschaftskandidaten des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken steht noch aus. Heute nun äußerten sich neben drei ehemaligen Zdk-Präsidenten auch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann und der Geistliche Assistent der Bischöfe beim ZdK, Bischof Gebhard Fürst, mit kritischen aber durchaus auch versöhnlichen Tönen. Heinz-Wilhelm Brockmann selbst schließt eine erneute Kandidatur im Oktober nicht aus.

 (DR)

Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst ist als Geistlicher Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz beim ZdK vielleicht am nächsten "dran" an der Stimmungslage des Laien-Gremiums. Dem domradio sagte er am Mittwoch in Aachen, es sei eine schwierige Situation entstanden, nachdem im Ständigen Rat der Bischöfe die nötige 2/3-Mehrheit für den Kandidaten Brockmann nicht zustande kam. Er "spüre natürlich, dass eine Irritation da ist beim Zentralkomitee, bei den vielen Mitgliedern." Er hoffe aber sehr, "dass es nicht zu einem nachhaltigen Zerwürfnis kommen wird."

In der gegenwärtigen Situation der katholischen Kirche in Deutschland brauche es ein gutes Zusammenwirken zwischen beiden Seiten, so Fürst. Dies wüssten "eigentlich alle auf beiden Seiten. Ich glaube aber, dass wir die schwierige Situation mit einer guten Perspektive auch überwinden können."

"Bereitschaft, das Beste aus der Situation zu machen, ist da"
Er spüre, so Bischof Fürst, der sich als Medienbischof am Mittwoch bei einem Empfang zum 40-jährigen Bestehen des Catholic Media Council (CAMECO) aufhielt, dass "sowohl im Ständigen Rat als auch im Präsidium des Zentralkomitees und auch im Hauptausschuss die Bereitschaft da ist, aus der Situation das Beste zu machen. Dass wir neu aufeinander hören und miteinander in unterschiedlichen Rollen in eine gute, gemeinsame Zukunft gehen können", so die versöhnlichen Töne aus Aachen.

Kardinal Lehmann: Kritik und Lob für das ZdK
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat dem Zentralkomitee dagegen vorgeworfen, durch ungeschicktes Verhalten zu den Spannungen zwischen der Laienorganisation und den Bischöfen beigetragen zu haben. Die Wahl eines neuen ZdK-Präsidenten sei auch deshalb gescheitert, weil sich das Präsidium "verfahrenstechnische Fehler" geleistet habe, sagte Lehmann in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Das ZdK wollte am Freitag und Samstag auf der Frühjahrsvollversammlung in Berlin eine neue Führungsspitze für die katholische Laienorganisation wählen. Nachdem der Bewerber um das Präsidentenamt, Heinz-Wilhelm Brockmann (CDU), nicht die erforderliche Zustimmung der katholischen Bischöfe erhalten hatte, gab es die Empfehlung, die Wahlen auf Herbst zu verschieben.

Bei dem bislang einmaligen Vorgang, dass ein Kandidat für die ZdK-Spitze nicht von den Bischöfen bestätigt werde, sei vieles zusammengekommen, sagte Bischof Lehmann. So hätten etwa die Lebensläufe der Bewerber gefehlt. Auch habe das ZdK-Präsidium mit der Veröffentlichung der Erklärung des Gesprächskreises "Juden und Christen" über die Judenmission "in der ohnehin schwierigen Lage viel Ärger ausgelöst". Diese Erklärung sei theologisch in hohem Maße unzulänglich. Lehmann wandte sich dagegen, den Konflikt allein der katholischen Deutschen Bischofskonferenz anzulasten.

Der Mainzer Bischof verteidigte das Verfahren, dass der ZdK-Präsident von den Bischöfen bestätigt werden muss. Dies sei eine wichtige Position im deutschen Katholizismus. Dafür brauche es eine Führungspersönlichkeit, die nicht von Anbeginn an in der Kritik stehe. Die Messlatte einer Zwei-Drittel-Mehrheit für die Zustimmung der Bischöfe sei sehr hoch, räumte der Kardinal ein.

Weiter sagte Lehmann: "Manche Bischöfe schätzen vielleicht die Existenz eines ZdK für die Gegenwart und die Zukunft zu gering ein". Er widersprach aber dem Eindruck, dass sich die Laienorganisation überlebt habe. Das ZdK sei ein wichtiger Ort der Diskussion und der Sammlung der katholischen Laien über spirituelle, kirchliche und sozial-politische Probleme. In den Grundfragen habe es keine eklatanten Widersprüche zwischen Laien und Bischöfen gegeben.

Brockmann hält an Kandidatur fest - später
Der Konflikt um die Wahl des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hat nach Ansicht von Vizepräsident Heinz-Wilhelm Brockmann das Ansehen der katholischen Kirche stark beschädigt. Im Interview der Ulmer "Südwest Presse" (Mittwoch) sagte der 61-jährige hessische Bildungsstaatssekretär, er stehe bei einer auf Herbst verschobenen Wahl weiter für das Amt des ZdK-Präsidenten zur Verfügung. Für die eigentlich am Freitag geplante Wahl hatte Brockmann seine Kandidatur allerdings zurückgezogen.

Brockmann sagte, die Entscheidung der Bischöfe habe ihn völlig überrascht, weil beim vorangegangenen gemeinsamen Studientag von Bischofskonferenz und ZdK eine gute und vertrauensvolle Atmosphäre geherrscht habe. Etliche Bischöfe hätten dabei erklärt, dass es ein "neues Vertrauen" zwischen beiden Seiten gebe.

Brockmann betonte, es müsse auch im Interesse der Bischofskonferenz sein, eine politisch starke und in der Öffentlichkeit überzeugende Laienvertretung zu haben. "Diese Vertretung muss so auftreten können, dass andere ihr glauben und sie nicht in einer Abhängigkeit erscheint, in der jedes politische Engagement unglaubwürdig ist." Das Engagement von Laien sei ein großer Schatz, um die Kirche in der Öffentlichkeit dazustellen.

Frühere ZdK-Präsidenten warnen vor Schwächung des Laienkomitees
Die drei früheren Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) Rita Waschbüsch, Hans Maier und Bernhard Vogel haben vor einer Schwächung des katholischen Laiengremiums gewarnt. Nach dem Nein der Deutschen Bischofskonferenz zum Kandidaten für das Spitzenamt, Heinz-Wilhelm Brockmann, äußerten sie in einer der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegenden gemeinsamen Erklärung "Betroffenheit und Bedauern". Das Zentralkomitee sei Teil der verfassten Kirche und dürfe "in seiner Wirkungsmöglichkeit für Kirche und Gesellschaft gerade jetzt nicht geschwächt werden".

Waschbüsch, Maier und Vogel mahnen, die "gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Bischöfen und Laien, zwischen kirchlichem Lehramt und Laienamt" dürfe nicht in Frage gestellt werden. Sie präge seit mehr als 160 Jahren das besondere Erscheinungsbild der katholischen Kirche in Deutschland. Alle Verantwortlichen sollten den jetzt entstandenen Schaden beheben und "rasch um eine Kirche und Öffentlichkeit überzeugende Lösung bemüht sein".