Sozialpolitischer Aschermittwoch der Kirchen: Pöttering fordert Rechte für Christen in muslimischen Ländern

Kontrapunkt zum Politikspektakel

Der Präsident des Europaparlaments, Hans-Gert Pöttering, hat muslimische Länder zur Toleranz gegenüber Christen aufgerufen. "So wie wir respektieren, dass Muslime bei uns in Moscheen beten, müssen Christen auch in muslimischen Ländern beten dürfen", sagte er am Mittwoch im Essener Dom. Der Dialog der Kulturen könne nur Erfolg haben, wenn er keine Einbahnstraße sei, erklärte der Politiker beim Sozialpolitischen Aschermittwoch der Kirchen vor rund 400 Vertretern aus Politik, Kirchen, Wirtschaft und Gesellschaft.

 (DR)

Bei seinem jüngsten Besuch in Saudi-Arabien hätten Politiker sich mit dem Argument herausgeredet «Im Vatikan gibt es auch keine Moschee», kritisierte Pöttering. Diese Sichtweise könne allenfalls für Orte wie Mekka oder Medina gelten, nicht aber für ein ganzes Land, habe er entgegnet. In vielen muslimischen Ländern lebten Hunderttausende christliche Gastarbeiter, die Gottesdienst feiern wollten, betonte der Parlamentspräsident.

Die Zukunft Europas und Deutschlands hängt nach Einschätzung von Pöttering wesentlich von der Zusammenarbeit mit dem Islam ab. Er warnte vor einem «Zusammenprall der Kulturen» nach Vorstellung des kürzlich verstorbenen US-Wissenschaftlers Samuel Huntington. «Gerade Europa hat die politische und moralische Pflicht, diesen Zusammenprall zu verhindern.» Das gelte besonders mit Blick auf den Nahen Osten. Gemeinsam mit den USA und gemäßigten arabischen Staaten müsse die EU sich für einen «wirklichen Frieden» einsetzen. Die Würde eines Juden sei dieselbe wie die eines Christen oder Muslimen. Pöttering war am Morgen von einem Besuch in Ramallah zurückgekehrt.

Sozialpolitischer Aschermittwoch
Mit dem Sozialpolitischen Aschermittwoch wollen die katholische und evangelische Kirche im Ruhrgebiet einen Kontrapunkt zum traditionellen Politikspektakel der Parteien setzen. Das Bistum Essen und die Evangelische Landeskirche im Rheinland laden seit 1998 Vertreter aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Verwaltung ein, um in einem liturgischen Rahmen über gesellschaftspolitische Fragen zu sprechen. In diesem Jahr hieß das Motto «Europa als Wertegemeinschaft». Im Rahmen des Gottesdienstes sprachen auch Bischof Felix Genn und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider.