Kirchen stellen Programm der "Woche für das Leben" vor

"Alle Menschen haben Grenzen"

Die Deutschen Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche eröffnen am Sonntag in Lüneburg die diesjährige Woche für das Leben. Das Motto in diesem Jahr lautet: "Gemeinsam mit Grenzen leben". Die Kirchen warnen davor, immer nur den Leistungsgedanken in den Vordergrund zu stellen. Den perfekten Menschen gebe es nicht, und Menschsein bedeute, Grenzen zu haben, sagte Erzbischof Robert Zollitsch bei der Vorstellung des Programms.

Integration beginnt im Kopf - aller Beteiligten (DBK)
Integration beginnt im Kopf - aller Beteiligten / ( DBK )

Erzbischof Zollitsch rief in Berlin zu einem unbefangenen Umgang mit Behinderten auf. Vielfach verstärkten Angst und Unsicherheit der Nicht-Behinderten die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen. Wertschätzung, Zuwendung, Nähe und Begegnung auf Augenhöhe seien es, was Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen besonders bräuchten, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Die Mottowoche soll an Gleichwertigkeit, Selbstbestimmung und Menschenwürde erinnern und Barrierefreiheiten fördern.
Beginnen solle die Integration im ganz normalen Alltag, im Kindergarten. Die Akzeptanz, Wertschätzung,  und Selbstverständlichkeit der Teilhabe  am Alltag müsse gestärkt werden. Das jüdisch-christliche Menschenbild verpflichte dazu, dort die Stimme zu erheben, wo die Begrenztheit des menschlichen Lebens nicht mehr akzeptiert werde, wo die Sorge um Gesundheit das Maß verliere und sich in medizinisch-biotechnischen Machbarkeitswahn steigere.

Bischof Huber: "Jeder Mensch gilt"
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, appellierte an den Bundestag, sich endlich in der Spätabtreibungsfrage auf eine Neuregelung zu einigen. Auch Ungeborene mit Behinderungen hätten ein Recht auf Leben. Mit Blick auf die Würde des Menschen sei die sich hinziehende Debatte nicht länger verantwortbar. Der Ratsvorsitzende rief dazu auf, das gesellschaftliche Bild von "Normalität" zu verändern: "Normal muss sein, dass wir sagen: Jeder Mensch gilt."

Huber mahnte, dass Sparmaßnahmen im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht die Mobilität und ärztliche Versorgung behinderter Menschen einschränken dürften. Nach Einschätzung von Zollitsch ist das Gesundheitssystem zwar institutionell gut ausgestattet, genügt aber immer weniger den Ansprüchen. "Es braucht eine ausgewogene Balance zwischen der technisch versierten und qualifizierten Fachkraft und dem menschlich-verständnisvollen Pflegepersonal", unterstrich der Erzbischof.

"Gesund oder krank - von Gott geliebt"
Die Woche für das Leben findet in diesem Jahr vom 25. April bis 02. Mai statt. Am 25. April wird sie in Lüneburg bundesweit eröffnet. Die Aktion steht in den Jahren 2008-2010 unter der Dreijahresüberschrift "Gesund oder krank - von Gott geliebt". Während im ersten Jahr unter dem Titel „Gesundheit - höchstes Gut" der vorherrschende Gesundheitsbegriff kritisch hinterfragt wurde, soll im zweiten Jahr an die unabdingbare Verpflichtung christlicher Ethik zur Solidarität mit kranken und behinderten, mit sterbenden und verzweifelten Menschen hingewiesen werden. Auch unter den Bedingungen einer hoch spezialisierten und ausdifferenzierten Gesellschaft, die in der Lage ist, die meisten medizinischen und sozialen Herausforderungen zu meistern, ist diese Erinnerung nicht überflüssig. In den Begleitmaterialien und auf der Internetseite schaffen wir Raum für die Darstellung eines gelungenen Miteinanders.